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«Münzen Huber» darf nach Voranmeldung Kunden empfangen. Zu Beginn der Corona-Pandemie gab es eine Welle von Goldkauf-Anfragen. Nun wurde der Verkauf eingestellt.
Die Türe ist abgeschlossen. Aber Patrick Huber, «Münzen Huber», ist auch während der Coronakrise jeden Tag in seinem Laden an der Vorderen Vorstadt. Auf Voranmeldung darf er Kunden in der Münzen- und Edelmetallhandlung empfangen, das hat Huber beim Kanton abgeklärt. Als die AZ vorbeischaut, ist er aber alleine. Am Boden liegt ein Massband für den Abstand, das Desinfektionsmittel steht bereit. Patrick Huber schiebt eine Goldmünze über den Tisch: Jahrgang 1915, auf einer Seite der österreichische Kaiser Franz Joseph, auf der anderen ein Doppeladler und, tatsächlich, das Wort CORONAE, lateinisch für Krone. «Wir beschäftigen uns schon seit 28 Jahren mit dem Thema», scherzt Huber.
28 Jahre, so lange betreibt Patrick Huber sein Geschäft, erst mitten in der Altstadt, heute an deren Rand. Er gehört zu jenen Kleinunternehmern, für die «Auszeit» ein Fremdwort ist. Nur einmal war er für eine Woche krankheitshalber abwesend – das Sydney-Virus hatte ihn ins Bett gezwungen.
Jetzt kommt ihm wieder ein Virus in die Quere und schrumpft den Umsatz auf ein Minimum. Patrick Huber trägt es mit Fassung. «Man muss die Zeit nutzen», findet er. «Es hat sich viel Arbeit angesammelt, die im normalen Alltag keine Priorität hatte – zum Beispiel müssen Münzen, die wir angeschafft haben, bewertet werden. Ich hätte damit noch monatelang genug zu tun.» Finanziell gesehen sei seine Anwesenheit im Laden allerdings momentan «nicht interessant». Zu wenig Kundschaft. «Die Leute gehen nur aus dem Haus, wenn sie müssen», konstatiert Huber. Dass er sein Geschäft weiter betreiben darf, hat er aber bewusst nicht beworben, «das ist wohl nicht opportun im Moment».
Trotzdem rufen viele potenzielle Kunden an. Zu Beginn der Coronakrise habe es eine Welle von Goldkauf-Anfragen gegeben, erzählt Patrick Huber. «Es war eine gewisse Panik vor einer Geldentwertung oder einem Zerfall des Finanzsystems feststellbar, weshalb die Nachfrage nach Gold enorm stieg.» Der Kilopreis, der zu Beginn der Coronakrise von rund 50'000 Franken auf 44'000 Franken abgesackt war, stieg auf fast 54'000 (Stand Dienstagnachmittag). Praktisch ein Rekordhoch.
Seit ein, zwei Wochen melden sich nun auch Leute bei Patrick Huber, die ihre Wertsachen infolge der Coronakrise liquidieren müssen. Goldvreneli, kleine Goldbarren oder auch Schmuck bieten sie dem Händler an. Mal liegt der Wert bei 50 Franken, mal im fünfstelligen Bereich. Patrick Huber tätigt zwar Käufe, hat aber den Goldverkauf derzeit eingestellt und muss deshalb die vielen Anrufer abweisen. «Wir könnten verkaufen wie die Weltmeister», sagt er. «Aber die grosse Nachfrage und der nur sehr eingeschränkt mögliche Neuankauf würden über kurz oder lang unsere Eigenvorräte vernichten.»
Für seine Frau, die als Angestellte bei ihm arbeitet, hat Huber Kurzarbeitsentschädigung beantragt. Er als Selbstständiger erhält eine kleine Erwerbsausfallentschädigung. Es reicht nicht, um die Fixkosten zu decken. In finanzielle Schieflage gerät der «Münzen Huber» deshalb aber nicht gleich. «In unserer Branche, das zeigt die Geschichte, gibt es immer wieder mal eine Krise. Damit lebt man und dafür haben wir auch vorgesorgt.»
Eine Kriegskasse also, wie sie alt Grossrat Markus Kunz in der AZ gefordert hat? Huber runzelt die Stirn, er hat sich über Kunz geärgert. «Mich dünkt diese Forderung einseitig und wenig empathisch. Schön, wenn einer die Mittel dazu hat. Aber ein anderer, der sein Geschäft erst wenige Jahre führt und viel in den Aufbau investieren muss, kann kaum genug auf die Seite legen.»