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Keine Chance für die Gegendemonstranten zur heutigen Kundgebung der Pius-Bruderschaft: Die Polizei erstickte jeglichen Protest bereits im Keim. Passanten waren schockiert und sprachen von Polizeigewalt.
Konflikte sind bei einem solchen Anlass programmiert: Die erzkatholische Pius-Bruderschaft mobilisiert ihre Mitglieder, um in Aarau gegen das Recht auf Abtreibung zu demonstrieren.
Die Antwort der Linken liess nicht lange auf sich warten: Die Antifaschistische Aktion Aarau rief online zur Gegendemonstration auf. Doch die Gewalt kam von keinem der beiden Lager, sondern vor allem vonseiten der Polizei. Der unverhältnismässige Einsatz führt dazu, dass über 20 Mal wie Handschellen klickten – bei einer gänzlich friedlichen Kundgebung. Die Festgenommenen wurden für 24 Stunden weggewiesen. Zudem führte die Polizei Personenkontrollen.
Florian Vock von der Jungsozialisten (Juso) ist entsetzt: «Dass die Polizei Leute vorsorglich mitnimmt und sie somit ihre freie Meinung nicht äussern können, finde ich sehr problematisch.» Mütter, die mit ihren Kindern am Geschehen vorbeiliefen, waren schockiert: «Das ist pure Polizeigewalt – ist ein solches Eingreifen wirklich nötig?», fragte eine von ihnen entsetzt.
Polizeisprecher Bernhard Graser sagte zum Vorwurf des harten Durchgreifens gegenüber Tele M1: «Die Abtreibungsgegner haben einen verfassungsmässiges Recht sich zu besammeln. Leute, die meinen, sie müssen das durch Feuerwerkskörper und Megaphone-Durchsagen stören, werden aus dem Verkehr gezogen. Das ist unsere Aufgabe für Ruhe und Ordnung zu sorgen.»
Festnahmen ohne Grund
Bereits am Bahnhof hielt die Bahnpolizei gemeinsam mit der Kantonspolizei verdächtige Personen fest und nahm deren Personalien auf. Das sollte den autonomen Demonstranten ein erstes Warnsignal sein. Denn bei der Igelweid, wo sich die Stände von Scientology und den Zeugen Jehovas befanden, kannten die Polizisten kein Pardon mehr: Alle verdächtigen Personen wurden umgehend kontrolliert, viele von ihnen direkt in Handschellen abgeführt – ohne, dass der geringste Tatbestand vorlag.
Zwischenrufe nicht toleriert
Zu Beginn schien es, als würde das präventive Abwürgen möglicher Störaktionen für eine ruhige Demonstration sorgen. Fehlanzeige: Als die Piusbrüder zu beten begannen, griff die Polizei bei deren Gegnern hart durch. Einmal schoss die Handvoll, die noch nicht abgeführt worden war, eine Rauchpetarde, einmal tauchte jemand mit einem Megafon auf und rief: «Wir wollen selber über unsere Körper bestimmen». Beide Male klickten die Handschellen. Doch selbst harmlose Zwischenrufe wurden mit hartem Vorgehen quittiert.