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Siebzig Stände an der Gewerbeausstellung in der Mehrzweckhalle Gränichen lockten Besucher mit Schätzfragen, Kugelschreiber und Schokolade zu sich.
Es ist, als betrete man einen Weihnachtsmarkt. Die wohlige Wärme in der Halle kommt bei dem Wetter gerade recht, es riecht nach Zimt und Duftkerzen. Schon am ersten Stand wird einem zuvorkommend ein Prospektli in die Hände gedrückt. Alle paar Meter stehen freundlich lächelnde Menschen an ihrem Stand. Wies denn der Nadine gehe, fragt eine Frau. «Ach, die ist gerade auf den Seychellen, weisst du», antwortet die andere.
Die Gewerbeausstellung in Gränichen ist auch ein Ort für Klatsch und Tratsch. Als «Volksfest» bezeichnet sie Urs Knoblauch, Präsident des Gewerbevereins. Er ist Stolz auf die Stände: «Ich bin immer wieder erstaunt über die Ideenvielfalt und die Originalität unseres Dorfgewerbes.» Selber steht er am Stand vom Widmer Bau, wo einem der Erstjahrstift mit gelbem Bauhelm auf dem Kopf das Manövrieren eines Krans in Miniaturform beibringt. Etwas nach links mit dem rechten Daumen, dann mit der linken Hand nach vorne drücken, und das Drahtgestellt schwebt in der Luft. Als Belohnung erhält man eine Tafel Schokolade.
Einige Stände weiter präsentieren Priska und Erich Kaufmann ihre dreizehn neusten Kaffeemaschinen. Dunkle Holzwände und der Geruch von frisch gebrautem Kaffee verleitet die Kunden zum Stehenbleiben. «Hey, lueg mol: Die händ denn schön dekoriert mit all dene Bluemetöpf», kommentiert eine Frau, während dem ihr Mann den neusten Prospekt durchblättert. Obs zu Weihnachten eine neue Kaffeemaschine sein wird?
Gleich gegenüber lockt die Allianz mit einer Schätzfrage. Die Anzahl Schokolade-Ostereier, für einmal mit dem Muster eines Fussballs umhüllt, muss für eine Gratis-Reise nach München möglichst genau geschätzt werden. «Es sind jedenfalls mehr als 250 Stück», flüstert einer der Versicherungsberater und verschenkt als Andenken einen Kugelschreiber.
Weiter gehts, vorbei an Immunbooster-Sprays – «ideal für dieses schreckliche Herbstwetter!» – an Gartenstühlen, einem Tattoostudio und Fensterläden. Gekauft wird kaum, vielmehr geht es ums Schauen, Ausprobieren, Kontakte knüpfen. Im Beizli im oberen Stock wird mehr Geld ausgegeben: für Hörnli mit Gehacktem oder ein Rahmschnitzel mit Nüdeli. Angestossen wird nebenan in der «Fürobe-Bar».
Draussen ausharren tun nur wenige. Ein Ehepaar mit einer dicken Wurst in der Hand meint: «Wir wohnen gerade um die Ecke und kommen eigentlich nur für diese Gwärbiwurst». Daneben preisen Herr und Frau Joho aus Hefenhofen süsses Magenbrot und gebrannte Mandeln an.
«Wänder no es Prospektli?», fragt eine Frau am Ausgang. «Nein danke, für heute habe ich wohl genug Lesestoff», antwortet der Mann mit Blick auf die Heftli unterm Arm. Mit leeren Händen ging an diesem Wochenende niemand nach Hause.