Acht Kandidaten für den Suhrer Gemeinderat stehen schon seit einiger Zeit fest, nur mit der Kandidatur zum Gemeindepräsidenten zögerten noch alle Parteien und Gruppierungen. Zukunft Suhr machte nun den ersten Schritt und schickt Gemeinderat Thomas Baumann ins Rennen. Dann wurde auch die Kandidatur von Vizegemeindepräsidentin Carmen Suter-Frey bekannt.
Lange haben die politischen Gruppierungen in Suhr gezögert mit der Nominierung ihrer Kandidaten für die Nachfolge von Gemeindepräsident Marco Genoni, der Ende Jahr abtritt. Proaktiv wagte das Bündnis Zukunft Suhr den ersten Schritt und gab bekannt, dass Thomas Baumann ins Rennen ums Gemeindepräsidium steigen wird. Das Dorfmagazin Suhr Plus verriet anschliessend, dass auch Vizegemeindepräsidentin Carmen Suter-Frey sich für das Amt zur Verfügung stellt.
Über Thomas Baumann weiss man relativ viel: Der studierte Biolandwirt und Projektleiter Naturförderung beim Naturama sitzt seit 2014 im Gemeinderat und wurde letztes Jahr für die Grünen in den Grossen Rat gewählt. In Suhr führt er das Ressort Bau, Verkehr und Umwelt, das er auch in Zukunft gerne behalten will. Dies, wie er sagt, gerade weil die Gemeinde mit Kleinstadtgrösse aktuell in einem wegweisenden Umwandlungsprozess von einem Dorf zu einer Stadt stehe.
Suhr hatte Ende Juni offiziell 10'978 Einwohner und sollte an diesen Tagen die 11'000er-Marke überschreiten. Als Standort grosser, nationaler Firmen hat die Gemeinde längst nicht nur für die Aarauer Agglomeration eine grosse Bedeutung. In den nächsten Jahren will der Kanton zum Beispiel für über 200 Millionen Franken eine Ortsumfahrung Bauen – das Projekt Veras. Gleichzeitig entwickelt sich Suhr von einem Industrie- zu einem wichtigen Wohnstandort. Grossüberbauungen wie auf dem Henz- oder Hugger-Areal, dem Neumattweg Ost (früher Sprecher+Schuh) oder der noch freien Wiese zwischen Tram- und Bachstrasse werden derzeit umgesetzt.
Für Thomas Baumann sei es deshalb wichtig, Suhr gerade in dieser entscheidenden Phase in die richtige Richtung zu lenken und nebst attraktiven Siedlungen auch gute Lebensbedingungen für Familien und eben gute Steuerzahler anzubieten. Die Finanzen der Gemeinde nennt er denn auch als die andere, aktuell grosse Herausforderung.
Für das arbeitsintensive Amt als Gemeindepräsident will er sich ganz konzentrieren. Er sagt:
«Ich werde sicher die Arbeit im Naturama aufgeben, wenn ich gewählt werde.»
Zudem zeichne sich auch auf seinem Bauernhof eine Nachfolge ab, die ihm bis ins Pensionsalter auf dem Betrieb entlasten wird. Laut Zukunft Suhr hätte «die Gemeinde an der Grenze zur Stadtgrösse» mit Grossrat Thomas Baumann «eine starke Stimme» im Kanton und könnte von Synergien profitieren.
Während Thomas Baumann (60) der Kandidat ist von Mitte-links (zu Zukunft Suhr gehören SP, Grüne, Grünliberale, CVP und EVP), wird die parteilos-bürgerliche Carmen Suter-Frey (61) von Mitte-rechts unterstützt. FDP, SVP und IG Pro Suhr treten zu den Wahlen neu gemeinsam als «Bürgerliches Komitee Suhr» an und plädieren nebst gesunden Gemeindefinanzen auch für «mehr Transparenz» und «gute Kommunikation».
Carmen Suter-Frey ist seit einigen Jahren in vielen Bereichen der Gemeinde aktiv, pflegt aber Zurückhaltung. Sie ist in Rohr aufgewachsen, arbeitete als Laborantin im Inselspital Bern, im Kantonsspital Aarau und bei Mibelle in Buchs, führt seit bald 30 Jahren das Kosmetikstudio Le Visage in Suhr und ist Vizepräsidentin im Gewerbeverein und Präsidentin des Forstkreises Aarau-Kulm-Zofingen. Seit 2010 sitzt sie im Gemeinderat und ist mit Marco Genoni die Dienstälteste, seit 2018 Vizegemeindepräsidentin.
Als Mitglied der IG Pro Suhr setzte sie sich gegen den Zukunftsraum ein. Dieses Fusionsprojekt habe «das Dorf durchgeschüttelt und auseinandergebracht», sie wolle nun «das Vertrauen und den Rückhalt der Bevölkerung wiederherstellen».
IG-Präsident Martin Saxer hob auf Anfrage ihre langjährige Erfahrung hervor. «Die bürgerliche Seite ist der Meinung, dass sie eine absolut gute Kandidatin ist», sagt FDP-Präsident Urs Zimmermann. SVP-Präsident Beat Woodli, der im Herbst für den Gemeinderat und neu auch fürs Vizegemeindepräsidium kandidiert, kennt sie bereits aus Vereinen und der Feuerwehr. «Wir würden gerne gemeinsam Verantwortung für die Gemeinde übernehmen», sagt er.