Am 10. September feiert der Theatervirus Buchs mit der Komödie «Gspässigi Lüüt» Premiere. Das Stück vereinigt Humor und Tiefsinn, ohne die Moralkeule sausen zu lassen.
«Ein Mann von einem Bär!», sagt die Schauspielerin an der Probe in der alten Buchser Turnhalle. Die Mitspieler «verjagts» beinahe wegen des Versprechers. Das mags jetzt noch leiden: Sie proben erst zum zweiten Mal in der Alten Turnhalle, wo am 10. September die Premiere stattfindet. Noch sind einige Positionen und Laufwege, auch Blickrichtungen, zu definieren.
Der Wohler Theaterprofi Peter Locher führt auch in der zweiten Produktion des jungen Vereins Regie. Die Besetzung ist vollauf gelungen: Da stehen Typen auf der Bühne. «Achtung, und Action!», weist er die Spieler an der Probe an.
Gesucht: 20 Millionen
«Gspässigi Lüüt» heisst das Stück von John Patrick (1905 bis 1995), einem irischen Secondo in den USA. Und worum geht’s? Die wohlhabende Stiefmutter dreier Kinder, unlängst Witwe geworden, geht mit dem Vermögen nicht so um, wie es sich die angeheiratete Brut vorgestellt hat. Sie hat 1000 Schülern samt Familien zu einer Kreuzschifffahrt verholfen und dem Hund eines Penners zu einem Marmorgrabstein. Und sie erwägt die Errichtung einer Stiftung für die Erfüllung sinnloser, doch verständlicher Wünsche.
Ihr Ansinnen bringt sie nicht überraschend in die Villa Waldfrieden, eine geschlossene psychiatrische Klinik. Die ist Schauplatz des Stücks. Die Stiefkinder wollen um jeden Preis an die 20 Millionen ihrer Stiefmutter kommen. Entmündigung? Ihr entlocken, wo sie das Geld, angelegt in 20 Wertpapieren, versteckt hat? Die Gier des Herrn Ständerats, des Herrn Oberrichters und der Männer verzehrenden Jetsetterin treibt üppige Blüten.
Grenzen verschwimmen
Das Stück vereinigt Humor und Tiefsinn, ohne die Moralkeule sausen zu lassen. Immer verschwommener aber wird für das Publikum die Grenze: Welches Verhalten ist normal und welches gehört weggesperrt? Die Bewohnerinnen und Bewohner der Villa Waldfrieden beeindrucken durch Verhaltensoriginalität zwischen Komik und Tragik: der jämmerliche Geiger («Automaten ersetzen Menschlichkeit»), der grosse Pianist, die Möchtegernmutter, die überfröhliche Plaudertasche mit dem Talent, in jedes Fettnäpfchen zu treten. Und vor allem die malende Schweigerin und Hasserin: «Ich hasse Gallen-, Nieren- und Grabsteine.» Zuvorderst hasst sie Elektrizität. Ihr Lichtlöschwahn ist mehr als ein Running Gag; er führt mehrfach zu Turbulenzen, so, nachdem die Millionärin die 20 wertvollen Papiere ihrem Teddybären entnommen hat. Und sie trägt dazu bei, dass das Stück auch emotional berührt.
«Das A und O sind die Anschlüsse», sagt Peter Locher nach der Probe und ergänzt: «Es darf nicht zäh werden.» Sein Ziel: Die Spannung hoch, die Neugier wach halten.
«Gspässigi Lüüt»: Jeweils 20 Uhr, Alte Turnhalle, Lenzburgerstrasse 1, jeden Abend vom 10. bis 13. September. Vorverkauf online: www.theatervirus-buchs.ch. Telefonisch Mo, Mi und Fr 18 bis 20 Uhr unter 062 822 85 77. Persönlich: Computer Repair, Mitteldorfstrasse 72, Buchs.