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Das vor zwei Jahren neu eröffnete Einkaufszentrum in Aarau versprach attraktiv und trendig zu sein. Doch das Gais-Center hat heutzutage mit kaum vorhandener Kundschaft und zahlreichen Diebstählen zu kämpfen. Die Ladenbesitzer rätseln, woran es liegt.
Ein attraktives Einkaufszentrum im neuen Trendquartier, «Das Gais-Center bietet alles was Sie brauchen!» - das sind die Versprechungen, die auf der Webseite zu lesen sind. Doch im Gais-Center in Aarau herrscht Geisterstimmung. Kaum Leute, und kaum Läden. Mehrere verlassene Geschäfte, «Bin gleich zurück»-Schilder hängen einsam an Ladentüren und bleiben dort für Stunden.
«Es läuft sehr wenig, oft ist es hier langweilig», beklagt sich Michelle Hunziker, Verkäuferin im Kleidergeschäft «Blackout». Nicht einmal am Samstag kämen genug Leute. Sie hätten lange Öffnungszeiten - doch wofür? «Schon ab vier kommt zu uns kaum mehr jemand.»
«Es ist nie jemand da»
«Hier sind ja wirklich gar keine Leute», wundert sich eine Besucherin, die das erste Mal im Center ist. «Hier bin ich schon ein paar Mal gewesen, ist aber nie jemand da», murmelt eine andere Passantin, als sie am geschlossenen Laden vorbei läuft. Im Gais-Center in Aarau fällt schnell auf, dass das Geschäft nicht floriert.
Dabei hat es doch vor zwei Jahren bei der Neueröffnung vielversprechend begonnen. Die Lage des Einkaufszentrums ist gut zugänglich für Auto- und Bahnfahrer. Der Standort an der Industriestrasse ist in wenigen Minuten zu Fuss vom Bahnhof erreichbar. Schulen gibt in der Nähe auch. Das Zentrum wirkt modern und sauber, die Preise sind auch gut. Trotzdem rätseln die Ladenbesitzer, warum die Kundschaft ausbleibt.
Probleme mit Diebstählen
«Hier sieht man schon sehr viele Kopftücher», meint Morina Bekin, der Inhaber der Modekette Keep-Style. Zum dritten Mal seit der Eröffnung macht er einen grossen Lagerverkauf. Das zieht die Schnäppchenjäger an und erhöht die sonst dürftige Zahl der Kunden. «Meistens kann ich Ende des Tages die Kunden an den Händen abzählen», sagt Bekin. Er bleibt aber optimistisch. «Eine grosse Schweizer Firma hat das Gais-Center nötig, im Format eines Migros oder Coop. Vielleicht würden dann auch mehr Schweizer zu uns kommen.» Die deutschen Ketten Müller und Aldi sind schon vorhanden. «Die haben aber auch nicht wirklich mehr Kunden, niemand hat das hier.»
Zusätzlich zu den wenigen Kunden plagen die Ladenbesitzer Probleme mit Diebstählen. Der Ladeninhaber Bekin meint, die Ursache zu kennen. Zwei Asylheime seien in der Nähe, und wenn man mit so wenig Geld auskommen müsse, sei die Verlockung gross, sagt er. «Jede Woche ist hier die Polizei mit Diebstählen beschäftigt», stimmt auch die Blackout-Verkäuferin zu. Security-Männer seien im Gais-Center allgegenwärtig.
Spezialitätenläden top, Kleiderboutiquen flop
Etwas besser gehts den kleinen Läden, die einen ganz speziellen Kundenkreis bedienen. Besitzerin des Russen-Shops Marina Rubtsova verkauft russische Spezialitäten, und das nicht nur an Russen. «Es kommen auch Schweizer zu uns. Und nicht nur um Wodka zu kaufen.» Früher war ihr Laden, den sie mit ihrem Mann führt, in der Altstadt. Vor zwei Jahren sind sie ins Gais-Center umgezogen. Hier haben sie mehr Platz, sind gut erreichbar und viele Parkplätze gibt es auch. Aber laufende Kundschaft haben sie zu wenig. «Es braucht mehr attraktive Geschäfte hier», meint die Russen-Shop Besitzerin. Mit dem Geschäft ist sie einigermassen zufrieden, es könnte aber besser sein. Zudem verkaufen sie ihre Spezialitäten auch im Internet.
Spezialitäten verkauft auch Anthony David, Inhaber des Sri Ganesh. «Es läuft okay. Zu wenig Leute hat es immer. Meiner Meinung nach hat es einfach zuviele Kleiderboutiquen. Und das Parken ist viel zu teuer. Man müsste mehr Werbung machen.»
Darin sind sich alle Ladenbesitzer einig: Das Gais-Center muss bekannter werden, viele sind sich gar nicht bewusst, dass es ein Einkaufszentrum in der Nähe gibt. Aber die anspruchsvollen Kunden wollen dann auch mehr geboten bekommen.
Management ist sich der Probleme bewusst
Claudia Cleo Brandner, Managerin des Gais-Centers, ist sich der grossen Probleme bewusst. «Die kleineren Mieter liegen uns am Herzen, wir haben erst kürzlich das Gespräch mit denen, die Umsatzschwierigkeiten haben, gesucht.» Sie hätten Mietsenkungen gewährt oder die, die ganz aufgeben wollten, aus der Haftung entlassen. Ebenso seien sie aktiv auf der Suche nach neuen, passsenden Mietern. Doch in Zukunft müssten sich auch die Kleinmieter an die gemeinsamen Öffnungszeiten halten, damit Kunden nicht mehr vor geschlossenen Läden stehen.
Auch das Diebstahlproblem ist bekannt. Der Sicherheitsdienst arbeitet rund um die Uhr, um die Betreiber zu schützen. Verhandlungen mit der Stadt Aarau sind geplant, doch «die Asylunterkünfte lassen sich natürlich nicht einfach umplatzieren», so Brandner. «Wir glauben an den Standort und wollen in Zukunft mehr Werbung machen. Diverse Events sind schon geplant, so z.B. ein grosser Weihnachtsevent am verkaufsoffenen Sonntag am 16. Dezember.»
Hoffnung auf das neue Stadion
In etwa zwei Jahren soll auch das neue Aarauer Fussballstadion kommen, dazu ein brandneues Wohnquartier in der Nähe. Die Verkäufer hoffen, dass dies mehr Kundschaft zu ihnen lockt. Für die Boutiquen, die gerade schliessen oder umziehen müssen, kommt das allerdings zu spät.