Gränichen
Für das Schulhaus verpfändeten die Ortsbürger den Wald

Die neue Ausstellung im Museum Chornhuus in Gränichen widmet sich der 130-jährigen Geschichte des Dorfschulhauses.

Sibylle Haltiner
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Christian Stirnemann zeigt den Zählrahmen.

Christian Stirnemann zeigt den Zählrahmen.

Sibylle Haltiner

50 Schülerinnen und Schüler hatten Platz im kleinen Schulzimmer, gar 80 im grossen. Dies zeigen die Pläne des 1890 fertiggestellten Gränicher Dorfschulhauses. Zu sehen sind sie, zusammen mit weiteren Erinnerungsstücken aus der 130- jährigen Geschichte des Gebäudes, in der Sonderausstellung «Unser Dorfschulhaus» im Museum Chornhuus.

«Betreut wurde eine solche Schulklasse jeweils von nur einem Lehrer», erzählte Christian Stirnemann, Präsident der Heimatvereinigung Gränichen, am Freitagabend anlässlich der Vernissage. Viele Stunden hat er im Archiv der Gemeinde verbracht, um Material zur Entstehung und Geschichte des Schulhauses zu sammeln. Am Freitagabend konnte er daher den Vernissagebesuchern viel Interessantes und auch Kurioses erzählen.

Da nach dem Tod des beliebten Lehrers Weibel kein neuer Schulmeister gefunden werden konnte, entschied sich der Gemeinderat 1888, beim Kanton ein Gesuch, um Einführung einer Bezirksschule zu stellen. Dieses wurde genehmigt, aber nur unter der Voraussetzung, dass ein neues Schulhaus gebaut würde. Da passte es ganz gut, dass mitten im Dorf ein strohbedecktes Doppelbauernhaus abbrannte.

Auf dem Brandplatz konnte das neue Schulhaus gebaut werden. Noch immer steht es an der Mitteldorfstrasse und viele Generationen von Schülerinnen und Schülern haben dort das Einmaleins gelernt. Die Sanierung, welche im letzten Jahr durchgeführt wurde, gab der Heimatvereinigung den Anstoss für die Sonderausstellung.

Um die Baukosten von rund 72'000 Franken aufbringen zu können, mussten die Ortsbürger damals rund die Hälfte ihres Waldes verpfänden. Die Einweihungsfeier fand im Frühling 1891 statt. «Das Organisationskomitee bestand aus 13 Mann, es gab einen Umzug und Schülervorträge», berichtete Christian Stirnemann und fügte hinzu: «Jeder Schüler erhielt Wurst und Brot sowie drei Deziliter Wein, das war damals üblich.»

In einer Schulchronik wurden alle Ereignisse, die das Dorfschulhaus betrafen, säuberlich erfasst. So kann heute noch nachgelesen werden, dass am 5. Februar 1891 die Schule ausfiel, da es in den Zimmern nur gerade 4,5 Grad warm war. «Niemand schafft Ordnung», beschwerte sich der Aufzeichner. Doch es wurde nicht nur unterrichtet im neuen Schulhaus, in der Turnhalle im Erdgeschoss hielt der Turnverein seine Übungen ab und es fanden Theatervorstellungen statt.

Die Heimatvereinigung hat für ihre Sonderausstellung im Museum Chornhuus viele Originalexponate aus der Anfangszeit des Schulhauses zusammengesucht: Fotos, Baupläne, Zeichnungen der Öfen, die verwendet wurden, Theaterplakate und auch die Schulchronik liegen auf. Schulbänke und ein Lehrerkatheder, alte Lehrmittel und Zeugnisse, sogar ein beinahe 90 Jahre altes Poesiealbum ergänzen die Ausstellung.

Auf zwei Bildschirmen können die Besucherinnen und Besucher Klassenfotos und Kurzfilme, etwa von Jugendfesten oder dem Schulalltag, anschauen.
Das Dorfmuseum ist jeden letzten Sonntag im Monat (ausser Juli und Dezember) von 14 bis 17 Uhr sowie am internationalen Museumstag vom 17. Mai geöffnet.