Die SVP hat wenige Tage nach der Rücktrittsankündigung ihrer Stadträtin einen möglichen Nachfolger präsentiert.
Das ging schnell: Am vergangenen Freitag kündigte Regina Jäggi an, dass sie sich im Herbst nicht wieder zur Wahl in den Stadtrat stellt. Mit ihrem Entscheid überraschte Jäggi alle – auch ihre Partei, die SVP Aarau-Rohr. Diese hatte eigentlich gedacht und gehofft, dass Jäggi noch eine Amtsperiode dranhängt. Erst seit wenigen Wochen wusste die Parteileitung, dass dem womöglich nicht so sein würde.
Nun hat die SVP vorwärtsgemacht und ihr «Vor-Nominationsverfahren», wie sie es nennt, abgeschlossen. Das teilte Einwohnerrat Beat Krättli gestern im Namen der Partei mit. Fraktion, Parteileitung und die «Arbeitsgruppe Wahlen» empfehlen der Generalversammlung im Februar Einwohnerrat Simon Burger als ihren Kandidaten für die Stadtratswahlen 2017.
Wer das Geschehen im Aarauer Einwohnerrat beobachtet, der kennt Burger. Er tritt oft als Fraktionssprecher auf und findet dabei immer klare, mitunter spitze Worte. Im Rat sitzt er seit 2013, er ist Mitglied der Finanz- und Geschäftsprüfungskommission (FGPK). Zudem gehört Burger der Parteileitung an, ist Mitglied der Fachkommission Migration und Asyl der SVP Schweiz und ausserdem beratend für die Kantonalpartei tätig. «Er hat den Kurs der Stadtpartei massgeblich geprägt und nimmt eine sehr aktive Rolle in der Fraktion und im Einwohnerrat ein», so die SVP in einer Medienmitteilung. «Simon Burger gilt als versierter Sachpolitiker, dossiersicher, strategisch denkend und gradlinig.»
2016 hat Einwohnerrat Burger drei Anfragen eingereicht. Bei allen ging es um Kriminelle und/oder Asylbewerber – konkret um «Umgang mit religiösem Extremismus», «Umgang mit gewaltbereiten Asylbewerbern in der Gops Aarau» und um «Rabatt für linksextreme Chaoten». Ist Burger ein Hardliner? Fraktionskollege Beat Krättli winkt ab. «Er ist ein Garant für bürgerliche Werte und positionstreu, hat aber eine hohe Sozialkompetenz.»
Burger, Jurist mit Anwaltspatent, ist Leitender Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft Zofingen-Kulm. Vor einer Kandidatur war deshalb das Einverständnis des Regierungsrats notwendig. «Departementsvorsteher Urs Hofmann hat grünes Licht gegeben», sagt Beat Krättli. Durch seine Funktion verfüge Burger über ausgewiesene Führungserfahrung, sei mit den Verwaltungsabläufen bestens vertraut und mit den kantonalen Behörden vernetzt. «Damit ist Simon Burger prädestiniert, als künftiger Vertreter in der Aarauer Exekutive zu wirken.»
Will die SVP mit Burger etwa sogar im Kampf um die Nachfolge von Stadtpräsidentin Jolanda Urech mitmischen? Im Moment steht eine Kandidatur fürs Stadtpräsidium nicht im Vordergrund – die SVP erachtet es «als äusserst ambitiös und mutig, mit einem Stadtratsneuling sogleich Anspruch auf das Stadtpräsidium zu erheben». Jedoch: «Sollte eine Novizin wie Gabriela Suter (SP) für diesen Sitz kandidieren, schauen wir nicht einfach zu», sagt Krättli. «Dann werden wir die Lage sehr genau analysieren.» Eines sei jedoch unbestritten: «Burger würde zweifellos über das erforderliche Rüstzeug für das Stadtpräsidium verfügen.»
Die SVP wollte ursprünglich zwei Kandidaten nominieren. Nun bleibt es bei einem - «Vorderhand», sagt Krättli. Will heissen: Falls sich ein weiterer Bisheriger zurückzieht, geht die SVP noch einmal über die Bücher. Man habe noch weitere mögliche Kandidaten, lässt Krättli durchblicken. Eine Frau sei im Moment nicht dabei, präzisiert er auf Nachfrage. «Aber das kann sich ändern. Wir sind sehr aktiv auf Kandidatensuche, auch für den Einwohnerrat.»