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Das Floristik-Geschäft BLATTform im Aarauer Aarepark feiert sein Jubiläum. Das hat es auch seiner Chefin zu verdanken.
In der Stadt Aarau hat es vergleichsweise viele sehr gute Floristik-Geschäfte. Und sie können sich über Jahrzehnte halten, selbst wenn sie keine Top-Passantenlage besetzen: Diesen Monat feiert «BLATTform» im Aarepark das 20-Jahr-Jubiläum.
Es läuft gut: Zu den Grosskunden gehört etwa die Hirslanden Klinik Aarau. «Bei uns sind Naturkreationen sehr gefragt – bloss kein Kitsch, wenige Accessoires», sagt Chefin Heidi Majoleth (57). Das entspreche ihrem Stil: «Ganz ordentliche Kreationen liegen mir gar nicht – es muss wild und z’underobsi sein. Und es liegt mir am Herzen, dass wir vor allem Saisonales verkaufen und nur wenige Exoten.»
Sowieso stammt vieles, das in BLATTform-Kreationen Verwendung findet, aus der nahen Umgebung. Teilweise zielgerichtet gepflanzt, etwa im Feld des «Obstgartens» in Rombach, das das BLATTform-Team einst selbst angelegt hat.
Oft verwenden Majoleth und ihre Mitarbeiterinnen aber auch Zufallsfunde: «Alle in unserem Team haben die Augen offen, wenn sie unterwegs sind. Man findet so vieles in der Natur. Und wir kennen die besten Plätzli; sammeln spezielle Gräser in Kiesgruben oder Flechten in Davos und im Schwarzwald. Auf dem Gelände der Baumschule Hauenstein habe ich lustige Schoten gefunden, in der Badi Aarau durfte ich Kastanien holen.
Majoleth holt grosse, grüne Schoten hervor, die an Bananen erinnern. «Und schauen Sie: Die sehen doch aus wie aus Afrika. Aber ich habe sie auf der Barmelweid entdeckt.» Beim Gespräch mit der AZ ist Chefin Heidi Majoleth alleine im Laden. «In den Herbstferien ist es bei uns – wie überall - etwas ruhiger», sagt die Küttigerin.
Sie ist eine gebürtige Wehrli, Schwester von Weinbauer Peter Wehrli, und durch das Aufwachsen auf einem Bauern- und Weinbaubetrieb war ihre Berufswahl vorgespurt: «Ich wollte schon immer in und mit der Natur arbeiten. Mich fasziniert, was man daraus machen kann – wie Farben, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, zu etwas Schönem vereinigt werden können.»
Ihren heutigen Namen, Majoleth, spricht man übrigens genauso aus, wie er geschrieben steht. Und nicht etwa französisch. «Obwohl mein Mann einmal nachgeforscht hat und es da vermutlich französische Hugenotten in der Familie gab.»
Nach der Lehre bei «Schaufelbühl» in Oberentfelden wollte die junge Floristin ins Ausland. Holland, das Traumziel, hatte zu viele Arbeitslose. Also ging Majoleth nach Husqvarna in Schweden. «Die kaufen Blumen nicht als zusammengestellte Sträusse, sondern in grossen Bündeln. An einem Wochenende haben wir 500 000 Tulpen verkauft.»
Noch heute versteht sie Schwedisch, selbst wenn sie schon lange nicht mehr dort war: Aktuell zieht es sie öfter nach Kuba, zum einfachen, bunten Leben. Heidi Majoleth liebt aber auch Berge. Zurück aus Schweden, arbeitete sie zuerst in Liechtenstein und dann in Chur. Dort lernte sie nicht nur ihren Mann kennen, sondern auch ihre spätere Geschäftspartnerin Claudia Probst.
Als die beiden Frauen die Selbstständigkeit ernsthaft in Erwägung zogen, war für Heidi Majoleth klar: Das geht nur zu Hause. Im Aargau, in Aarau. «Hier kenne ich die meisten Leute; weiss, wo ich was von wem bekomme. Wenn ich etwas brauche, kann ich den Förster anrufen, und er hilft mir.» Nur ihr Mann, der Bündner, sei zuerst nicht begeistert gewesen davon, ins Unterland zu ziehen. «Aber wir haben ja die Jurahügel, die sind wunderbar. Ich wandere fast jeden Sonntag auf die Barmelweid, um meine Mutter im Altersheim zu besuchen.»
An der Küttigerstrasse 16 in Aarau fanden die beiden Frauen vor 20 Jahren ein ehemaliges Coiffeurgeschäft und richteten sich dort ein. Die Geschäftseröffnung fiel für Heidi Majoleth ins selbe Jahr wie die Geburt ihres Sohnes und die Hochzeit. Die Selbstständigkeit gefiel ihr, nur mit dem Vermieter und dem Nachbarn gab es immer mal wieder «ein Theater».
Als dann 2007 ganz in der Nähe die Überbauung Aarepark realisiert wurde, zügelten die Floristinnen trotz nicht ganz idealer Lage – der Laden liegt etwas versteckt. «Die Räume hier sind schön gross. Das ist zwar arbeitsintensiv, aber es hat genug Platz für unsere Kurse. Die geben wir für Kinder und Erwachsene, und zwar zu was immer uns gerade saisonal in den Sinn kommt. Adventskranzkurse laufen zum Beispiel sehr gut.»
Ihre Geschäftspartnerin ist mittlerweile ausgestiegen; Majoleth ist alleinige Chefin. «Ich bin aber sehr froh um meine Stellvertreterin Katja Elsesser. Sie ist die Perfektionistin, die ich nicht bin.» Ausserdem arbeiten noch vier weitere Personen im Betrieb: Aushilfen und Lernende. Heidi Majoleth war im Vorstand des Floristenvereins Aargau und Delegierte im gesamtschweizerischen Verband.
Noch heute nimmt sie Lehrabschlussprüfungen ab – und bildet selber aus. Oft schneiden ihre Lernenden hervorragend ab. «Jeder reisst sich um gute Lernende. Phasenweise war es wirklich schwierig, sie zu finden. In den letzten zwei Jahren war es wieder besser. Mir ist es egal, ob jemand in der Bez oder der Real ist; ob man gut rechnen oder schreiben kann. Hauptsache, der oder die Lernende ist mit Freude und Kreativität dabei und passt in unser Team.»