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Der Theaterverein wartet mit einer Uraufführung auf, die Autor Peter Locher den Theaterleuten auf den Leib geschrieben hat.
Kaum eine Komödie ohne Telefon und Türklingeln. Auf der Oberentfelder Theaterbühne klingelt aber nur die Türglocke altmodisch. Den Ton gibt hauptsächlich das Smartphone an, und es wird geskypt, nicht gekneippt. Die «digitale Komödie» mit dem Titel «Passwort Figaro» bringt mit iPad und Laptop die digitale Gegenwart ins Volkstheater. Regisseur Peter Locher hat das Stück geschrieben, und zwar im Gegensatz zu seinen bisherigen Theaterarbeiten ohne Auftrag. «Ich hatte trotzdem beim Schreiben schon meine Leute vor Augen», sagt er. Und man merkts: Die Besetzung überzeugt; die verschiedenen Typen von der gwundrigen Nachbarin bis zur Tussi und vom etwas trotteligen Coiffeurmeister bis zum Polizisten finden in den Oberentfelder Theaterleuten ihre Fleisch- und Blutwerdung.
Wir finden uns in der Wohnung der Coiffeurfamilie Föhn. Sohn Leon hackt mit der Nachbarstochter Zoe die Lösungen der Matheprüfungen. Mutter Vanessa zieht für ein dreiwöchiges Engagement als Sängerin nach Italien. Doch nichts da mit Ruhe für Vater Hermann. Die auf- und zudringliche Nachbarin bedrängt ihn, Tochter Sara kuriert im Elternhaus ihren Liebeskummer aus. Damit nicht genug: Grossvater Arthur nistet sich ebenfalls ein, da seine Alterswohnung nicht termingerecht fertig geworden ist. Er bringt sich an der Klubschule computermässig auf Vordermann, zieht aber das reale Jassen jenem im Internet vor: «Das virtuelle Bier ist mir zu trocken.»
Leon, dem Gamer, gelingt es, übers Internet zu Kundenkonten Zugriff zu erlangen, und zwar bei der «Golden Bank of Swiss Union». Während Leon bescheidene Beträge «abzügelt», wird Zoe übermütig: 85 000 Franken für einen Occasions-Ferrari! Doch die Bank kommt den jungen Kriminellen auf die Schliche, und plötzlich steht die Polizei auf der Matte. Die Komödie droht für Leon und Zoe in eine Tragödie zu kippen. Der Showdown bringt ein überraschendes Ende.
«Du darfst noch opernhafter spielen», sagt Regisseur Peter Locher an der sechstletzten Probe und machts und sprichts gleich vor: «Fu-tu-ris-tisch!» Der Fokus liegt bei dieser Probe auf der Technik. Lautstärke der Klingeltöne, Einblendung der Videosequenzen. Locher legt Wert auf Präzision, auch im Wort. Geil, krass, cool, Hammer: Leon soll sich bitte ans Drehbuch halten. Und Mutter Vanessa skypt in Echtzeit mit ihrer Familie zu Hause, wo sie sieht, wie die Nachbarin über ihren Hermann in eine verfängliche Situation hineinstolpert.
«Passwort Figaro» ist eine kriminalistisch angehauchte Komödie ohne Leichen, aber mit Tatbeständen aus dem Bereich der Wirtschaftskriminalität. Situationskomik mit Slapstick-Elementen, Wortspiele, Kalauer und feine Gags sorgen für zwei höchst unterhaltsame Theaterstunden.
Das Dreigenerationenstück in vier Akten feiert am 7. 1. um 17 Uhr in der Turnhalle Dorf Premiere. Bis 28. 1. gibt es 12 Aufführungen. Vorverkauf über www.theateroberentfelden.ch oder Tel. 079 849 49 09 (montags, mittwochs und freitags, 13 bis 15 Uhr).