Wissenschaftler der Universität Bern fanden im Rahmen des Projekts «Zukunftsraum Aarau»heraus, dass die Gemeinden Aarau und Biberstein gut da stehen und Densbüren macht das Schlusslicht – obwohl es den höchsten Steuerfuss hat.
Die Finanzlage der elf Gemeinden sei zufriedenstellend, stellen die Wissenschafter der Universität Bern fest, die im Rahmen des Projekts «Zukunftsraum Aarau» die Gemeinden auf Herz und Nieren geprüft haben. Die Einschränkung: Densbüren hängt am Tropf und bezog 2014 und 2015 im grossen Mass Finanzausgleich. Und mit dem neuen Finanzausgleich wird es für Densbüren noch enger. Auch Unter- und Oberentfelden sind schwach auf der Brust. Der Bericht des Kompetenzzentrums für Public Management von Reto Steiner ermöglicht den Vergleich der Finanzkennzahlen.
Densbüren hat den höchsten Steuerfuss und die höchste Pro-Kopf-Nettoverschuldung bei der tiefsten Steuerkraft, und geringer Eigenfinanzierung. Ober- und Unterentfelden sind verschuldet – Unterentfelden mehr als Oberentfelden – bei gleichzeitig tiefem Selbstfinanzierungsanteil, einem durchschnittlichen Steuerertrag und einem gewissen Sanierungsbedarf. Auch Erlinsbach hat eine relativ hohe Nettoverschuldung. Die Nettoverschuldung hat in der Mehrheit der Gemeinden im Zukunftsraum Aarau eher zugenommen.
Die finanzielle Leistungsfähigkeit der restlichen Aargauer Gemeinden im Zukunftsraum, Aarau, Biberstein, Buchs, Küttigen, Muhen und Suhr, ist vergleichsweise besser, ebenso die von Schönenwerd. Die Solothurner Gemeinde hat zwar eine geringe Steuerkraft und einen geringen Selbstfinanzierungsanteil, ist aber nicht verschuldet. Reto Steiner stellt fest, dass die Finanzsituation für einige Gemeinden eine grösser werdende Herausforderung darstellt.
Steiner weist darauf hin, dass «eine isolierte Betrachtung einer einzelnen Kennzahl und eine Einjahresbetrachtung nur beschränkt aussagekräftig» ist.
Den tiefsten Steuerfuss mit 92 Prozent weist im Jahr 2015 die Gemeinde Biberstein aus, gefolgt von der Stadt Aarau (94), Buchs (97) und Erlinsbach AG (98 Prozent). Densbüren rupft seine Steuerzahler auf der Basis eines Steuerfuss von 119 Prozent. Gegenüber 2011 konnten drei Gemeinden ihren Steuerfuss senken: Suhr, Muhen und Oberentfelden. Erhöht wurde er in Unterentfelden und Biberstein, allerdings auf tiefem Niveau. Zu erwähnen ist, dass diverse Gemeinde mit dem Budget 2016 eine Steuerfusserhöhung in Betracht ziehen, so unter anderen auch besser aufgestellte Gemeinden wie Aarau, das mit einem Steuerfuss von 103 Prozent budgetiert, oder Buchs, wo der Gemeinderat eine Erhöhung von 97 auf 102 Prozent beantragt.
Im laufenden Jahr gibt es im Zukunftsraum Aarau vier Nettozahler: Aarau, Biberstein, Erlinsbach und Küttigen. Mit 3,2 Millionen Franken leistet die Stadt Aarau die höchste Abgabe. Pro Kopf macht das 109 Franken. Einzig die Gemeinde Biberstein lieferte eine höhere Pro-Kopf-Abgabe ab, nämlich 167 Franken. Die einzige Nettoempfängergemeinde ist Densbüren, das im Jahr 2015 einen Pro-Kopf-Beitrag von mehr als 1300 Franken erhielt. Schönenwerd profitiert vom innerkantonalen Finanzausgleich des Kantons Solothurn mit einem Pro-Kopf-Beitrag von 217 Franken.
Über die Jahre 2011 bis 2013 verfügen die Stadt Aarau und die Gemeinde Biberstein über die höchste Steuerkraft: Aarau mit 3817 Franken, Biberstein mit 3452 Franken pro Einwohner. Mit 1800 Franken pro Einwohner macht die kleinste Gemeinde, Densbüren, auch hier das Schlusslicht, während die restlichen Gemeinden zwischen 2100 und 2800 Franken liegen. Der kantonale Schnitt liegt bei 2617 Franken. Grössere Gemeinden erzielen tendenziell einen höheren Steuerertrag als kleine.
Bei der Nettoverschuldung wird ebenfalls der Zeitraum 2011 bis 2013 betrachtet. Die Stadt Aarau sowie die Gemeinden Küttigen, Buchs, Suhr und Biberstein sind nicht verschuldet. Auch die Solothurner Gemeinde Schönenwerd nicht. Die höchste Pro-Kopf-Nettoschuld hat Densbüren mit 4000 Franken, gefolgt von Erlinsbach mit 2600 und Unterentfelden mit 1360 Franken pro Einwohner. Mit einigem Abstand folgen die Gemeinden Oberentfelden und Muhen. Zum Vergleich: Durchschnittlich sind die Gemeinden im Kanton Aargau mit 73 Franken pro Kopf verschuldet, wobei die Nettoverschuldung im beobachteten Zeitraum zugenommen hat, mit Ausnahme von Muhen auch im Zukunftsraum Aarau. Die Bruttoverschuldungsquote zeigt die Verschuldung im Verhältnis zu den Erträgen der Gemeinden. Keine der Gemeinden im Zukunftsraum überschritt 2013 die kritische Schwelle von 200 Prozent. Die höchste Bruttoverschuldungsquote im Zeitraum 2011 bis 2013 hat Densbüren mit 110 Prozent, gefolgt von Erlinsbach, Ober- und Unterentfelden, welche alle einen Wert von über 100 Prozent aufweisen. Die tiefsten Werte haben Küttigen, Suhr, Buchs und Aarau mit je unter 30 Prozent.
Der Selbstfinanzierungsgrad gibt Auskunft darüber, wie weit eine Gemeinde die Investitionen aus selbst erarbeiteten Mitteln finanzieren kann. Langfristig wird ein Selbstfinanzierungsgrad von 100 Prozent angestrebt. Er sollte nicht unter 50 Prozent liegen. Von den Gemeinden im Zukunftsraum Aarau haben Muhen und Biberstein im Mittel der Jahre 2011 bis 2013 einen Selbstfinanzierungsgrad von über 100 Prozent, während die Werte der restlichen Gemeinden zum Teil deutlich darunter liegen. Unter 50 Prozent liegen die Gemeinden Unterentfelden, Erlinsbach und Schönenwerd, was bedeutet, dass ein relativ hoher Anteil der Investitionen aus Fremdmitteln bezahlt wurde.
Der Selbstfinanzierungsanteil ist der Messwert für die finanzielle Leistungsfähigkeit einer Gemeinde. Er zeigt auf, welcher Anteil des Ertrags für die Finanzierung von Investitionen oder den Schuldenabbau verwendet werden kann. Ein normaler Wert liegt zwischen 10 und 20 Prozent. Im Zeitraum 2011 bis 2013 liegen die Gemeinden Muhen, Biberstein, Küttigen und Buchs innerhalb dieses Richtwerts, die restlichen Gemeinden darunter. Schönenwerd weist mit 1,4 Prozent einen tiefen Selbstfinanzierungsgrad auf. Bei überdurchschnittlich verschuldeten Gemeinden weist ein Selbstfinanzierungsgrad von weniger als 10 Prozent auf eine schwache Finanzkraft hin. Dies ist der Fall bei Densbüren, Erlinsbach, Unter- und Oberentfelden.
Der Zinsbelastungsanteil gibt an, wie stark der Finanzertrag durch den Zinsendienst belastet wird. Ein tieferer Wert erlaubt einen grösseren Handlungsspielraum. Ein Wert unter vier Prozent ist gut. Dies war in der Periode 2011 bis 2013 bei allen Aargauer Gemeinden im Zukunftsraum Aarau der Fall, ebenso bei Schönenwerd SO. Das heisst: Die Belastung ist tief.