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Als erstes muss die Eniwa in Aarau ein Unterwerk bauen. Aber auch hier droht Unheil von BNO-Beschwerdeführern.
Wird die Leidensgesichte des geplanten neuen Aarauer Wasserkraftwerks dereinst noch länger dauern als diejenige des Stadions? Fest steht: Das Projekt ist in den letzten Monaten bei weitem nicht wie gewünscht voran gekommen.
Am Dienstagabend orientierte die Eniwa die Anwohner über den Neubau des Unterwerks Aarau. Dabei wurde klar, dass der eigentliche Kraftwerkbau frühestens Ende 2023 wird beginnen können. Im letzten Sommer hatte die Eniwa ihr aufgepepptes, zwischenzeitlich 135 Millionen Franken teures Vorhaben den Kantonen Solothurn und Aargau zur neuerlichen Vorprüfung eingereicht.
Am Freitag werden der Eniwa die Resultate eröffnet – viel später als ursprünglich erhofft. Dann wird der Energieversorger erfahren, ob er weitere Nachbesserungen machen muss, oder ob die Auflage der Änderungen, beispielsweise der Entfernung auch der zweiten Hälfte des Mitteldammes, eingeleitet werden kann.
Noch im September liess sich Eniwa-CEO Hans-Kaspar Scherrer mit dem Satz zitieren: «Läuft alles nach Plan, können wir das neue Kraftwerk ab 2024 in Betrieb nehmen.» Jetzt dürfte es 2026 wenn nicht 2027 werden. Immerhin hat die Eniwa durch die jüngste Entwicklung faktisch etwas Zeit gewonnen: Denn der Zug für die Subventionseingabe bis Ende Juni 2020 ist definitiv abgefahren.
Vom Bund erwartet man unter diversen Titeln das Maximum an Fördergeldern (45 Millionen Franken). Nur damit kann künftig in Aarau sauberer Wasserkraft-Strom zu konkurrenzfähigen Preisen produziert werden. Der nächste Termin für die Subventionseingabe ist in zwei Jahren, im Juni 2022.
Die Verzögerung schmerzt die Enwia, weil das neue Kraftwerk weniger lange wird betrieben werden können. Die Konzession ist auf 68 Jahre befristet (beginnend 2018). Die bisherigen Verzögerungen waren primär auf den grösseren Zeitbedarf der Ämter-Verfahren zurückzuführen.
Es drohen aber auch noch schwergewichtige politische Probleme, vor allem dann, wenn der Verein «Rettet den Mitteldamm» in Aarau eine Volksinitiative lancieren sollte. Die Eniwa gehört zu 95 Prozent der Stadt.
An der Orientierung vom Mittwoch ging es aber weniger um die Kraftwerk-Modernisierung ,sondern um den Neubau des Unterwerks. Ein Projekt, dass einen zweistelligen Millionenbetrag kosten wird und eine zwingende Voraussetzung für den Kraftwerk-Bau ist.
Die Stadt und ein Teil der umliegenden Gemeinden wäre ohne Strom, wenn das Unterwerk einfach abgestellt, die 20 Hochspannungsleitungen nicht umgelegt würden. Der grösste Teil der Infrastruktur, unter anderem die beiden Leistungstransformatoren, ist in den Gebäuden unterwasserseitig des «Türmli»-Kraftwerks untergebracht. In den zwischen Aare und Erlinsbacherstrasse stehenden Bauten mit den grossen Toren.
Das neue Unterwerk soll 150 Meter westwärts, oberwasserseitig des bestehenden Kraftwerks, entstehen. Auf dem leer geräumten Areal, auf dem es bis vor einigen Jahren Wohnhäuser standen. Die Infrastruktur soll weitgehend unterirdisch angelegt werden.
Geplant ist ein öffentlicher Platz etwa zwei Meter über der aktuellen Dammkrone. Dazu im Osten ein schmales Gebäude mit Notleitstelle und Besucherraum. Dieser Bau wird den Damm um etwa acht Meter überragen, was von den Anwohnern gestern zum Teil scharf kritisiert wurde.
Das Gebäude soll in den Bereich der Energiezone zu stehen kommen. Diese Zone ist für Aarau neu, sie ist nicht Teil des eigentlichen Baugebietes. Baubewilligungsbehörde ist der Kanton, bei den technischen Installationen liegt der Lead beim Eidgenössischen Starkstrominspektorat.
Das Problem der Eniwa ist, dass es diese Energiezone gar noch nicht rechtskräftig gibt. Sie ist Teil der BNO-Gesamtrevision. Und sie war bisher stets stark umstritten. Noch bis am 2. Februar kann dagegen Beschwerde geführt werden.
Ob das die bisherigen Einwender tun werden, ist noch nicht bekannt. Falls nicht, hofft die Eniwa auf eine Baubewilligung gegen Ende dieses Jahres. Die Inbetriebnahme wäre dann in der zweiten Hälfte 2023. Anschliessend könnte das Kraftwerk in Angriff genommen werden.