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Die Gemeinde hat das Konzept für eine professionelle Jugendarbeit verworfen. Gemeinderäte und Jugendkommission sind sich jedoch uneins.
Die Gemeinderäte der beiden Erlinsbach verzichten auf eine gemeinsame professionelle Jugendarbeit. Sie finden, dass für die jungen Einwohner schon ein breites Angebot besteht: «Mit der Schulsozialarbeit, den Vereinen und der Jugendarbeit der reformierten Kirche wird dem Bedürfnis Genüge getan», sagt Gemeindeschreiber Bruno Vogel.
Anderer Meinung ist die Jugendkommission: Die Jugendlichen hätten gerne einen Ort, wo sie sich in ihrer Freizeit unabhängig treffen könnten, sagt Petra Bürgi, die Präsidentin. Die bestehenden Angebote würden dies nicht abdecken.
Erstens passe die konfessionell motivierte Jugendarbeit der Kirche nicht mit ihrer Idee zusammen. Zweitens gehe es der Kommission nicht nur darum, etwas für problematische Jugendliche zu tun, sondern für alle: Sie wünschen sich einen Treff, wo sich sämtliche Jugendliche austauschen, Probleme diskutieren und sich kreativ ausleben können. Der Wunsch nach einem unabhängigen Begegnungsort kommt nicht von ungefähr. Denn früher gab es bereits einen Jugendraum. Allerdings sei dieser gescheitert, weil er nicht durch professionelle Jugendarbeiter geführt worden sei, sagt Bürgi.
Das neue Projekt sollte daher professionell betreut werden. Deshalb erstellte die Kommission im vergangenen Jahr das Konzept für eine professionelle Jugendarbeit. Beide Gemeinderäte waren damit einverstanden. Gemeinsam mit einer externen Fachperson habe die Jugendkommission die Bedürfnisse abgeklärt, wie aus einer Mitteilung der Gemeinde hervorgeht.
Das Ergebnis: Ein Konzept für eine dreijährige Pilotphase. Die Kommission ist zum Schluss gekommen, dass in beiden Gemeinden ein Verlangen danach besteht. Dieses ergäbe sich aus dem veränderten gesellschaftlichen Umfeld und dem veränderten Freizeitverhalten. So können etwa Kirchen und Vereine nicht mehr allein die Bedürfnisse der Jungen abdecken.
Und dennoch: «Wir spüren keinen Druck von aussen, dass es eine professionelle Jugendarbeit bräuchte», sagt Bruno Vogel. Ansonsten wäre der Gemeinderat nicht dagegen. Zudem gäbe es bereits das von der Jugendkommission initiierte «Midnight Projekt». Im Winter können sich die Jungen jeden Samstagabend in der Mühlematthalle treffen und verschiedenen Aktivitäten nachgehen. Laut Petra Bürgi sei das Projekt jeweils gut besucht.
Ein weiterer Grund gegen eine professionelle Jugendarbeit sind gemäss Gemeinde die Kosten: Allein für das «Midnight Projekt» wenden beide Gemeinden rund 20 000 Franken auf. Würden sie eine professionelle Jugendarbeit installieren, beliefen sich die Kosten auf einen 3- bis 4-fachen Betrag. Dazu schreibt die Gemeinde: «Solche Kosten müssen wohlüberlegt sein und einem echten Bedürfnis entsprechen.» Und dieses sieht die Gemeinde derzeit nicht. Petra Bürgi meint dazu, dass Gemeinderäte und Kommission die «Bedürfnisse» wohl etwas anders interpretierten.