Ein Naturheilpraktiker befasst sich mit Spagyrik und gibt ein Buch darüber heraus
Drogist Manfred Meier öffnet eine der vielen Flaschen. «Riechen Sie mal, es duftet wunderbar nach Lavendel.» Er füllt etwas vom flüssigen Mittel in einen Glaszylinder und mischt es mit anderen Essenzen. Fertig ist die Spagyrik-Mischung.
Dann klebt er eine Etikette auf ein Fläschchen und übergibt es dem Kunden: «Sprühen sie sich die Flüssigkeit mehrmals in den Mund, durch die rasche Aufnahme über die Mundschleimhäute gelangen die Essenzen direkt in den Blutkreislauf.»
Manfred Meier befasst sich seit Jahren mit Spagyrik, einem ganzheitlichen Naturheilverfahren, dessen Wurzeln in die vorchristliche Zeit reichen (nebenstehender Text). In seiner Drogerie in Küttigen reiht sich eine Flasche an die andere.
Die spagyrischen Essenzen helfen bei vielen Leiden: bei Insektenstichen, Verstopfung, Wechseljahrbeschwerden, Reizblase, Prüfungsangst, Nervosität. «Die Küttiger sind Spagyrik-geimpft», sagt der 37-jährige Drogist, der sich zum Homöopathen, Aromatologen und Spagyriker ausbilden liess und sein Wissen an Lernende und Fachpersonen weitergibt.
2006 übernahm er die Natura Drogerie von Hanspeter Oesch, der für seine Naturheilmittel weitherum bekannt war. Heute würden jungen Küttiger zu ihm kommen und spagyrische statt chemischer Mittel verlangen, sagt Manfred Meier. «Die Pionierarbeit meines Vorgängers trägt Früchte.»
Im neuen Buch Pflanzen-Spagyrik schreiben er und Hans-Josef Fritschi aus Süddeutschland hauptsächlich über die theoretischen Hintergründe des Heilverfahrens und dessen Einsatz in der Praxis. Das Buch kann als Nachschlagwerk bezeichnet werden, denn es stellt die Pflanzen, die in der Spagyrik verwendet werden, vor. Obwohl die Schweiz in der Entwicklung des Naturheilverfahrens weit fortgeschritten sei, gebe es noch kein solch umfassendes Nachschlagewerk, so der Küttiger Drogist.
Über ein Jahr arbeiteten die zwei Spagyriker an ihrem Buch. Weil sie ihre Rechte nicht abgeben und das Buch selbst gestalten wollten, gaben sie es im Eigenverlag (3000 Stück) heraus. Der lektorische Aufwand sei schon gross gewesen, sagt Meier. «Zum Glück schreiben und lesen wir beide gerne.»
Manfred Meier stimmt die spagyrischen Essenzen in seiner Drogerie individuell auf seine Kunden ab. Es gebe nicht nur ein Mittel gegen Schnupfen oder Halsweh. «Jeder Mensch reagiert anders auf die Krankheit.» Natürlich könne Spagyrik kein Krebsleiden heilen, «aber die Essenzen können die Selbstheilungskräfte aktivieren», sagt er.
Ein gefragtes Mittel in der heutigen hektischen Zeit sei die Taigawurzel, die zwar nicht in der Schweiz wachse, sondern aus Russland stamme. «Sie unterstützt das Immunsystem und hilft Leuten, die sich überfordert fühlen.»
Spagyrik sei auch ein sinnliches Erlebnis, findet der Drogist: «Die Kunden lieben es, die verschiedenen Düfte der Essenzen zu riechen.» Die meisten Pflanzen kennten sie: Auch deshalb würden sie Spagyrik lieber einnehmen als Chemie.
Buchvernissage Dienstag, 22. September, 17.30 bis 20 Uhr, im Spittel Küttigen. Zur vollen Stunde präsentieren die Autoren ihr Werk und es wird per Video-Leinwand demonstriert, wie die spagyrischen Essenzen hergestellt werden.