Aarekraftwerk
Eniwa peppt ihr Projekt auf: 5 Millionen Franken teurer und der Mitteldamm wird nicht gerettet

Neu soll das Kraftwerk 135 statt 130 Millionen Franken kosten und der gesamte Mitteldamm soll entfernt werden.

Urs Helbling
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Neu möchte die Eniwa südlich der Aare ein Umgehungsgerinne mit einem attraktiven Fussweg im Grien schaffen.

Neu möchte die Eniwa südlich der Aare ein Umgehungsgerinne mit einem attraktiven Fussweg im Grien schaffen.

Viele Kritiker des Projektes für ein neues Kraftwerk in Aarau werden über die gestern vorgestellten Ideen nicht glücklich sein: Denn die Eniwa beharrt darauf, dass der ganze Mitteldamm entfernt werden muss. Das mit dem Segen des Eniwa-Hauptaktionärs, der Stadt Aarau. «Wir vom Stadtrat unterstützen das Projekt mit all den Massnahmen im Grundsatz», erklärte Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker an einer Medienkonferenz, an der auch Eniwa-Präsident Beat Huber und Eniwa-CEO Hans-Kaspar Scherrer teilnahmen. Die Zahl der Massnahmen ist von 50 auf 58 erhöht worden. Es werden 5 Millionen Franken zusätzlich investiert. Etwa in zwei WC-Anlagen mit Kaltwasser-Duschen (beim Wehr in Schönenwerd und beim Spielplatz auf dem Inseli). Und vor allem in ein neues Umgehungsgerinne im Schönenwerder Grien – der Versuch, den Mitteldamm-Freunden einen landschaftlichen Ersatz anzubieten.

Unter den Mitteldamm-Anhängern hat es viele Kanal-Schwimmer. Für sie sollen neben den zwei Duschen auch fünf zusätzliche Ein- und Aussteighilfen gebaut werden. Und die Eniwa betont, ohne den Mitteldamm sei der Kanalquerschnitt breiter, was die mittlere Fliessgeschwindigkeit reduziere. «Dies bringt einen Vorteil für die Schwimmer», so die Eniwa.
Für die Spaziergänger ist zudem der Bau von 25 Parkplätzen im Bereich des bestehenden Kraftwerks geplant. Dort, wo jetzt das Unterwerk steht, soll das Flussufer aufgewertet werden.
«Flussraum wird aufgewertet»

Wegen der zusätzlichen Massnahmen verteuert sich der Kraftwerkbau von 130 auf 135 Millionen Franken (Kostenschätzung auf Stufe Vorprojekt, plus/minus 10 Prozent). Eniwa-Präsident Beat Huber ist überzeugt: «Wir haben ein Super-Projekt. Es ist ein wirtschaftliches Vorhaben. Und der Flussraum wird aufgewertet.» Die Gestehungskosten pro Kilowattstunde liegen laut CEO Scherrer bei 6,1 Rappen – minim über dem aktuellen Marktpreis von 5,7 bis 5,8 Rappen. Allerdings nur, wenn die Eniwa das Maximum an Fördergeldern des Bundes (45 Millionen Franken) bekommt. Mit Mitteldamm, aber ohne Maximum an Fördergeldern würde der Strom 1,7 Rappen mehr kosten (7,8 Rappen). An der Medienkonferenz präsentierte die Eniwa eine Rechnung, wonach für sie bei vollständiger Marktöffnung diese 1,7 Rappen einen jährlichen Ertragsausfall (Verlust) von 2,2 Millionen Franken zur Folge hätten.
Das Maximum gibt es, wenn neue Turbinen gebaut und der Kanal optimiert wird (Mitteldamm ganz weg). Nur so wird eine Produktionssteigerung von über 20 Prozent erreicht, die der Bund zur Grundvoraussetzung für den maximalen Beitrag macht.

Es braucht ein kleines Wunder

Es gibt aus Sicht der Eniwa noch ein zweites Problem: Die Subventionen werden alle zwei Jahre vergeben. Die Unterlagen müssen bis Ende Juni 2020 eingereicht sein, sonst droht eine Wartezeit bis 2022. Das ist nur mit einem äusserst ambitionierten Zeitplan zu erreichen – und unter der Voraussetzung, dass es keine Einsprachen gibt. Letzteres ist allein schon angesichts der Tatsache, dass sich am Freitag ein Verein für die Mitteldamm-Rettung präsentiert hat, eher unwahrscheinlich.

Das im Nachgang zum Mitwirkungsverfahren optimierte Dossier wird Mitte Juli den beiden Kantonen Solothurn und Aargau zur Vorprüfung und Bewilligung eingereicht. Im Februar 2020 soll dann die öffentliche Auflage erfolgen. Im Aargau ist der Regierungsrat und im Solothurnischen der Kantonsrat für die Bewilligung zuständig. Es braucht also auch noch eine Botschaft an das Parlament.

Faktisch ist ein kleines Wunder nötig, falls der Termin Ende Juni eingehalten werden soll.