Der Aarauer Einwohnerrat trat auf die Bürgermotion von Eugen Wehrli nicht ein und überwand die letzten Widerstände gegen den Museumsneubau.
Jetzt steht der Sanierung und Erweiterung des Stadtmuseums Schlössli nichts mehr im Wege. Der Aarauer Einwohnerrat trat am Montagabend aus formalen Gründen auf die Bürgermotion von Eugen Wehrli nicht ein. Der Rat fällte diesen Entscheid klar mit 32 gegen 9 Stimmen. Der ehemalige Stadtoberförster hatte verlangt, dass «die Projektierung und die Realisierung des Vorhabens mit einem Baumoratorium belegt wird» und ein neues Projekt östlich des Turms vorgelegt werden soll.
Der Stadtrat hatte dem Begehren Wehrlis die «Motionsfähigkeit» aus rechtlichen Gründen abgesprochen. In der Debatte allerdings ging es dem Stadtparlament weniger um formaljuristische Argumente. Man beschränkte sich auf die kontroversen Äusserungen von zum grössten Teil bereits bekannten Meinungen.
«Ergebnis von Finanz-Völlerei»
Motionär Eugen Wehrli behauptete, der Projektentscheid sei «nicht wettbewerbskonform» gefällt und der ursprünglich Planungsperimeter nicht eingehalten worden; auch seien die Bedenken der kantonalen Denkmalpflege zu wenig gewürdigt worden. Zudem sei die Information der Bevölkerung vor der entscheidenden Volksabstimmung im November 2009 «skandalös» gewesen. «Es wurde alles unter dem Deckel gehalten, was dem Vorhaben widersprochen hat», sagte Eugen Wehrli.
Sukkurs erhielt der Motionär von Susanne Heuberger (SVP), die bereits vor dem Urnengang eine Abstimmungsbeschwerde beim Regierungsrat eingereicht hatte. Das schwelende Unbehagen gegenüber dem Bauprojekt sei «das Resultat einer allgemeinen Finanz-Völlerei von Stadtrat, Verwaltung und einer (links-grünen) Mehrheit im Einwohnerrat». Der Volksentscheid sei «fragwürdig zustande gekommen», es bleibe ein «fahler Nachgeschmack». Lelia Hunziker (Jetzt) und Ueli Hertig (Pro Aarau) wiesen solche Vorwürfe zurück, während Gabriela Suter (SP) auf das demokratischen Verdikt von 2009 verwies, habe doch eine Mehrheit mit 3204 Ja gegen 2770 Nein dem entsprechenden Verpflichtungskredit von 14 Millionen Franken zugestimmt. Das Verdikt müssten nun auch die damaligen «Verlierer» endlich akzeptieren.
Ähnlich tönte es von der FDP-Fraktion: Man kann laut Christian Dubs nach dem langen Prozess «nicht plötzlich wieder auf Feld 1 zurück». Vizeammann Carlo Mettauer betonte, dass «sämtliche Entscheide» in dieser Sache «auf dem demokratisch richtigen Weg zustande gekommen sind». Die Beurteilung des Siegerprojektes im Rahmen eines Studienauftrages habe durchaus der SIA-Ordnung entsprochen, sagte Mettauer. Auch die Denkmalpflege sei im Gegensatz zu Wehrlis Behauptungen von Anfang an in das Verfahren eingebunden gewesen. Das sah auch eine Mehrheit im Parlament so und verweigerte das Eintreten auf die Bürgermotion deutlich.
Mammutbaum fällt morgen
Nachdem auch gegen das im Januar öffentlich aufgelegte Änderungs-Baugesuch keine Einwendungen erhoben worden sind, ist laut einer Meldung der Stadt «die Bahn frei für die Erweiterung des Stadtmuseums». Der eigentliche Baubeginn erfolgt im nächsten Sommer.
Im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten wird bereits morgen Donnerstag, 1. März, der historische Mammutbaum gefällt. Ein Ersatz soll «in der Nähe des Schlösslis» gepflanzt werden, wobei der Standort «noch nicht geklärt ist». Das Holz des Mammutbaums bleibt in Form von Kunst-am-Bau auf der Südfassade des Erweiterungsbaus in Erinnerung. Die Südfassade wird gestaltet von Künstler Josef Felix Müller mit Silhouetten von Menschen.