Küttigen
Ein Dreamteam hört auf: Häuptlis schliessen ihr Sportgeschäft nach 40 Jahren

Rita und Leo Häuptli haben 40 Jahre lang ihr Sportgeschäft betrieben – stets «Hand in Hand».

Nadja Rohner
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Familiensache: Leo und Rita Häuptli haben für ihr Geschäft gelebt. Auch ihre Kinder waren oft hier anzutreffen.

Familiensache: Leo und Rita Häuptli haben für ihr Geschäft gelebt. Auch ihre Kinder waren oft hier anzutreffen.

Nach 40 Jahren ist Schluss: Rita und Leo Häuptli schliessen ihr Sportartikelgeschäft an der Küttiger Hauptstrasse per Ende März 2018. Sie wollen mehr Zeit haben, um die Waren, die sie verkaufen, auch selber anzuwenden. Mehr Zeit zum Wandern, zum Tennisspielen, zum Joggen. «Andere Hobbys haben wir nicht», sagt Rita Häuptli, «das Geschäft war immer auch unsere Freizeitbeschäftigung.»

Leo Häuptli muss seinen Führerschein zücken, um zu beweisen, dass er im Oktober schon seinen 70. Geburtstag gefeiert hat. «Ich habe halt fast keine grauen Haare, das liegt in der Familie», sagt er lachend. Seine Frau Rita (64), «frisch pensioniert» und passionierte Nordic Walkerin, sieht auch jünger aus, als sie ist. Im Keller die Werkstatt, im Erdgeschoss das Ladenlokal, im ersten Obergeschoss das Büro – «Die Treppen halten uns fit», sagt Leo Häuptli.

Dennoch betonen Häuptlis, dass sie altershalber aufhören, nicht etwa, weil sie müssten. Obwohl: «Noch weitere 10 Jahre ginge es nicht mehr», sagt Rita Häuptli und spricht die schwierige Situation im Detailhandel an. Onlineshops. Einkaufstourismus. Schwindende Kundentreue. Grosse Marken, die nicht mehr in kleinen Mengen liefern. «Wir hatten 35 sehr schöne Jahre und zuletzt 5 schwierige», fasst Rita Häuptli die Ära zusammen, nicht ohne zu betonen: «Wenn man etwas gerne und gewissenhaft tut, 40 Jahre lang, dann tut man es auch von ganzem Herzen.»

«Vor dem Schnee gerettet»

Abschrecken liessen sie sich denn auch weder von vier Einbrüchen noch von einem spektakulären Raubüberfall durch einen maskierten Mann im Jahr 2003. «Der freche Cheib hat noch gefragt, ob wir nicht mehr Geld in der Kasse hätten», erinnert sich Leo Häuptli. Er alarmierte damals zwar die Polizei. Als diese anrückte, wollte Häuptli aber zuerst noch ein paar Kunden bedienen, bevor er seine Aussage zu Protokoll gab.

Leo Häuptli ist schon im selben Haus aufgewachsen, in dem er heute sein Geschäft führt. Früher hatte der Vater hier eine Sattlerei und verkaufte nebenbei im Winter auch Ski. Der Sohn machte zuerst eine Lehre im grafischen Bereich bei der Trüb AG in Aarau, entschloss sich dann aber, ganz auf den Sportartikelverkauf zu setzen. Seine junge Ehefrau machte mit, 1978 eröffneten sie ihr Geschäft offiziell. Der Sport war es auch, der Häuptlis zusammengebracht hat, das Skifahren.

Damals war Rita Häuptli noch Hotelfachfrau aus Oberterzen am Walensee. Ihrem Leo zuliebe zog sie nach Küttigen, in den Aarauer Nebel, tauschte den Blick auf die Churfirsten gegen den Blick auf die Wasserflue. «Er sagt immer, er habe mich vor dem ewigen Schnee gerettet», erzählt sie lachend. «Dabei mochte ich Schnee immer gerne.» Die beiden haben zwei Kinder, beide in den 30ern, zwischen Skischuhen und Jogginghosen im Geschäft aufgewachsen. «Unsere Tochter Eveline war immer sehr aktiv und wolle beschäftigt sein», erzählen Häuptlis. In unbeobachteten Momenten habe sie schon mal die Trainingsanzüge und die Turnschuhe nach ihrem Geschmack bemalt. Sohn Marcel, der ruhigere, war lieber in der Werkstatt als im Laden.

Wäre die wirtschaftliche Lage anders, hätten Häuptlis ihr Geschäft gerne den Kindern übergeben, besonders der Tochter, die heute in einem Sportartikelgeschäft auf der Lenzerheide arbeitet. Aber nicht unter den gegebenen Umständen.

10 Lehrlinge haben Häuptlis ausgebildet, jährliche Ski-Testwochenenden in Zermatt organisiert, unzählige Ski- und Joggingschuhe genauestens auf schwierige Füsse angepasst – ihre Spezialität. Die beiden sind ein eingespieltes Team. «Mir macheds zäme», sagt sie. «Hand in Hand», sagt er. Seit 40 Jahren.

Häuptlis arbeiten immer noch mit Leidenschaft und Herzblut, das merkt man ihnen an. Ganz aufhören wollen sie denn auch im nächsten Frühling noch nicht. Das Ladenlokal gehört ja ihnen, sie habens nicht eilig mit der Umnutzung. «Tennisbespannungen machen wir weiterhin, im Winter Skiservice und Skivermietungen», sagt Leo Häuptli. Da bis Ende März alles verkauft sein soll, gewähren Häuptlis bereits heute mindestens 20 Prozent auf die Ware.