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Die Stadtpolizei Aarau macht sich nach einem ereignisreichen Jahr Gedanken über eine Personal-Aufstockung.
Eidgenössisches Turnfest, FC Aarau-Barrage, Frauenstreik, Grossbrände – und dann noch personelle Restrukturierungen. Die Abteilung Sicherheit der Stadt Aarau, in der seit 1. Juni 2019 die Bereiche Feuerwehr und Stadtpolizei zusammen gefasst sind (die Zivilschutzorganisation noch nicht), war im letzten Jahr extrem gefordert.
Das berichteten Abteilungsleiter Daniel Ringier und die zuständige Stadträtin Suzanne Marclay-Merz gestern an einer Medienkonferenz.
Bilder vom Brand in der Aarauer Rathausgasse:
Marclay sprach von einem «intensiven Jahr». Sie bedauerte, dass auch 2019 einige Mitarbeitende, primär die der Stadtpolizei, teils massiver körperlicher Gewalt ausgesetzt gewesen seien. Dies wiederum habe sich auch auf das Tagesgeschäft ausgewirkt. Daniel Ringier erklärte, ein Polizist habe bei einer Intervention einen derart heftigen Tritt gegen das Knie abbekommen, dass er zwei Monate ausfiel. «Es ist teilweise bedenklich, was meine Leute erdulden müssen, die jeden Tag an der Front das harte Brot essen», sagte er.
Die Stadtpolizei ist ständig auf Patrouille. Ringier betont: «Wir sind immer irgendwo unterwegs, aber wir können nicht flächendeckend immer präsent sein.» Tatsächlich betrug die uniformierte Präsenz der Stapo im 2019 nur 25'127 Stunden. Das sind 2728 Stunden weniger als im Vorjahr, was mehr als sieben Mannstunden pro Tag ausmacht.
Wieso dieser Rückgang? Neben dem Turnfest, das viele Ressourcen gebunden habe; einer Polizistenstelle, die aufgrund des ausgetrockneten Markts seit August nicht habe wiederbesetzt werden können; sowie wegen des erwähnten Ausfalls des verletzten Polizisten, begründet das Daniel Ringier so: «Wir haben mit den 10 Prozent Zeitzuschlag im neuen Personalreglement alleine 1200 Stunden verloren.» Das entspreche etwa einer 60-Prozent-Stelle. Ist also damit zu rechnen, dass das Budget 2021 eine zusätzliche Stelle für die Stadtpolizei vorsieht? «Das ist denkbar», sagt Suzanne Marclay, der Budgetprozess laufe.
Im Kontrast dazu steht, dass die Einsatzstunden der Parkwachen um fast 22 Prozent zugenommen haben. Das hänge einerseits mit dem neuen Parkierreglement zusammen, welches die gebührenpflichtige Zeit ausgeweitet habe, sagt Ringier. Andererseits sei es auch viel einfacher, Parkwachen zu finden, als neue Polizistinnen und Polizisten. Insgesamt wurden durch die Parkwachen 15367 Ordnungsbussen ausgestellt (plus 20 Prozent).
Bei insgesamt 324'595 Fahrzeugen wurde die Geschwindigkeit erfasst. Dabei waren rund vier Prozent zu schnell unterwegs. 82 der Fahrer übertrieben es so sehr, dass sie bei der Staatsanwaltschaft angezeigt wurden.
Bei einer Kontrolle des Teilfahrverbots Zelgli wurden drei Fahrer verzeigt. Die Teilfahrverbotszone Goldern/Gönhard wurde im Jahr Eins ihres Bestehens öfter kontrolliert: Bei 16 Kontrollen gab es ebensoviele Anzeigen. Die effizienteste Waffe im Kampf gegen Verkehrssünder ist die Kamera, die die Einhaltung des Fahrverbots am Zollrain überwacht: Sie spülte 114700 Franken in die Stadtkasse. Das sind 8300 Franken mehr als im Vorjahr. Einmal unerlaubterweise durchfahren kostet 100 Franken.
Die Anzeigen wegen Littering (189) haben sich gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. Der Kampf gegen Abfallsünder ist sehr mehreren Jahren ein Schwerpunkt der Stadtpolizei.
147 Mal musste die Stapo wegen häuslicher Gewalt intervenieren. Die Zahl steigt von Jahr zu Jahr. «Mit einer Zunahme von vier bis fünf Prozent liegen wir im kantonalen Durchschnitt», sagt Ringier. Der erfahrene Polizist findet deutliche Worte: «Es sind leider viel zu viele Kinder von diesen Vorfällen betroffen, das kotzt mich an. Es trifft mich, wenn ich solche Sachen sehe. Vieles ist den Hormonen oder dem Alkohol geschuldet, oft auf beiden Seiten.»
Zugenommen haben auch Einsätze wegen Streits oder Drohungen ausserhalb des häuslichen Kontexts. «Jung, männlich, alkoholisiert», beschreibt Ringier die Hauptfaktoren. Im Vergleich zu 2015 und 2016 sei übrigens der Bereich Asyl zwar noch ein Thema, aber kein Problem mehr. Und: Zehn Prozent der Gesamtarbeitszeit der Stadtpolizei entfällt auf den Bahnhof Aarau. Ringier: «Das ist aber nicht dramatisch. Der Bahnhof ist ein Unruheort, aber ein wunderschöner. Ich mag es, wenn etwas läuft.»
Die Aarauer Feuerwehr, seit 1. April 2019 mit vollamtlichem Kommandanten unterwegs, rückte 167 Mal aus. Dabei war rund jeder zweite Einsatz eine Falschalarmierung, in der Regel durch automatische Brandmeldeanlagen. Geprägt wurde das Jahr für die Feuerwehr aber vor allem von den beiden Grosseinsätzen im September; die Brände in der Rathausgasse und im «Go West».