Eidgenössisches Turnfest 2019
Dieser Teufenthaler ist der perfekte Turnfest-Teilnehmer

Mark Ramseier (35) aus Teufenthal spricht über seine Karriere und «aarau2019».

Kim Barbara Wyttenbach
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Mark Ramseier

Mark Ramseier

Felix Gerber
Am ETF 2019 ist Mark Ramseier unter anderem als Wettkampfleiter dabei.

Am ETF 2019 ist Mark Ramseier unter anderem als Wettkampfleiter dabei.

zvg

«Mit zehn oder elf Jahren wusste ich, dass ich voll auf die Karte Kunstturnen setzen will», sagt Ramseier, seine Augen leuchten. Heute ist er 35 Jahre alt, lebt in Aarau und ist Jurist bei Swiss Olympic. Er turnt seit bald 30 Jahren; rund 20 Jahre war er Spitzensportler.

Der Turnverein Teufenthal ist sein Stammverein: «Mit dem TV Teufenthal habe ich an etlichen Turnfesten, Kreisspieltagen und Plauschturnieren teilgenommen.» Seit seinem Rücktritt vom Spitzensport ist er für den Schweizerischen Turnverband national und international als Kampfrichter unterwegs. In sechs Wochen nimmt er am Eidgenössischen Turnfest in Aarau teil: als Turner und Wettkampfleiter Spitzensport für das Kunstturnen Männer.

«Einmalige Stimmung»

«Die Stimmung an Turnfesten ist einmalig: Während des Tages müht man sich ab und alle geben ihr Bestes. Am Abend kommt man zusammen und feiert ein friedliches Fest», schwärmt Ramseier. In seinen Augen ist es fantastisch, wie Jung und Alt zusammenkommen und gemeinsam Freude am Sport haben.

Mit zwölf Jahren nahm er 1996 in Bern an seinem ersten Eidgenössischen Turnfest teil. Danach folgten die Eidgenössischen Turnfeste in Baselland (2002), Frauenfeld (2007) und Biel (2013). Sein bestes Resultat holte er 2007 in Frauenfeld. Er belegte den fünften Platz im Mehrkampf: «Ich war super drauf und hätte um den Sieg kämpfen können. Doch leider hatte ich mich beim Einturnen an der Wade verletzt.»

Aarau wird sein fünftes Eidgenössisches: «Für mich ist es etwas ganz Besonderes, weil es sozusagen vor meiner Haustür stattfindet.» Wie immer startet er mit dem TV Teufenthal. Zudem tritt er auch mit dem TV Lenzburg an.

In Aarau ist Ramseier aber nicht nur Teilnehmer, sondern auch OK-Mitglied: Wettkampfleiter Spitzensport für das Kunstturnen Männer. Anfang 2018 begannen die Vorbereitungen. Seine Aufgaben beinhalten die Erstellung der Zeitpläne, die Organisation der Kampfrichter und Leitung des Wettkampfes am ersten Wochenende des ETF: «Im Vorfeld erhielt ich viel Unterstützung von meinem Vorgesetzten, Jean-Louis Scheggia. Nun ist es mir wichtig, dass wir einen super Wettkampf bieten für die Teilnehmer und die Zuschauer.»

Eine Familie von Turnern

Ramseier wurde 1984 in eine Teufenthaler Turnerfamilie hineingeboren. Sein Vater und Grossvater waren Mitglied im Turnverein. Seit er sich erinnern kann, ist der TV Teufenthal Teil seines Lebens: «Bereits als kleiner Knirps begleitete ich meinen Vater an Turnfeste – er war Oberturner.» Mit sechs Jahren wollte er selber turnen und trat dem Turnverein bei.

Er wusste früh, dass er nicht nur zum Spass turnen möchte. Im Alter von elf Jahren trainierte er bereits vier bis fünf Mal in der Woche im Aargauer Kader. Später kamen zusätzliche Trainings in Zürich hinzu. «Ich trainierte bald jeden Tag und an den Wochenenden nahm ich an Wettkämpfen teil», erzählt er. Mit neun Jahren nahm er an seiner ersten Schweizer Meisterschaft teil; drei Jahre später turnte er das erste Mal im Ausland an einem internationalen Juniorenturnier. «Es war eine grosse Ehre, das Schweizer Dress tragen zu dürfen», erinnert sich der 35-Jährige.

Im Sommer 2002, mit 18 Jahren, wurde Ramseier in die Nationalmannschaft aufgenommen und kam nach Magglingen. Zuvor hatte er an der Junioren-Europameisterschaft mit seinem Team die Silbermedaille geholt. Im gleichen Jahr nahm er bereits an der Weltmeisterschaft bei der Elite teil.

Neun Jahre lang war er in der Nationalmannschaft in Magglingen; ab 2008 als Captain. Im Schnitt waren zwölf Athleten im Nationalteam. Sie trainierten sechs Stunden am Tag von Montag bis Freitag. Am Samstag kam ein Morgentraining dazu. «Wir schmolzen zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammen, und es entstanden Freundschaften fürs Leben», sagt der ehemalige Spitzensportler. Seinen Platz in der Mannschaft sicherte er sich dadurch, dass er alle Disziplinen beherrschte. Dabei waren die Ringe und das Pferd seine Paradedisziplinen.

Während der acht Jahre in Magglingen wurde Ramseier zweimal Schweizer Meister am Pferd, dreimal Schweizer Meister an den Ringen, und im Mehrkampf wurde er dreimal Dritter und einmal Zweiter. Er nahm an etlichen internationalen Wettkämpfen teil. Zudem trat er zweimal an den Europameisterschaften und dreimal an den Weltmeisterschaften an. 2006 feierte er mit seinem Team den grössten Erfolg. An der Weltmeisterschaft in Aarhus (DNK) belegten sie den achten Platz. «Zurück in der Schweiz wurde für uns ein Empfang organisiert. Daran erinnere ich mich sehr gerne», sagt Ramseier und schmunzelt. In Erinnerung bleiben ihm die Trainingslager im Ausland: «Wir waren unter anderem in Rumänien und in Weissrussland. Diese Länder kennen zu lernen und zu sehen, wie die Menschen dort leben, hat uns Demut gelernt.»

«Der Kreis schliesst sich»

2012 ist Mark Ramseier vom Spitzensport zurückgetreten und eine Woche später stand er schon wieder in der Turnhalle Teufenthal: «Der Kreis hat sich für mich geschlossen. Ich bin vom Turnverein zum Kunstturnen gekommen und nun bin ich wieder im Turnverein.» Am Eidgenössischen Turnfest in Aarau wird nicht nur Mark Ramseier antreten. Mit dabei sind auch sein Vater, Bruder, Onkel und seine Tante. «Und meine Mutter wird uns alle von der Seitenlinie aus unterstützen», sagt Mark Ramseier lachend.