Die vor zwei Jahren in Aarau gegründete «Güselwehr» resigniert nicht, legt aber eine Pause ein.
Enttäuscht sei er nicht, sonst hätte er schon lange aufgehört, sagte Andres Brändli vor versammelter Güselwehr. Am Freitag hatte er die unentwegten Güselwehr-Mitglieder ins Restaurant Rathausgarten eingeladen, um ihnen mit einem Nachtessen zu danken, vor allem aber um Bilanz zu ziehen und das weitere Vorgehen zu besprechen.
In Brändlis persönlicher Bilanz schwang bei aller Zurückhaltung Ernüchterung mit, sogar etwas Bitterkeit. Die nachhaltige Wirkung, die der Initiant der «Güselwehr» erwartet hatte, stellte sich nicht ein. Beim offiziellen Aarau fand er nicht den erhofften Rückhalt. Abbruch der Übung also?
Ein ganzes Dutzend Freiwilliger war im Januar 2013 dem Aufruf von Andres Brändli gefolgt. Sie wollten nicht länger zusehen, wie ihre Stadt zugemüllt wird. Die «Güselwehr» formierte sich. Samstag für Samstag griffen sie zu Kralle und Besen und füllten mit den Hinterlassenschaften der Nachtschwärmer Kehrichtsäcke. Mit der Sisyphusarbeit sollte ein Zeichen gesetzt werden: Die Bewohner sind selber verantwortlich, dass ihre Stadt sauber ist. Littering ist ein gesellschaftliches Problem und eine Frage des Anstands. Diesem Anstand wollten sie mit ihrer Aktion zu ihrem Recht verhelfen.
Und jetzt nach zwei Jahren die Ernüchterung – und das Ende der Güselwehr? «Etliche Passanten haben mir spontan gedankt», sagte einer der Güselwehr-Crew. «Dadurch, dass ich am Samstag so früh unterwegs bin, wird der Tag länger», meinte ein anderer. Weitere Wortmeldungen: «Ich freue mich, wenn ich nach der Putzaktion wieder durch die Stadt laufe, und sehe, dass sie sauber ist.» «Etliche Beizer, nicht alle, haben dazugelernt und achten nun selber darauf, dass vor ihren Lokalen geputzt wird.» «Wenn wir jetzt aufgeben, würden das die Leute bedauern.»
Nach so viel positiven Rückmeldungen wurde das Ende der Güselwehr nicht beschlossen, aber eine Pause soll eingelegt werden. Am vergangenen Samstag wurde nicht mehr geputzt. Die Werkhof-Mitarbeiter konnten nicht mehr darauf zählen, dass ein paar Heinzelmännchen und -frauchen in Rabatten greifen, um leere Flaschen und Büchsen herauszufischen, oder Zigarettenstummel auflesen. Das soll auch die nächsten Samstage so sein. Bis zum 14. Februar. Zum Valentinstag will die Güselwehr wieder ihren Teil dazu beitragen, dass die Innenstadt sauber ist.
Tatsächlich hätte wohl niemand ernsthaft geglaubt, die Güselwehr halte zwei Jahre durch. Auch Marcel Suter, Präsident der Detaillistenvereinigung Zentrum, der Brändlis Initiative von Anfang unterstützt und auch selber zu Besen und Kralle gegriffen hat, nicht. Er ist enttäuscht, dass die Unterstützung von Seiten der Behörden ausblieb. Suter hatte sich eine Pivate-Public-Partnership vorgestellt, in der Freiwillige mit der Stadt zusammenspannen. Solche Ideen werden a acta gelegt.
«Es steht uns nicht zu, Vorwürfe an die Stadt zu machen», sagt Suter. «Wenn wir nach der Pause weitermachen, haben wir keine Erwartungen mehr, stellen keine Forderungen und bleiben einfach eine glatte Truppe mit dem beharrlich verfolgten Ziel, etwas für die Allgemeinheit und die Sauberkeit der Stadt zu tun.»