Startseite
Aargau
Aarau
Die Zahl der Arbeitsplätze ist von 60 auf 90 gestiegen. Die Kaserne soll nicht nur mit Durchdienern wiederbelebt werden. Die Rede ist von einer Nutzung über 2030 hinaus.
Zugegen waren ein Korpskommandant (der Ausbildungschef der Armee), ein Divisionär (der Chef der Territorialdivision 2), zwei Regierungsräte (Franziska Roth und Markus Dieth), der Aarauer Stadtrat (fast in corpore). Der unmittelbare Anlass für die Veranstaltung war vergleichsweise klein: der Abschluss der zwei Millionen Franken teuren Sanierung der Kaserne Aarau und die Inbetriebnahme des Rekrutierungszentrums. Aber die Armee nutzte die Einweihung, um zu demonstrieren, wie fest sie den Waffenplatz Aarau liebt. Das tut sie stärker, als sich dies viele Aarauer wünschen. Jene nämlich, die die Kaserne 2030 einer zivilen Nutzung zuführen möchten.
Fürs Erste ist wieder Leben in die historische Hauptkaserne eingezogen, die im letzten Oktober von der Infanterie verlassen worden ist. Seit Mitte Juni befindet sich das grösste Rekrutierungszentrum der Schweiz in Aarau (vorher war es in Windisch). Täglich sind gegen 100 Frauen und Männer in der Kaserne, die begutachtet, getestet und eingeteilt werden. Über das Jahr betrachtet, liegt die Grössenordnung bei 10 000 Stellungspflichtigen (davon 2750 aus dem Aargau).
Das Rekrutierungszentrum (35 Vollzeitstellen) belegt die Etagen 3, 4 und teilweise 5 der Kaserne. Im 1. und 2. Stockwerk sollen WK-Truppen und Kurse untergebracht werden. Bisher standen die Betten meist noch leer. Aber nächstes Jahr soll es besser werden: So geben die Durchdiener, die im Herbst nach Birmensdorf ZH disloziert sind, eine Art Mini-Comeback. Sie werden die Schiessinfrastruktur im Gehren (Erlinsbach AG) nutzen und zwei bis drei Wochen in Aarau wohnen. Zudem kommen während insgesamt 12 Wochen (2×6) um die 100 Militärpolizisten aus Sion nach Aarau.
Die Militärmusik (zwölf Vollzeitstellen) ist wie bis anhin in Aarau stationiert, sie generiert sogar noch etwas mehr Übernachtungen als bisher. Neu dazugekommen sind die Führung der Territorialdivision 2 (zwölf Vollzeitstellen, Divisionär Hans-Peter Walser) und ein Militärpolizeiposten (zwölf Vollzeitstellen).
Während die Zahl der Diensttage von 115'000 auf 80'000 zurückgegangen ist, steig die Zahl der Vollzeitstellen in Aarau von rund 60 (im 2017) auf neu 90 (inklusive Betriebspersonal des Waffenplatzes).
In der Ansprache an der Einweihungsfeier wies Korpskommandant Daniel Baumgartner darauf hin, dass die Armee nicht gedenkt, sich aus Aarau zurückzuziehen. Und das weder kurz- noch langfristig. Das Areal der Kaserne gehört dem Bund (68 Aren) und dem Kanton (240 Aren). Die Stadt ist weder Grundstück- noch Immobilienbesitzer. Die Armee hat einen Vertrag zur Nutzung des Geländes bis Ende 2030. Danach möchte es die Stadt zivil nutzen. Entsprechende Planungsarbeiten sind im Gang – wenn auch noch in einem relativ frühen Stadium.
Vor diesem Hintergrund hat Korpskommandant Baumgartner gestern Dienstag eine Aussage mit politischer Sprengkraft gemacht. Es geht um die Zeit nach 2030: «Verhandlungen mit Bund und Kanton sind im Gange und wir sind zuversichtlich, dass es einen Folgevertrag geben wird.» Ein vorzeitiger oder gestaffelter Rückzug sei nicht geplant. «Wir brauchen den Waffenplatz Aarau und die Armee wird ihrem Bekenntnis zum Waffenplatz treu bleiben», sagt er.
Starker Tobak für Aarau. Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker erklärt zu Baumgartners Aussage: «Wenn die Armee über 2030 hinaus in der Kaserne Aarau bleiben will, ist das grundsätzlich erfreulich. Aber wir wollen eine intensive Nutzung. Wir möchten nicht einfach WK-Standort werden. Dafür ist das Areal aus Aarauer Sicht zu zentral, zu werthaltig.» Hilfiker weiter: «Die Stadt ist gegenwärtig gemeinsam mit Kanton und Bund am Masterplan für das Kasernenareal für die Zeit ab 2030. Wir haben bisher keine Anhaltspunkte, worin die vom Ausbildungschef erwähnte militärische Nachnutzung nach 2030 bestehen könnte.»
Keine Freude hat der Stadtpräsident an der Entwicklung, dass die Kaserne Aarau zur reinen Unterkunft des Schiessplatzes Gehren wird: «Wir möchten nicht, dass der Waffenplatz darauf reduziert wird. Einen Schiessplatz ohne Schule sehen wir langfristig nicht».
Für Konfliktstoff ist gesorgt. Auch wenn vorerst die Freude überwiegt. «Wir sind stolz, dass unsere historische Kaserne frisch saniert und in vernünftigem Rahmen modernisiert wurde», erklärte Militärdirektorin Franziska Roth.