Aarau
«Der Verlust tut weh» – so leidet SP-Präsidentin Gabriela Suter

SP-Präsidentin Gabriela Suter äussert sich im Interview über die Wahlen und die Abstimmungsniederlage zur Initiative "Raum für alle". Die Partei habe einen sehr guten Wahlkampf gemacht, findet sie.

Melanie Eichenberger und Urs Helbling
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«Noch offen»: Gabriela Suter über ihre Zukunft als SP-Parteipräsidentin.fba

«Noch offen»: Gabriela Suter über ihre Zukunft als SP-Parteipräsidentin.fba

Fabio Baranzini

Frau Suter, am 24. September waren Sie die grosse Siegerin. Jetzt sind Sie die grosse Verliererin.

Das ist überhaupt nicht so. Wir haben zwei Sitze im Einwohnerrat dazugewonnen. Es ist sensationell, wie stark die SP abgeschnitten hat. Aber ja, der Verlust des Stadtpräsidiums tut weh und ist ein Wermutstropfen.

Sie haben nicht nur das Stadtpräsidium verloren, sondern auch Ihre Initiative «Raum für alle» ist mit nur 40 Prozent Ja-Stimmen durchgefallen.

Es sind immerhin vier von zehn, die Ja gesagt haben. Die unglaubliche Angstkampagne der Gegner, die uns in die kommunistische Ecke zu drängen versuchten, hat offenbar gefruchtet. Das finde ich sehr schade. Aber es ist über die Parteigrenzen hinweg klar, dass etwas passieren und die Stadt aktive Wohnbaupolitik betreiben muss. Wir erwarten vom Stadtrat, dass er jetzt eine Wohnraumstrategie erarbeitet.

Das Mitte-Links-Bündnis hat nicht einmal seinen Vizeammann-Kandidaten, den Grünen Hanspeter Thür, durchgebracht. Hat Sie das überrascht?

Das war mit 24 Stimmen unglaublich knapp. Ein absolutes Zufallsergebnis. Der Ausgang ist schade, aber es ist jetzt so. Für uns ist die Mitte-Links-Mehrheit im Stadtrat das Wichtigste. Das war das Hauptwahlziel der SP im Jahr 2017. Das haben wir erreicht. Zudem haben wir nach wie vor eine Mitte-Links-Mehrheit im Einwohnerrat.

Für Sie begann der Wahlkampf am 16. Januar mit dem Rücktritt von Jolanda Urech. Was war der schwierigste Moment ?

Es hat verschiedene Momente gegeben, aber das ist in einem Wahlkampf normal.

Die SP hat viele finanzielle Mittel in den Wahlkampf für den zweiten Wahlgang investiert. Was würden Sie nachträglich anders machen?

Wir haben 20 000 Franken ausgegeben und ich finde, wir haben einen sehr guten Wahlkampf geführt. Daher würde ich nichts anders machen.

Hat am Schluss doch die fehlende Erfahrung – als Politiker, aber auch als Führungskraft – den Ausschlag zuungunsten von Daniel Siegenthaler gegeben?

Daniel Siegenthaler hat eine sehr grosse ausgewiesene Führungserfahrung als jahrelanger Rektor der Neuen Kanti Aarau. Er hat auch politische Erfahrung. Aber tatsächlich war er noch nie Mitglied der Exekutive. Darum haben vielleicht einige Wähler Hanspeter Hilfiker unterstützt.

Welches Ressort soll Stadtrat Daniel Siegenthaler übernehmen: den Hochbau (bisher Lukas Pfisterer) oder die Sicherheit (bisher Regina Jäggi)? Was wäre Ihnen lieber?

Das muss Daniel Siegenthaler selber beantworten. Die Verteilung der Ressorts wird der neue Stadtrat im Dezember vornehmen. Daniel Siegenthaler hat sich im Wahlkampf häufig zur Stadtentwicklung geäussert. Deshalb denke ich, dass das Ressort Hochbau für ihn interessant wäre.

Ihr Bündnispartner, der Grüne Hanspeter Thür, dürfte sich für Kultur und Sport (bisher Hanspeter Hilfiker) interessieren.

Er hat bereits signalisiert, dass er an diesem Ressort interessiert ist. Aber wie gesagt, die Verteilung ist Aufgabe der Exekutive.

Wir haben neu im Aarauer Stadtrat eine Mitte-Links-Mehrheit und im Einwohnerrat weiterhin eine Mitte-Links-Mehrheit. Eigentlich ist Aarau schon fast so etwas wie eine grün-linke Stadt...

Nein, eben überhaupt nicht! Und das knappe Resultat der Stadtpräsidiumswahlen zeigt auch, dass die beiden Blöcke ungefähr gleich gross sind und dass es bei Wahlen und Abstimmungen jeweils stark auf die Mobilisierung ankommt. Das linke Lager ist eher im Nachteil, wenn es an einem Abstimmungstermin keine nationalen Vorlagen hat – so wie gestern.

Sie treten per Ende Jahr als Einwohnerrätin zurück. Werden Sie auch das Präsidium der SP-Stadtpartei abgeben?

Das ist noch offen. Das überlege ich mir.