Morgen feiert die «Käserei in der Vehfreude» Premiere – ein Besuch während der Proben in der Alten Reithalle. Das Stück – es geht um den Überlebenskampf der Bauern, um Habgier und Betrug – verspricht einen spannenden Theaterabend.
Ein Probenbesuch, fünf Tage vor der Premiere zeigt: Alles ist bereit. Die Alte Reithalle ist zur Theaterarena umfunktioniert worden. Wo einst Kavalleristen ihre Reitstunden absolvierten, hängt mitten im Raum ein Käsekessi: Die Käserei des verschlafenen Dorfes Vehfreude. Arena deshalb, weil die Zuschauertribünen rund um die Bühne im Zentrum aufgebaut sind.
Das Theater Marie Aarau und das TaB Theater am Bahnhof Reinach spielen «Die Käserei in der Vehfreude» in einer eigenen Textfassung nach dem Roman von Jeremias Gotthelf. Das Stück nimmt die Geschichte auf, zeigt wie die Bauern im Dorf anstelle eines neuen Schulhauses eine Käserei bauen und letztlich aber Opfer ihrer eigenen Habsucht und Unehrlichkeit werden.
Die Regisseure Gunhild Hamer und Nils Torpus haben die Textfassung von Simone von Büren sehr lebensnah und dramatisch inszeniert. Sie lassen die Schauspieler die gesamte grosse Bühne bespielen, von der Mitte bis an die Peripherie. Im Zentrum steht die Käserei, wo Käser Elmar Schmid während jeder Vorstellung einen Käse produziert. Rund um die Käserei sind die anderen Schauplätze wie Dorfbeiz und Bauernhäuser der verschiedenen Familien angeordnet. Hier und zwischen den Häusern rollt die Geschichte mit aller Dramatik ab.
Ein Spiel auf drei Ebenen
Produktionsleiterin Anita Zihlmann erklärt die Vielschichtigkeit des Theaters mit den drei Ebenen. Neben der Spielebene mit der Geschichte nach Gotthelf, gibt es eine Dokumentarebene, wo Käseprofi Rolf Beeler, Bio-Bauer Martin Ott und Marketingfachmann David Escher via Videoeinspielung berichten. Die dritte Ebene ist die echte Käserei. «Hier wird dem Publikum in Echtzeit, parallel zur dramatischen Theaterhandlung, vorgeführt, wie ein Schweizerkäse entsteht», so Anita Zihlmann.
Zuerst Markt dann Bühne
Das Theaterstück beginnt nicht mit dem Aufziehen des Vorhangs. Vor der Vorstellung ist die Bühne ein grosser Marktplatz, Aargauer Vereine, Bauern und Produzenten –rund 20 Personen– bieten auf dem Bauernmarkt ihre Produkte an, zeigen altes Handwerk. Gegen 20 Uhr findet der Wechsel statt. Der Markt leert sich, die Marktbesucher werden zu Zuschauern, nehmen Platz auf den Tribünen und die Schauspieler eröffnen das Spiel. Und mitten drin steht Elmar Schmid, der Käser am Kessi.
«Die Ko-Produktion von Profis und Laien ist für beide Ensembles einmalig», sagt Zihlmann. «Das Stück ist für die Reithalle geschrieben und inszeniert. Der Inhalt, der Überlebenskampf der Bauern, Habgier und Betrug ist heute so aktuell wie einst.» Die Zuschauer dürfen sich auf einen spannenden Theaterabend freuen.