Weil das heutige Gebäude von Stararchitekt Justus Dahinden nicht aufgestockt werden kann, wird es abgerissen.
Nun ist es definitiv: Der Aarauer Bahnhofplatz bekommt ein frisches Gesicht. Oder zumindest ein neues prägendes Gebäude. Denn die ZFV-Gastronomiegruppe als Eigentümerin hat gestern bekannt gegeben: Das Sorell Hotel Aarauerhof, einst von Stararchitekt Justus Dahinden (93) gebaut, wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Dass mit dem Hotel etwas geschehen muss, war schon länger klar. Der Zustand des 1972 eingeweihten «Aarauerhof» genügt den Anforderungen nicht mehr. Doch ob es eine Sanierung oder ein kompletter Neubau werden soll, wurde eingehend abgeklärt. Der Entscheid für einen Neubau fiel letztlich aufgrund der Gebäudehöhe: «Die Revision der Bau- und Nutzungsordnung der Stadt Aarau ermöglicht, das Gebäude von bisher 23 auf neu maximal 33 Meter zu erhöhen», so ZFV in der Medienmitteilung. Es habe sich nun gezeigt, dass eine Aufstockung des alten Gebäudes «bautechnisch kaum realisierbar wäre».
Der Neubau soll «zeitgemäss und attraktiv sein», heisst es weiter. «Die Lage direkt am Bahnhof von Aarau ist hervorragend, erfordert jedoch auch, dass sich das neue Hotel gut ins Stadtbild und die Bahnhofumgebung einfügt.» Deshalb wurde – in Zusammenarbeit mit der Stadt – ein Studienauftrag durchgeführt, zu dem «acht rennomierte Architekturbüros» eingeladen worden waren. Nun hat die elfköpfige Jury, bestehend aus Architekten, dem Aarauer Stadtbaumeister Jan Hlavica sowie Vertretern der ZFV-Unternehmungen ein Siegerprojekt ausgewählt. Es stammt vom renommierten Architekturbüro «mlzd» (Biel). In ihrem Portfolio findet sich beispielsweise der Ausbau des Stadtmuseums Rapperswil, der Erweiterungsbau des historischen Musums Bern oder das neue Fussballstadion in Lausanne.
Weitere Details wurden zum neuen «Aarauerhof» noch nicht veröffentlicht, man werde das Projekt jetzt weiterbearbeiten, so ZFV in der Medienmitteilung. Am Donnerstag, 7. März, werden die eingereichten Projekte öffentlich ausgestellt.
Das Sorell Hotel Aarauerhof hat 25 Mitarbeitende und wird seit Mitte 2018 von der erst 31-jährigen Nadine Courtial geleitet. «Mir gefällt es in der Dreistern-Hotellerie», sagte die gebürtige Deutsche der «Sonntagszeitung»: «Hier bereitet man Gästen bereits mit Kleinigkeiten eine Freude.» Das Hotel verfügt über je rund 40 Einzel- und Doppelzimmer. Es wird vorwiegend als Seminarhotel genutzt, im Sommer steigen hier auch Velotouristen ab. Das Restaurant ist wegen sinkender Nachfrage am Nachmittag zu.
Dort, wo heute der «Aarauerhof» steht, eröffnete zum Maienzug anno 1895 das erste Hotel, das «Gerber Terminus». Es war bald das «erste Haus am Platz». Nach dem Ersten Weltkrieg ging es mit dem Hotel abwärts; die Kaufmännische Gesellschaft rettete es 1920 durch die Gründung einer Aktiengesellschaft vor dem Ruin. Im gleichen Jahr wurde aus dem «Gerber Terminus» der «Aarauerhof».
Schon in den 1960er-Jahren kam die Frage auf, ob das Hotel saniert oder doch komplett ersetzt werden sollte. Man entschied sich – wie nun auch wieder – für einen Neubau. 1970 wurde das alte Hotel abgerissen. 1972, rechtzeitig zum Eidgenössischen Turnfest, konnte der – Zeitzeugen zufolge nicht ganz unumstrittene – Neubau von Architekt Justus Dahinden eröffnet werden.
Es folgten einige glanzvolle Jahre, vor allem dank dem Engagement des Hoteldirektors vorübergehenden Hauptaktionärs Roland W. Jaeger. Internationale Schlagzeilen machte der Tod eines russischen Diplomaten im Aarauerhof; man hatte ihn am 7. April 1979 in der Badewanne gefunden.