Suhr
Den Dorfschreibern stehen die Türen immer offen

Ursina Mühletaler und Severin Obrist übergeben ihr Amt als Dorfschreiber von Suhr an den Aarauer Stadtfotografen Jiri Vurma – die beiden blicken mit gemischten Gefühlen zurück

Fabienne Suter
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Severin Obrist, Ursina Mühlethaler und der mit Kamera ausgerüstete neue Dorfschreiber Jiri Vurma (v.l.).

Severin Obrist, Ursina Mühlethaler und der mit Kamera ausgerüstete neue Dorfschreiber Jiri Vurma (v.l.).

Fabienne Suter

Zehn junge Talente aus der Region haben sie seit Juni 2014 in der Dorfzeitung «SuhrPlus» porträtiert und mit dem «Tscheggsikon» die Jugendsprache älteren Generationen zugänglich gemacht. Nun haben Bezirksschüler Severin Obrist und Buchhändlerlehrtochter Ursina Mühlethaler am Sonntagnachmittag in der Gemeindebibliothek Suhr ihr Amt als Suhrer Dorfschreiber abgegeben – mit gemischten Gefühlen.

«Es war toll, so viele Leute kennenzulernen. Als Dorfschreiber kann man viele Fragen stellen und trifft immer auf eine offene Tür», sagt Ursina Mühlethaler. Andererseits sei das Jahr auch sehr anstrengend gewesen, da sie das Amt neben der Schule und der Lehre ausgeübt hätten. Besonders das erste Porträt ist Mühlethaler in Erinnerung geblieben – weil es halt das erste war. «Es war ein Sprung ins kalte Wasser. Aber wir haben einfach ausprobiert.»

Die Arbeit haben sich die beiden aufgeteilt: Severin Obrist war für das «Tscheggsikon» und den Facebook-Auftritt der Dorfschreiber zuständig. In jeder Ausgabe von «SuhrPlus» stellte er einige Wörter der heutigen Jugendsprache vor. Ursina Mühlethaler porträtierte junge Menschen aus der Suhrer Schule mit unterschiedlichen Begabungen, Wünschen und Träumen – alle zwischen 11 und 17 Jahre alt.

Dorfschreiber mit der Kamera

Die Feder des Dorfschreibers ist nun feierlich an Jiri Vurma übergeben worden. Er ist der fünfte Dorfschreiber der Gemeinde. «Das erste Mal, dass ich mich mit fremden Federn schmücke», scherzt der Aarauer Stadtfotograf, der ursprünglich aus der Tschechoslowakei stammt. Mit 22 Jahren kam er in die Schweiz, studierte an der Kunstgewerbeschule und war als Industriefotograf tätig. Seine Kamera hat Vurma immer dabei. Als Dorfschreiber interessieren ihn vor allem soziale Themen. Diese will er mit Fotos und kleinen Berichten behandeln. Dafür ist er bereit, sich intensiv mit Suhr und seinen Einwohnern auseinanderzusetzen, in die Tiefe zu gehen und dadurch neue Seiten des Dorfes aufzuzeigen. Obwohl er selber nicht aus Suhr stammt, hat er doch einen Bezug zum Dorf. «Die Urgrossmutter meiner Kinder liegt hier begraben.» Ein erster Bericht ist bereits im «SuhrPlus» vom Mai erschienen.

Nach Kati Rickenbach und dem Theater Marie ist dies nun das dritte Mal, dass jemand «von aussen» für das Amt angefragt wurde. Elisabeth Wilhelm, Vizepräsidentin der Kulturkommission, meint, dass damit bisher immer gute Erfahrungen gemacht wurden. «Jemand von aussen kann Dinge aufzeigen, die wir selber gar nicht mehr wahrnehmen, weil wir uns schon so an alles gewöhnt haben. Dadurch wird man immer wieder vom eigenen Dorf überrascht.»

Nachlesen Das Archiv der Suhrer Dorfschreiber findet sich unter der Adresse www.dorfschreiber.ch