Ueli Sägesser aus Buchs sammelt seit über 60 Jahren alles, was ihm gefällt. Jetzt stellt er die schönsten Stücke aus.
Der Indianerhäuptling teilt sich ein Fach mit dem Lötschentaler Geisterschreck, und beim Hornusser-Bär halten keltische Soldaten Wache. Ueli Sägesser steht vor der Vitrine, zuckt mit den Schultern und meint fast entschuldigend: «Ich bin halt ein verrückter Sammler, einer, der sich nicht für etwas entscheiden kann.»
Seit über 60 Jahren sammelt Sägesser alles, was ihm gefällt. Und ihm gefällt eigentlich fast alles, was ungewöhnlich ausschaut und alt ist. Zusammengekommen ist ein wildes Gemisch an Gegenständen mit Patina. Er nennt es liebevoll «ein Antiquitäten-Birchermüesli». Wenn man ihn fragt, ob er beispielsweise Gegenstände aus dem Medizinalbereich hat, nickt er sofort. Und dann lacht er. «Haben tue ich sicher etwas. Ich habe für jeden etwas. Die Frage ist nur, wo.»
Angefangen hat die Sammelleidenschaft wegen seiner Grossmutter. Sie schenkte ihm ein Sackmesser fürs Pilzesammeln. Bald schon wollte der Schulbub ein Messer mit zwei Klingen, dann eines mit einer Säge dran. «Und schon war es passiert, das Sammelvirus hatte mich befallen.» Es folgten Ansichtskarten, Briefmarken, Holzgabeln und Dreschflegel, Ueli Sägesser trug alles nach Hause, was ihn interessierte und er gratis haben durfte. Während der KV-Stifti bei einer Bank fing er an, Münzen zu sammeln, und so ging das weiter und weiter.
Heute ist Ueli Sägesser pensioniert, aber kein bisschen ruhiger geworden. Noch immer klappert er Flohmärkte und Antiquitätenmessen ab, durchforstet Inserate, geht bei Hausräumungen vorbei und schaut in jede Mulde, manches ersteht er für ein paar Franken, manches für deutlich mehr. Daheim stapelt er die Stücke in die Garage, den Luftschutzkeller oder den Estrich, die schönsten Sachen schaffen es ins Wohnzimmer, viele verkauft er weiter.
Ist er ein Spinner? Sägesser lacht und sagt: «Natürlich, das muss man sein.» Auch seine Frau habe sich mit seiner Leidenschaft und den vollgestellten Räumen arrangiert. «Solange die Blumen im Winter drinnen ein warmes Plätzchen finden, ist alles gut.» Er sei ja auch kein Messi, Messis würden Chabis heimbringen. Er aber bringt schöne Sachen heim. Solche, die ihm wegen der Handwerkskunst gefallen. Oder die ihn an die Kindheit erinnern. «Ich habe einfach Freude an Altem. Und ich möchte, dass diese Sachen und ihre Geschichten nicht in Vergessenheit geraten.»
Jetzt stellt Sägesser seine Sammlung erstmals in seiner ganzen Bandbreite aus, und zwar im Dorfmuseum Buchs unter dem Titel «Schnipo – Schnitzereien und Porzellan». Hier im Dorf wohnt er, auch ist er in der Museumskommission. Stolz zeigt er seine Schätze, von der alten Bierflasche aus der Brauerei Gundel in Buchs, Kalenderblättern mit Aarauer Lithografien über Blechbüchsen der Schoggi-Frey bis hin zu einer eindrücklichen Schlüssel-Sammlung, Kinderspielsachen, Laternen, versteinertem Holz, Nähtruckli und Feuerwehrhelm, Schoppen und Spuckflaschen. Sägesser freut sich auf die Besucher und insbesondere auf ihre Reaktionen. «Ich hoffe, dass ich mit diesen Gegenständen bei den Besuchern Erinnerungen wecken kann – und vielleicht auch die Wertschätzung, damit solche Raritäten nicht ausgemistet werden.»