Wie sehr muss man auf die Vorbehalte der Lehrpersonen gegen die Kreisschulfusion eingehen?
Über Abwesende soll man bekanntlich nicht sprechen. Aber Lehrpersonen der Schulen Aarau und Buchs-Rohr waren an der Einwohnerratssitzung am Donnerstagabend in aller Munde – obwohl und gerade weil sie nicht da waren.
Wie in der az beschrieben, gab es gegen die Bildung einer gemeinsamen Kreisschule Aarau-Buchs wenig Widerstand. Mehrfach wurden aber die Bedenken erwähnt, welche die Lehrpersonen beider Schulen gegenüber der Fusion hegen. Die einen Votanten drückten Verständnis für die Furcht vor einer neuen Situation aus.
SVP-Einwohnerrat Hans Hartmann kritisierte hingegen die Projektleitung, die die Bildung einer neuen Kreisschule aufgegleist hatte: «Das Projekt an sich ist ausgezeichnet gemacht», sagte er. «Aber ihr habt die wichtigsten Stakeholder vergessen: die Lehrer. Wenn man deren Meinungen einfach so übergeht, weiss ich nicht, wie man das Projekt erfolgreich zu Ende führen will.»
Gemeinderat Anton Kleiber widersprach: «Die wichtigsten Stakeholder sind die Kinder. Und deren Eltern. Die Lehrer sind Angestellte der Schule.» Die Schule, die die Projektleitung skizziert habe, sorge dafür, «dass die Klassengrössen nicht explodieren und dass die Schulkultur auch für die Eltern stimmt». Er selber arbeite in einem «noch grösseren Gebilde» als die 3000 Schüler und 500 Lehrer umfassende Kreisschule Aarau-Buchs (Kleiber ist Schulleiter in Dietikon), und da funktioniere die Identifikation mit der Schule sehr gut. «Die Lehrer haben auch in einem grösseren Gebilde die Freiheit, ihren eigenen Stil zu leben. Wenn der verloren geht, sind die Lehrer selber schuld.» Zentralistisch sei an der neuen Kreisschule «höchstens das Dach».
«Auf ein paar Bier mit einigen Lehrern» war SVP-Einwohnerrat Marc Jaisli, der sich notabene erst nach der Beschlussfassung äusserte: «Alle haben gesagt: ‹Mit mir nicht!›» Ein Grossteil der Lehrer sei überhaupt nicht glücklich mit der Schulfusion, betonte Jaisli. «Wenn ich in meiner Backstube etwas umstrukturieren will, frage ich zuerst mein wichtigstes Personal. Wenn die mich für verrückt erklären, gehe ich nochmals über die Bücher.» Was man denn machen wolle, wenn der Schule alle Lehrer davonlaufen, wollte Jaisli wissen. «Die Lehrer haben zwei Jahre Besitzstandsgarantie», antwortete Gemeinderat Kleiber. «Wenn sie vernünftig sind, schauen sie die zwei Jahre mal, ob sie sich noch wohlfühlen oder nicht. Wenn nicht, können sie die Stelle ja wechseln.»
Kleiber bedauerte, dass die Projektleitung vonseiten der Lehrer nicht kontaktiert worden sei. An eine Infoveranstaltung zur neuen Kreisschule, an der alle Aarauer Lehrer eingeladen worden waren, seien beispielsweise nur rund ein Dutzend von 300 gekommen. «Es gab kaum Fragen, auch keine kritischen. Ich vermisse das Interesse und das Engagement.» Auch dass in den Zuschauerrängen des Einwohnerrats kaum eine Lehrperson zu sehen war, war dem Gemeinderat aufgefallen: «Wenn wir über ein neues Feuerwehrfahrzeug abstimmen, sitzen da zwei Reihen Feuerwehrleute.»
Er diskutiere gerne, betonte Kleiber. Die Lehrpersonen hätten sich aber bisher mehrheitlich darauf beschränkt, im Hintergrund Stimmung zu machen gegen die Kreisschule, liess er durchblicken. «Das kreide ich ihnen ein bisschen an. Wir sind weiterhin offen für Gespräche.»