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Blumenlieferungen können sich gerade jetzt positiv auf die Moral auswirken, sagt der Inhaber von Linder Blumen.
Die Türe des Blumenladens Linder an der Aarauer Bahnhofstrasse ist zu. Seit 12 Tagen dürfen die Inhaber Mathias Baumberger und seine Frau Antoinette keine Kunden mehr bedienen. Ein Schicksal, das sie mit allen Floristen teilen. Das Interview für diesen Artikel findet daher via Videotelefonie statt. Dies, um nicht zusätzliche Menschen in den Laden hineinzulassen. Im zweistöckigen Geschäft arbeiten nebst ihm und seiner Frau nur wenige Angestellte. Fleissig binden sie bunte Sträusse.
Die Coronakrise trifft die Floristenbranche hart: «Das Tagesgeschäft ist sofort weggefallen», sagt Mathias Baumberger. Auch Grossbestellungen, wie Dekorationen für Events, sind storniert. Paare, die nächstens heiraten wollten, informieren sich über das weitere Vorgehen. Dass sie trotz der Ladenschliessung weiterarbeiten dürfen, verdanken sie unter anderem dem Onlineshop, den sie bereits vor dem Lockdown hatten. Onlinebestellungen und Auslieferungen haben zugenommen. Diese generieren aber nur einen Bruchteil des Umsatzes: «Wir bedienen die Kundschaft aus einem Dienstleistungsgedanken heraus weiter. Wir können die Fixkosten durch diese Bestellungen niemals decken.»
Die Arbeitstische stehen neu weiter auseinander. Von den 20 Angestellten an den Standorten Aarau und Gränichen arbeiten zurzeit maximal vier im Laden in Aarau. Baumberger hat einen Teil der Lieferungen selbst übernommen: «Die Boten, die normalerweise am Morgen ausliefern, gehören alle zur Risikogruppe. Es sind pensionierte Herren.» Deshalb werden sie momentan von ihrer Aufgabe entbunden. Für die Angestellten haben sie Kurzarbeit beantragt.
Der Abstand wird auch bei den Lieferungen eingehalten: «Wir deponieren den Blumenstrauss vor der Türe, klingeln und stehen ein paar Meter zurück.» Der Grossteil der Bestellungen seien Geschenke: «Blumensträusse, die einen persönlichen Besuch ersetzen, weil dies im Moment nicht möglich ist.» Zugenommen haben auch romantische Bestellungen an die gleiche Wohnadresse: «Dann bestellt ein Mann oder eine Frau einen Strauss für den jeweiligen Partner, mit dem sie jetzt zu Hause sind.» Die Belieferten freuen sich noch mehr über die blumigen Grüsse: «Weil die Menschen viel zu Hause sind und die Natur vermissen. Da ist ein Strauss ein kleiner Aufsteller.» Blumen, so Baumberger, können sich gerade in der aktuellen Situation positiv auf die seelische Gesundheit auswirken.
Lieferungen an Geschäfte, die Blumen am Empfang haben, können sie zu etwa 60 Prozent noch ausführen: «Wir beliefern etwa Arztpraxen oder Architekturbüros.» Auch das anstehende Ostergeschäft wollen sie mit Hauslieferungen oder Abholdienst bestreiten. Trotz der prekären Lage wirkt Mathias Baumberger positiv: «Klar macht es einem Sorgen, wenn man die Verantwortung für die Mitarbeiter hat. Aber wenn man den Kopf in den Sand steckt, sieht man nichts mehr.»