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Der FC Aarau und seine Fans warten auf das neue Stadion Torfeld Süd. Nach abgeschlossenem Rechtsstreit um die Baubewilligung geht es nun noch um die knifflige Finanzierungsfrage. Ein Lichtblick: Für die Mantelnutzung gibt es gleich mehrere Interessenten.
Diese Meldung macht allen Hoffnung, die den Glauben an ein neues Stadion in Aarau verloren haben. Und sie bestärkt all diejenigen in ihrer Überzeugung, die schon immer an ein gutes Ende der ewigen Leidensgeschichte geglaubt haben. Die Suche nach einem Ankermieter für das Einkaufszentrum scheint relativ weit fortgeschritten zu sein, auch wenn es offiziell niemand bestätigen will. Die az weiss aus verlässlichen Quellen, dass sich sowohl Migros als auch Coop sehr interessieren. Sie sind daran, Formate zu entwickeln, die sie im Stadion realisieren könnten.
Das kommt für Laien überraschend: Denn beide Grossverteiler sind in Aarau bereits sehr gut vertreten. Die Migros baut gerade für 18 Millionen Franken beim Bahnhof Aarau und hat vor nicht allzu langer Zeit den «MMM» Buchs modernisiert. Coop betreibt in der Telli einen Megastore und in Unterentfelden einen grossen Supermarkt. Und das Warenhaus City an der Aarauer Igelweid wird total erneuert. Der Baustart erfolgt 2017 – ein Jahr später als geplant. «Die Verzögerung ist ausschliesslich wegen des Bewilligungsverfahrens entstanden», erklärt Coop-Sprecherin Britta Bächli. Das heisst: Die Verspätung hat nichts mit allfälligen Plänen von Coop im Fussballstadion zu tun.
Was planen denn die Grossverteiler? Offensichtlich keinen grossen Lebensmittelladen. In die Karten blicken lässt sich zurzeit niemand. Sven Bradke, der Sprecher der Bauherrin HRS, betont, seine Ausssage vom 3. Juli widerspiegle den aktuellen Stand. Damals erklärte er: «Wir analysieren das Gesamtprojekt nochmals und werden alle Änderungen von Vorschriften und Auflagen zusammentragen. Das dürfte noch einige Zeit in Anspruch nehmen.» Fest steht: Der Ball liegt jetzt bei der HRS. Sie gibt den Takt vor. Erst wenn sie ihre Arbeiten abgeschlossen hat, lässt sich über einen Termin für den Baubeginn Konkretes sagen. 2016 ist sicher unrealistisch. 2017 oder erst 2018 sind wahrscheinlicher. Also dürfte es bei einer zweijährigen Bauzeit 2020 werden, bis der FC Aarau erstmals auf eigenem Rasen spielen kann. Neben der Suche nach Mantel-Mietern hängt jetzt sehr viel davon ab, was die neuen Kostenberechnungen der HRS ergeben. Das Projekt stammt aus dem Jahr 2007. Seither hat sich vieles verändert. Es gab neue Auflagen des Fussballverbandes, das Bauen ist nicht billiger geworden. Wie gross werden die Mehrkosten sein? Wer trägt sie?
Die Ausgangslage: Die Stadion Aarau AG (zu 100 Prozent im Besitz der Stadt) hat mit der HRS einen Vorvertrag, in dem die Kosten für das Stadion (die «Schüssel») explizit festgeschrieben sind: 36 Millionen Franken.
Die Stimmbürger haben im Februar 2008 17 Millionen Franken bewilligt. Vom Kanton sind 6, von der Ortsbürgergemeinde Aarau 6, von der HRS 5 und von Privaten (FC Aarau) 2 Millionen Franken fest zugesagt.
Es ist geplant, den Vorvertrag in einen Hauptvertrag zu überführen, sobald die Baubewilligung vorliegt. Also jetzt. Natürlich ist es so, dass die HRS die Möglichkeit haben wird, Mehrkosten auf Dritte zu überwälzen, sofern diese beispielsweise durch neue Sicherheitsauflagen verursacht werden. Das könnte dazu führen, dass die Stadt einen Nachtragskredit sprechen müsste – es eventuell sogar nochmals eine Volksabstimmung gibt. Schwierige Diskussionen wären vorprogrammiert. Unter anderem wegen der Gefahr einer Steuererhöhung.
Was passiert, wenn eine der Vertragsparteien, die HRS oder die Stadion AG, aussteigt? Im Vorvertrag ist die Pflicht zum Abschluss des Hauptvertrages festgeschrieben. Eine Konventionalstrafe ist nicht vorgesehen. Die vertragsbrüchige Partei, etwa die Stadt Aarau nach einem allenfalls negativen Volksentscheid über einen Nachtragskredit, würde entschädigungspflichtig.
Die HRS ist Besitzerin des Landes. Sie hat die Planung des Gebäudekomplexes finanziert. Die Stadt selber hat bisher 2,3 Millionen Franken für die Vorbereitungsarbeiten bereitgestellt. Dieses Geld wurde etwa für die Zonenplanverfahren verwendet. Aber auch für den Betrieb der Stadion AG, die einen Geschäftsführer hat: Christian Kern arbeitet auf Mandatsbasis. Der 57-Jährige ist ein erfahrener Mann, hat unter anderem jahrelang für Basel United, die Betreiberin des St. Jakob-Parks, gearbeitet. Es ist noch ein langer Weg, bis im Torfeld Süd Fussball gespielt wird. Wenigstens besteht kaum ein Zeitdruck seitens der Baubewilligung. Diese ist zwei Jahre lang gültig.