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Am Dienstagnachmittag teilte der Stadtrat an einer Medienkonferenz mit, er sei bereit, sich auf den Plan B des Generalunternehmens HR Real Estate AG für das Stadionprojekt einzulassen. Nun düpieren «meinstadion.ch» und die Bauherrin HRS den Stadtrat und präsentieren einen «Plan C».
Am späten Dienstagnachmittag präsentierte die Task Force des neuen Aarauer Stadtrates ihre Stadion-Strategie. Allen Beteiligten (Bauherrin HRS, FC Aarau, «meinstadion.ch») sollen innerhalb von zwei Wochen Zugeständnisse abgerungen werden. Noch in diesem Jahr könnten die Stimmbürger über die Teilrevision des Zonenplans für den Bau der vier Hochhäuser abstimmen. Ein Nein würde wohl das Ende des Stadion-Neubaus und auch des Spitzenfussballs in Aarau bedeuten.
Zwischen der HRS und «meinstadion.ch» hatte es in den letzten Tagen wegen der Forderung einer Konventionalstrafe (für den Fall, dass HRS nicht baut) atmosphärische Störungen geben. Doch dann das: Völlig überraschend und in aller Heimlichkeit trafen sich die HRS und «meinstadion.ch» am Dienstagabend und präsentierten um 19.52 Uhr eine neue Idee: Die HRS lässt mit sich über eine Entkoppelung des Stadions von den Hochhäusern sprechen.
Sie verlangt aber eine Zwischenfinanzierung für diesen «Plan C». Zahlen sollen bis Donnerstag geliefert werden. Laut Michael Hunziker wird der Betrag höher sein als die 14 Millionen Franken, die seine «meinstadion.ch» GmbH bisher mittels Hilfe von Kanton und Banken sowie der Geldsammlung aufbringen wollte.
Im Anschluss an die heutige Medienkonferenz hat ein erstes Gespräch zwischen der HRS Real Estate AG (HRS) und der meinstadion.ch GmbH (meinstadion.ch) stattgefunden. Seitens HRS hat deren CEO Martin Kull teilgenommen, seitens meinstadion.ch René Herzog und Michael Hunziker, beides Mitglieder der Geschäftsführung.
In einem konstruktiven Gespräch ist man übereingekommen, die Möglichkeit einer Zwischenfinanzierung vertieft zu prüfen. Diese Zwischenfinanzierung soll es ermöglichen, den Stadionbau vom Vorliegen von rechtskräftigen Baubewilligungen von Hochhäusern zu entkoppeln. Damit könnte mit dem Bau des Stadions begonnen werden, auch wenn für die Hochhäuser noch keine Baubewilligung vorliegt.
Noch in dieser Woche soll zwischen HRS und meinstadion.ch ein weiteres Gespräch stattfinden, damit die Möglichkeit der Zwischenfinanzierung (sog. Plan C) weiter geprüft werden kann. Meinstadion.ch ist es wichtig, dass die Stadt Aarau und die FC Aarau AG bei diesen Gesprächen von Beginn weg ebenfalls teilnehmen. Den Vertretern von HRS und von meinstadion.ch ist es klar, dass diese Arbeiten unter einem grossen Zeitdruck stattfinden und daher von allen Beteiligten prioritär behandelt werden müssen.
Michael Hunziker unterstreicht im Namen der drei Geschäftsführer von meinstadion.ch: «Ein neuer Plan C kann nur Erfolg haben, wenn er von allen Beteiligten, also von HRS, dem FC Aarau der Stadt Aarau und meinstadion.ch mitgetragen wird. Es ist richtig, dass diese vier Parteien nun endlich zusammensitzen.»
Der lange Tisch an der gestrigen Pressekonferenz des Stadtrats hätte Platz gehabt für ein paar zusätzliche Personen. Und die drei Stadtratsmitglieder – Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker sowie Hanspeter Thür (Hochbau) und Daniel Siegenthaler (Sport) – hätten das Podium gestern gerne geteilt. Mit einem Vertreter der Stadion-Bauerin HRS, des FC Aarau und der «meinstadion.ch» GmbH. So wäre es eigentlich geplant gewesen: Dass die Akteure im leidigen Stadion-Drama einen gemeinsamen Konsens finden und nach den Scharmützeln in den letzten Wochen der Presse eine gemeinsame Absichtserklärung vorlegen können. Freilich nach dem Diktat der Stadt. Doch so weit kam es nicht.
Zur Erinnerung: Die HRS hätte zwar ein bewilligtes Stadionprojekt mit Mantelnutzung, will aber statt dem Einkaufszentrum vier Hochhäuser bauen, um das Stadion querzufinanzieren («Plan B»). Dazu braucht es vier Komponenten: Einen Gestaltungsplan und eine Baubewilligung für die Hochhäuser, eine neue Baubewilligung fürs Stadion und eine Zonenplanrevision, damit im Torfeld Süd überhaupt Hochhäuser entstehen können. Die HRS will mit dem Stadionbau erst beginnen, wenn sämtliche Bewilligungen vorliegen.
Die Unterlagen für die Zonenplanrevision wären bereit. Der Stadtrat weigert sich aber vorerst, sie öffentlich aufzulegen. Zuerst verlangt er, dass bis zum 20. März alle Akteure (also HRS, FC Aarau und «meinstadion.ch») eine Absichtserklärung unterzeichnen. Darin muss sich die HRS verpflichten, die entstehenden Planungskosten im Umfang von rund 2 Mio. Franken zu übernehmen, selbst für den Fall, dass trotz rechtskräftigem Gestaltungsplan für die Hochhäuser keine Baubewilligung erteilt wird. Sie soll ausserdem eine Konventionalstrafe zahlen, falls sie trotz vorliegender Baubewilligung für die Hochhäuser nicht mit dem Stadionbau beginnt.
Wie hoch diese Strafe sein soll, wollte Hanspeter Thür gestern nicht beziffern, sie sei aber eher «symbolisch» gemeint: «Der Stadtrat bezweifelt eigentlich nicht, dass die HRS gewillt ist, das Stadion zu bauen. Aber sie hat schon einmal trotz vorliegender Baubewilligung nicht gebaut. Also wollen wir uns dieses Mal absichern.» Das sei, so betonte auch Daniel Siegenthaler, wichtig für die Glaubwürdigkeit gegenüber dem Volk.
Doch die HRS denkt gar nicht daran, auf diese Forderung einzugehen: «Es ist unser Land, wir bauen selber und haben bisher die Planung bezahlt», sagt CEO Martin Kull auf Anfrage der AZ. Eine Sackgasse also. Aber auch für den FC Aarau gibt es Neuigkeiten, die nicht auf Begeisterung stossen: Der Stadtrat geht im schlimmsten Fall (wenn alle Rechtsmittel von Stadion- oder Hochhausgegnern ausgeschöpft werden) davon aus, dass sich der Bezug des Stadions von 2021 auf 2023 verzögert.
Er hat deshalb der Swiss Football League eine Zusage abgerungen: Die Spiellizenz des FCA im Brügglifeld wird für die Saison 2021/22 verlängert, wenn im April 2021 noch nicht mit dem Bau begonnen werden kann, weil noch Rechtsverfahren gegen eine Baubewilligung der Hochhäuser laufen. Aber überlebt der FCA eine noch längere Durststrecke?
Ein erster Schicksalstag wartet also am 20. März. Kommt dann die gemeinsame Absichtserklärung nicht zustande, «haben wir ein echtes Problem», sagte Thür gestern. Mit anderen Worten: Dann ist das Stadionprojekt gelaufen, falls sich die Stadt weiterhin weigern wird, die Zonenplanrevision öffentlich aufzulegen.
Und selbst wenn sich die Parteien zusammenraufen: Ende Jahr wartet die nächste grosse Hürde. Denn während Gestaltungsplan und Baubewilligungen über normale Baurechtsverfahren abgewickelt werden können, muss die Zonenplanänderung – vermutlich im Oktober – vor den Einwohnerrat. Und es wird aller Voraussicht nach zu einem fakultativen oder vom Einwohnerrat verordneten obligatorischen Referendum kommen.
Irgendwann zwischen November 2018 und Mai 2019 wird also wohl das Aarauer Stimmvolk entscheiden, ob es im Torfeld Süd Hochhäuser will. Wenn nicht, wird die HRS das Stadion nicht bauen. «Ein Nein wäre mit grosser Wahrscheinlichkeit das Ende des Spitzenfussballs im Kanton Aargau», hält Hanspeter Hilfiker fest.
«Der Stadtrat Aarau setzt sich für eine rasche, effiziente und zufriedenstellende Lösung beim Projekt «neues Fussballstadion» ein. Auf dem Weg zur Realisierung gilt es jedoch, zahlreiche Hürden zu nehmen.
Der Stadtrat Aarau hat sich während den letzten zwei Monaten intensiv mit dem «Plan B» des neuen Fussballstadions auseinandergesetzt. Beim Projekt bestehen Risiken, welche für den Stadtrat nur bedingt zu beeinflussen sind: Insbesondere die politischen Prozesse für die Teilzonenänderung, der Gestaltungsplan, die Anpassung der Baubewilligung für das neue Stadion und die Baubewilligungen für die Hochhäuser.
Der Stadtrat ist bereit, auf die Änderung des bisherigen Projektes einzutreten. Das unter der Voraussetzung, dass die Generalunternehmerin HRS Real Estate AG die entstandenen Planungskosten, im Umfang von rund 2 Millionen Franken, entschädigt, falls trotz rechtskräftigem Gestaltungsplan für die Hochhäuser keine Baubewilligung erteilt wird. Die Stadt Aarau will sich zudem mit einer Konventionalstrafe absichern, falls die HRS erneut, trotz vorliegender Baubewilligung für die Hochhäuser, nicht mit dem Stadionbau beginnt.
Der Stadtrat verlangt weiter, dass der definitive Kaufvertrag bis spätestens Mitte August 2018 abgeschlossen ist. Er nimmt zur Kenntnis, dass die Swiss Football League, SFL, bereit ist, dem FC Aarau im April 2021 weiterhin eine Lizenz zu erteilen, auch wenn in jenem Zeitpunkt noch Rechtsverfahren gegen die Baubewilligungen der Hochhäuser ausstehend sind.
Der Stadtrat ist der Auffassung, dass der vorgeschlagene «Plan B» nur eine Chance hat, wenn das Vorhaben von sämtlichen Beteiligten unterstützt wird: von der HRS Real Estate AG, dem FC Aarau sowie meinstadion.ch. Der Stadtrat wird die öffentliche Auflage der Teilzonenänderung Stadion Torfeld Süd beschliessen, sobald von allen Seiten eine entsprechende Zusage vorliegt.»