Buchs
Verena Tüscher öffnet ihre Gartentore: Wie man in der Agglo ein kleines Paradies kreiert

Anlässlich des Tages der offenen Gärten kann man kleine Rückzugsorte entdecken. Zum Beispiel in Buchs. Ein Vor-Besuch.

Nadja Rohner
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Verena Tüscher aus Buchs öffnet ihren Garten am Tag der offenen Gärten. Sie setzt auf Permakultur und produziert unter anderem Samen für seltene Sorten.

Verena Tüscher aus Buchs öffnet ihren Garten am Tag der offenen Gärten. Sie setzt auf Permakultur und produziert unter anderem Samen für seltene Sorten.

Nadja Rohner

Die Stiftung Pro Specie Rara setzt bei der Vermehrung von Saatgut seltener Sorten unter anderem auf private Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner, die die Samen zu Hause ziehen und bereitstellen. Am kommenden Wochenenden laden 14 von ihnen im Rahmen der Aktion «Offener Garten» zum Besuch ein. Im Aargau sind es drei: Die Pro-Specie-Rara-Samengärtnerei am Fusse des Wildegger Schlosshügels (Paradiesweg 2a), die «Gartenfabrik» von Eva Zurlinden auf dem Gelände der Jura-Cement Fabriken AG und der Garten von Verena Tüscher.

Bei ihr, mitten im Buchser Wohngebiet (Lindenweg 6), werden Besucher schon am Gartentor von einem intensiven Kräuter- und Blütenduft empfangen. Das Summen unzähliger Insekten mischt sich mit dem feinen Klingeln des Glögglis von Katze «Pitschi», die durch den Garten streicht.

Büsi Pitschi im alten Apfelbaum.

Büsi Pitschi im alten Apfelbaum.

Nadja Rohner

Man weiss gar nicht, wohin man zuerst schauen soll – auf die Seerosen im Teich, auf die Tomaten in den Töpfen, die alten Obstbäume, den riesigen Lavendelstrauch oder den noch grösseren Rosmarinbusch.

Tütschers Garten wirkt wildromantisch und aufgeräumt zugleich.

Tütschers Garten wirkt wildromantisch und aufgeräumt zugleich.

Nadja Rohner

Verena Tüscher bezeichnet ihren Garten als «riesengrosses Experimentierfeld» und will Besuchenden am Samstag zeigen, dass man auch auf kleinem Raum in einer Agglogemeinde einen Trittstein für die Natur schaffen kann. Dabei war sie nicht immer so begeistert davon.

Verena Tüscher.

Verena Tüscher.

Nadja Rohner

«Meine Mutter hatte einen riesigen Gemüsegarten, auf den sie sehr stolz war. Als Kind musste ich also immer jäten. Danach war ich Balkongärtnerin. Und als ich 2001 in das Haus in Buchs zog, wollte ich einen einfach zu pflegenden Garten, weil mein Mann und ich beide Vollzeit auswärts arbeiteten.»

Das änderte erst, als Tüscher, in der Textilbranche tätig, 2005 erstmals Mutter wurde. «Ich verbrachte plötzlich viel Zeit zu Hause. Ausserdem wollte ich, dass meine Kinder wissen, wo die Lebensmittel herkommen.» Was in einer Ecke des Gartens mit ein paar Kräutern begann, ist nun zum Gartenparadies geworden. Tüscher schafft das Kunststück, ihren Garten wildromantisch und dennoch aufgeräumt aussehen zu lassen.

Der Teich besteht aus Dachwasser, das ohnehin auf dem Grundstück versickern soll.

Der Teich besteht aus Dachwasser, das ohnehin auf dem Grundstück versickern soll.

Nadja Rohner

Über die Jahre ist sie auf die Permakultur gekommen und absolvierte schon mehrere Ausbildungen in diesem Bereich. Kreislauf schliessen, Dinge mehrfach verwenden, möglichst vor Ort, mehr Biodiversität, natürliche Gestaltung, Nachhaltigkeit. Einige Projekte zieht Tüscher gerade in der Region auf beispielsweise den «Garten der Vielfalt» neben dem Schulhaus Suhrenmatte. Für «Pro Specie Rara» vermehrt sie zudem «Rosso rotondo di capriglia» – eine Peperonisorte –, die Tomate «Goldapfel» und die Feuerbohnensorte «Anni Spreng».

Die Peperoni von «Pro Specie Rara».

Die Peperoni von «Pro Specie Rara».

Nadja Rohner

Der Teich in ihrem Garten wird mit Dachwasser gespiesen, das sowieso auf dem Grundstück versickern muss. «Unglaublich, was da an Tieren neu dazugekommen ist», sagt Tüscher. Kröten, Molche, unzählige Libellen. Dazu tanzen Schmetterlinge im Garten, man findet Igel, Vögel, auch mal einen Dachs. Und die nicht so beliebten Gäste: Ein Beet mit «ewigem Kohl» soll die Schnecken anlocken, als «Ablenkungspflanze». Daneben wachsen Boretsch, Kapuzinerkresse, Baumspinat, dazwischen gelbe Bohnen und Gurken.

Auch eine Feuerstelle gehört zum Garten.

Auch eine Feuerstelle gehört zum Garten.

Nadja Rohner

Im Beet nebenan sind die ersten Pflanzen daran, sich zu versamen. Aus einem einzelnen Rüebli ist ein beeindruckender Strauch gewachsen. Der Kürbis schlingt sich in Symbiose mit den Reben die Holzwand des Sitzplatzes empor. Colakraut, Hagenbutten, Baldrian – in jeder Ecke wächst etwas anders. Es gibt kleine sandige Ruderalflächen und ein neues Hügelbeet, auf dessen Grund knietief vergraben alte Äste liegen, die unter Grasnarben und Kompost langsam verrotten und Humus bilden.

Wie das alles funktioniert, erklärt die Hobbygärtnerin am Samstag und Sonntag am Lindenweg 6 in Buchs zwischen 14 und 17 Uhr.

Alle Teilnehmenden der Aktion «Offener Garten» (auch ohne «Pro Specie Rara») finden Sie auf www.offenergarten.ch.