Buchs
Gemeinderatskandidat Joel Blunier (EVP): «Die steigenden Sozialausgaben machen mir Sorgen»

Acht Männer wollen (wieder) in den Buchser Gemeinderat. Die AZ stellt sie anhand eines standardisierten Fragebogens vor. Heute: Joel Blunier (EVP).

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Joel Blunier ist aktuell Einwohner- und Kreisschulrat. Neu kandidiert er als Gemeinderat und Vizeammann.

Joel Blunier ist aktuell Einwohner- und Kreisschulrat. Neu kandidiert er als Gemeinderat und Vizeammann.

Fabio Baranzini

Was stört Sie an Buchs?

Joel Blunier: Dass Buchs finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, ist hinlänglich bekannt. Das lähmt die Politik und verhindert neue Ideen und Projekte bereits im Anfangsstadium. Ich bin überzeugt, dass wir in Buchs gemeinsam noch viel mehr erreichen können, auch trotz begrenzten Ressourcen und mit dem ehrenamtlichen Engagement der Einwohnerinnen und Einwohnern.

Wie lange halten Sie es ohne Handy aus?

Als ehemaliger Generalsekretär einer Schweizer Partei habe ich mich an die ständige Erreichbarkeit gewöhnt. Das Handy ist primär mein Arbeitsinstrument, aber leider zu oft auch Zerstreuung und Ablenkung. Für ein gutes Gespräch, ein spannendes Buch oder für sportliche Aktivitäten lege ich das Handy gerne weg.

Warum sind Sie Politiker geworden?

Ich habe Politikwissenschaft studiert und war schon immer politisch interessiert, zuerst aber vor allem an nationaler oder internationaler Politik. Das hat sich geändert, als wir in Buchs sesshaft wurden und die Kinder zur Schule gingen. Da hat sich mein Fokus auf das unmittelbare Lebensumfeld verlagert. Auf lokaler Ebene ist man näher bei den Menschen und kann unmittelbarer Einfluss nehmen. Als Politiker möchte ich Mitverantwortung für unser wunderbares Land tragen.

Von der nationalen auf die lokale Bühne

Joel Blunier (47) ist mit Andrea Blunier verheiratet; sie haben drei Kinder. Der ehemalige Generalsekretär der EVP Schweiz ist heute Geschäftsführer der Pensionskasse PROSPERITA. Sein Cevi-Name war Albatros, «wegen der langen Arme». Blunier sitzt im Kreisschul- und Einwohnerrat. Jetzt will er Gemeinderat und Vizeammann werden. 

Warum ist Andreas Glarner ein guter Politiker?

Ein guter Politiker ist jemand, der sich konsequent und glaubwürdig für seine Überzeugungen einsetzt. In diesem Sinne ist Andreas Glarner ein guter Politiker. Aber ich bezweifle, ob auch seine Politik und sein Stil gut für unser Land ist.

Wofür werden zu viele Steuergelder ausgegeben?

Der überwiegende Teil der Buchser Ausgaben ist gebunden und kann nicht beeinflusst werden. In den letzten Jahren wurden in Buchs sicher keine Steuergelder verschleudert, sondern vielmehr jeder Franken zwei Mal umgedreht. Was mir jedoch Sorgen macht, sind die steigenden Sozialausgaben.

Wenn Sie einfach so könnten: Wofür würden Sie 10 Millionen Steuer-Franken ausgeben?

Eine nachhaltige Politik muss für mich enkeltauglich sein, wir dürfen unseren Kindern und Kindeskindern keinen Schuldenberg hinterlassen. Daher würde ich mit den 10 Millionen zuerst unsere Schulden zurückzahlen. Da aktuell aber die Zinsen so tief, ja sogar negativ sind, würde ich einen Teil davon für die Gestaltung eines Zukunftsprojekts auf dem Bärenplatz verwenden. Das wäre eine Investition in die Zukunft und steigert die Attraktivität unserer Gemeinde.

Trauern Sie dem Zukunftsraum nach?

Nein. Aufgrund der Grösse und Finanzlage besteht für Buchs keine Notwendigkeit zur Gemeindefusion. Diese Meinung teilt auch die Mehrheit der Bevölkerung. Die Zeit dafür war noch nicht reif. Weil Buchs aber Teil der Agglomeration Aarau ist, ist eine verstärkte Zusammenarbeit angesagt. So stehe ich beispielsweise trotz Anfangsschwierigkeiten weiterhin hinter der Kreisschule Aarau-Buchs.

Soll Buchs vermehrt sparen oder den hohen Steuerfuss längerfristig akzeptieren?

Die Sparschraube kann in Buchs kaum noch stärker angezogen werden. Der Handlungsraum ist zu klein. Weil in der Vergangenheit notwendige Zukunftsinvestitionen aufgeschoben wurden, stehen diese nun an. Und da müssen wir temporär mit einem höheren Steuerfuss leben.

Warum könnten Sie sich vorstellen, in «Little Istanbul» (Aarauerstrasse) zu wohnen?

Ich kann mir durchaus vorstellen, an der Aarauerstrasse zu wohnen, Berührungsängste habe ich keine. Was die Attraktivität und Verkehrsbelastung dieses Quartiers betrifft, besteht aber Handlungsbedarf.

Was finden Sie attraktiv an sich?

Das sollten eigentlich andere beurteilen. Dass ich vielseitig interessiert bin und immer wieder Neues dazu lernen will, wäre wohl ein spezielles Merkmal.