Heute kommt der 21,2-Millionen-Kredit für das Primarschulhaus Dorf in Suhr vor die Gmeind. Der Ausgang ist ungewiss – trotzdem ist Gesamtschulleiterin Denise Widmer froh, dass endlich eine Entscheidung fällt.
Denise Widmer: Im Moment ist der noch gut. Wenn ich an Donnerstagabend denke, bin ich aufgeregt. Ich freue mich darauf, dass es endlich zu einer Entscheidung kommt.
Mit einer deutlichen Mehrheit für unser neues Schulhaus.
Ich glaube, die Suhrer Stimmbürger haben gemerkt, dass wir seit mehreren Jahren mit engsten Raumverhältnissen klarkommen müssen. Jetzt ist es an der Zeit, genügend Unterrichtsräume zu schaffen, damit jede Klasse auch die Möglichkeit hat, in Gruppenräumen unterrichtet zu werden.
Es gibt ganz verschiedene Gründe, in erster Linie sind es aber pädagogische: Wir sind seit fünf Jahren eine integrative Schule. Ausserdem sind wir eine Schule mit bis zu sechs Parallelklassen, drei bis vier davon im Dorf. Die Zusammenarbeit unter den Klassen ist ganz wichtig, ebenso wie der formelle und informelle Austausch. Unter einem Dach kann besser ausgeführt werden, was heute moderner Unterricht ist. Dazu gehören die verschiedenen Fachschaften wie schulische Heilpädagogik, Deutsch als Zweitsprache, Logopädie, Legasthenie-Therapien und Begabungsförderung.
Dieser Wunsch kommt nicht plötzlich, das ist ein ganz langer Prozess. Ich bin hier seit über vier Jahren Gesamtschulleiterin und eine meiner ersten Tätigkeiten war, in die Schulraumplanung ein gemeinsames Schulhaus für die Primarschulklassen Dorf aufzunehmen. Suhr hat wirklich die hinterst und letzte Raumreserve ausgenutzt. Jetzt geht es einfach nicht mehr, auch nicht mit Container-Provisorien. Ausserdem sind die Finanzen nicht so angespannt, dass sich Suhr das nicht leisten könnte. In Anbetracht der aktuellen Hypothekarzinsen ist jetzt der beste Zeitpunkt, dieses Schulhaus zu bauen.
Ja, aber völlig verhältnismässig. Im Feld bauen wir jetzt ein Schulhaus mit sechs Klassenzimmern und zwei Kindergärten für etwas über sechs Millionen Franken. Im Dorf bauen wir 24 Klassenzimmer. Viermal sechs gibt weit mehr als 21. Das sind Preise, die man heute bezahlen muss, wenn man ein vernünftiges Schulhaus bauen will.
Wir planen keine zusätzlichen Raumreserven, sondern ein Schulhaus mit Platz für 24 Schulklassen. So viele Klassen wird die Primarschule im Dorf auch haben, und zwar bereits in vier Jahren. Das Raumprogramm ist sehr gut und differenziert durch Gemeinderat, Schulpflege und Schulleitung abgeklärt worden. Ich kann versichern, dass es keinen einzigen zusätzlichen Raum gibt, der nicht gebraucht wird.
Heute haben wir keinen einzigen Besprechungsraum, alle Elterngespräche und Sitzungen finden in den Büros statt. Verschiedene Lernformen sind überhaupt nicht möglich, weil wir keine Gruppenräume haben. Die Schüler arbeiten in den Gängen oder sitzen mit den schulischen Heilpädagogen auf dem Schulhausgelände auf den Bänkli. Das ist eine schwierige Situation für die Schüler, das ist keine lernförderliche Atmosphäre.
Bei einem Nein stehen wir vor einem Scherbenhaufen. Wir müssten wieder bei null anfangen und bräuchten bereits für nächstes Jahr mehrere Container. Dann weiss ich nicht, ob ich alle Lehrpersonen hier halten kann. Es gibt Schulen, die andere räumliche Verhältnisse haben. Der Lohn ist überall der gleiche, aber es ist wichtig, dass die Arbeitsumgebung stimmt. Und die stimmt hier in Suhr nicht mehr.
Wenn man es mit Drittweltländern vergleicht, ist es Jammern auf hohem Niveau. Wenn man es mit anderen Gemeinden unserer Grössenordnung vergleicht, also 1300 Kinder und über 220 Lehrpersonen, dann ist es das nicht. So gibt man heute Schule, das ist die heutige Realität. Und die hat mit der Realität von vor 40 Jahren nichts zu tun.
Man kann die Vergangenheit immer für solche Vergleiche heranziehen. Die Entwicklung im bildungspolitischen Bereich ist kompliziert, nur die wenigsten haben sie über Jahrzehnte mitverfolgt. Wer diese Veränderungen nicht kennt, greift rasch zu solchen Stereotypen. Aber Tatsache ist: Heute ist es anders als früher. Heute haben wir eine integrative Schule ohne Kleinklassen. Das bedeutet auch, dass wir Zusatzangebote wie beispielsweise Begabtenförderung oder die eben vom Kanton ausgezeichnete «Lerninsel» haben. Das braucht Raum, der im Moment einfach nicht vorhanden ist. Wir haben keine einzige Raumreserve mehr, wir können nicht noch mehr zusammenrücken.
Der Mehrzweckraum ist unseres Erachtens sehr notwendig, ob für Elternabende, Theateraufführungen, stufenübergreifende Projekte oder viele andere schulinterne Anlässe und Veranstaltungen. Die Verlegung der Gemeindebibliothek ist eine Idee, die der Gemeinderat abklären muss. Wir von der Schule werden uns ganz sicher nicht dagegen wehren. Wenn das der Schritt ist, damit wir zu unserem neuen Schulhaus kommen, dann kann ich dahinter stehen. Es gäbe weit schlimmere Szenarien als eine Gemeindebibliothek im Schulhaus zu haben.
Gemeindeversammlung heute Donnerstag, 19.30 Uhr, Zentrum Bärenmatte