Kaum ist das Eidgenössische Volksmusikfest verklungen und verrauscht, wartet auf Aarau ein nächster Höhepunkt. Am kommenden Freitag feiert der Brauch des Bachfischet fröhliche Urständ – und das mit einer rekordverdächtigen Beteiligung.
Am kommenden Freitag, 18. September, feiert der Brauch des Bachfischet fröhliche Urständ. Dann tönt wieder tausendfach der Spruch «De Bach esch cho, de Bach esch cho» durch die Gassen der verdunkelten Altstadt, in der die von der Schuljugend gebastelten Lampions und Laternen besonders schön zu Geltung kommen werden.
Angemeldet für den wilden Zug haben sich heuer rekordverdächtige 2100 Schülerinnen und Schüler, vom Kindergarten bis zur ersten Oberstufe. Sie alle werden mit ihren Sujets einmal mehr das Motto «Tradition und Innovation» umzusetzen wissen. Mit dabei sind laut Philippe Guignard, Bachfischet-Obmann der Heinerich-Wirri-Zunft, zum ersten Mal zwei Gastklassen aus der Aarauer Partnerstadt Neuenburg.
Gar sechs Klassen aus der Schule Suhr – ebenfalls eine Premiere – werden am Schluss der Lichterschlange den bunten Reigen ergänzen, ebenso wie Schülerinnen und Schüler aus Erlinsbach. Und natürlich fehlt auch die Jugend aus dem Stadtteil Rohr von der Kreisschule Buchs-Rohr nicht, mit Ausnahme der dortigen Kindergärten.
Wenn um 20.15 Uhr die Lichter in Teilen der Kantonshauptstadt ausgehen, setzt sich der farbige Zug unter Führung der Kadettentambouren an der Bachstrasse in Bewegung. Die Route führt unverändert über die Obere in die Vordere Vorstadt, durch das Obertor geht es hinein in die Rathausgasse und durch die malerische Halde in den Schachen. Ist dort dann auch der letzte Ruf «Fürio, de Bach brönnt» verhallt, erhalten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Verpflegung «Ghackets mit Hörnli» und Eistee.
Vor der Sporthalle auf dem Maienzugplatz wird eine Festwirtschaft betrieben, in der sich auch die Erwachsenen stärken und einem Ständchen der Kadettenmusik lauschen können. Krönender Abschluss eines jeden Bachfischet ist der Mordschlapf, der von der Wirri-Zunft finanziert wird und sich längst zu einem veritablen Feuerwerk mit mehreren Bildern ausgeweitet hat.
Der Aarauer Bachfischet gehört zu den ältesten Lichterbräuchen im Land. Er steht im Zusammenhang mit dem jährlichen «Rumen» des Aarauer Stadtbachs durch die männlichen Bürger in historischer Zeit. Zu diesem Zweck musste man das Gewässer «ausfischen», ein Eingriff in die Fauna, der heute nicht mehr nötig ist. Trotzdem hat sich der Begriff des «Bachfischet» erhalten, bei dem es der Jugend vorbehalten ist, wie weiland übermütig die frischen Wellen im sauberen Bachbett mit bunten Lampions abzuholen und zu begrüssen.
Stark engagiert am Bachfischet ist seit ihrer Gründung anno 1922 die Wirri-Zunft. Sie zeichnet für die Organisation verantwortlich und wählt dafür einen Bachfischet-Obmann. Seit drei Jahren ist dies der Aarauer Augenarzt Philippe Guignard.
Er präsidiert auch die Jury, die jeweils nach dem Umzug die schönsten Lampionsujets und die besten Klassen prämiert. Der Brauch kann seine Strahlkraft aber nur dank der kreativen Lehrerschaft und der begeisterten Jugend erhalten, die jedes Jahr von Neuem die Tausenden am Strassenrand mit ihren Kunstwerken erfreut.
Ein Teil der Lampions ist im Nachgang zum Bachfischet in den Schaufenstern von Zentrums-Geschäften in aller Ruhe zu bewundern. Die Wirri-Zunft ist zudem bereit, private Schnappschüsse ins Internet zu stellen, entsprechende Fotos sind an die Mailadresse bachfischet@wirrizunft.ch zu senden, wo sie Eingang in eine Bildergalerie zum Bachfischet 2015 finden.