Region
Badis schreiben rote Zahlen – doch höhere Eintrittspreise sind tabu

Kleine Gemeinden stehen jährlich für sechsstellige Verluste gerade, damit die Eintrittspreise ihrer Schwimmbäder tief bleiben. Die Eintrittspreise zu erhöhen, lehnen die Verantwortlichen allerdings ab.

David Egger
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Kostenaufteilung im Schwimmbad Aarau: 40 Prozent werden durch Eintrittspreise gedeckt, 60 Prozent durch die Stadt.

Kostenaufteilung im Schwimmbad Aarau: 40 Prozent werden durch Eintrittspreise gedeckt, 60 Prozent durch die Stadt.

Stadt Aarau/NCH/MTA

Es ist ein Verlustgeschäft in Millionenhöhe: Die Badis der Region schreiben regelmässig Verluste, für die die Steuerzahler geradestehen. Ein Beispiel dafür ist das Aarauer Freibad Schachen, mit 428 200 Franken Defizit im letzten Jahr.

Die 98 800 Badigäste deckten 40 Prozent der anfallenden Kosten. Im sogenannten Kostendeckungsgrad sind aber die Abschreibungen nicht miteinberechnet. Anders ausgedrückt: Jedes Mal, wenn jemand die Badi betrat, legte die Stadt 12 Franken drauf. So hoch ist der Verlust inklusive Abschreibungen pro Eintritt.

Im Rahmen des Sparpakets Stabilo 2 hat sich der Aarauer Stadtrat überlegt, was gegen dieses Loch in der Kasse helfen könnte. Eine Senkung der Wassertemperatur ist nicht möglich, weil diese für Schwimmwettkämpfe mindestens 25 Grad betragen muss. Die Preise zu erhöhen, stand nicht zur Debatte.

Dieses Tabu haben die Entfelder vor drei Jahren gebrochen: Mit dem Umbau der Badi wurden die Preise erhöht. Wegen der hohen Investitionen wurde aus der Badi aber noch kein Gewinngeschäft. 792 300 Franken betrug 2014 das Minus der Entfelder Badi. Zum Vergleich: Jährlich gibt Oberentfelden etwas mehr als 800 000 Franken für den öffentlichen Verkehr aus. Mit 70 500 Gästen erreichten die Entfelder einen Kostendeckungsgrad von 54 Prozent. Für den Verlust stehen die Gemeinden Unter- und Oberentfelden gerade, im Verhältnis zur Einwohnerzahl.

Verlust beschäftigt die Entfelder

Diese Defizite geben zu reden. Gerade in Unterentfelden, das 2014 zweimal beschloss, den Steuerfuss zu erhöhen. «An der Gmeind regten schon verschiedene Bürger an, bei der Badi zu sparen», sagt Benedikt Reimann, Leiter Finanzen der Gemeinde Unterentfelden.

Fällt die Entfelder Badi samt Hallenbad weg, hätte das aber einen grossen Nachteil. «Viele Klassen haben eine Sportlektion pro Woche in der Badi eingeplant. Wenn das nicht mehr geht, braucht es mehr Sporthallen.»

Und ein höherer Eintrittspreis würde viele Gäste abschrecken – ausser die Badis der Region erhöhen die Preise gemeinsam. Aber auch diese Taktik hat einen Haken: Wenn alle Badis teurer werden, wird ein Gratis-Bad im Hallwilersee noch attraktiver. Oder andere Freizeitaktivitäten: In der Region Aarau kommt eine Runde Minigolf zurzeit gleich teuer wie ein Eintritt in die Badi.

Der Preis ist aber nicht der einzige Faktor im Kampf um Kunden. «Junge Entfelder haben mir gesagt, sie gehen in die Aarauer Badi, weil es dort günstiger ist und Entfelden keinen Sprungturm hat. Jede Badi positioniert sich anders», sagt Reimann.

Entfelden ist zum Beispiel bekannt für die Rutschbahn mit Zeitmessung. Als Leiter Finanzen ist Reimann froh, dass die Entfelder Badi ein Hallenbad hat: «Freibäder sind prinzipiell defizitärer als Hallenbäder.» Der Grund: Bei Schlechtwetter ziehen Freibadis fast keine Gäste an. Angestellte braucht es trotzdem.

Lenzburg mit schlechten Zahlen

Das Frei- und Hallenbad Menziken hat zusammen mit jenem in Entfelden die höchsten Preise der Region (wir berichteten) und erzielte 2014 einen Verlust von 640 500 Franken. Dank 75 500 Gästen waren 55 Prozent der Kosten gedeckt.

Ganz anders die Badi Lenzburg: Die 24 300 Eintritte deckten nur 27 Prozent der Kosten. Übrig blieben 461 700 Franken Defizit. «Wir haben keine Wasserheizung und sind darum noch stärker vom Wetter abhängig», sagt Stadtammann Daniel Mosimann dazu.

Die Seebadi in Beinwil deckt 60 Prozent der Kosten selbst und ist somit auch ein Verlustgeschäft. Mit den rund 40 000 Eintritten ergab sich aber ein Defizit pro Gast von nur 2 Franken. Denn am See entfallen viele Kosten, zum Beispiel jene der Wasserreinigung.

Zu den hohen Verlusten im letzten Jahr trug das schlechte Wetter bei. In den letzten 20 Jahren waren die Eintrittszahlen in Entfelden noch nie so tief wie 2014. Und 2013 lag in Aarau das Defizit pro Eintritt bei 7 statt 12 Franken. «Für eine Stadt ist ein Freibad ein Muss, einerseits als Erholungs- und Begegnungsort, andererseits als Sportstätte.

2014 besuchten täglich 663 Personen die Badi, sie ist ein grosses Bedürfnis», sagt Stadträtin Regina Jäggi. Die Preise sollen tief bleiben, damit die Badi für Familien mit tiefen Einkommen bezahlbar bleibt. «Zudem müssen wir im regionalen Vergleich attraktiv sein. Trotzdem überprüfen wir in nächster Zeit die Preise», sagt Jäggi.