Seit dieser Woche kann im Seetal ein sogenannter Foodtrail absolviert werden. Ab 68 Franken kommen E-Biker bei der Schnitzeljagd nicht nur kulinarisch auf ihre Kosten. Wir haben das Angebot getestet.
Regentropfen sammeln sich auf Brillengläsern, Wimpern und Nasenspitzen. Mit Wucht peitscht der Wind in die Gesichter, Kleidungsstück um Kleidungsstück saugt sich voll mit Wasser. Dass man tatsächlich bis auf die Knochen durchnässt sein kann, hielt ich bis jetzt nur für eine Floskel. Nun aber kleben meine Hose an meinem Körper, hängen meine nassen Haare über meiner schwer gewordenen Regenjacke. Und doch rollt das E-Bike unter mir immer weiter voran.
Wir befinden uns auf dem soeben eröffneten Foodtrail, der zum Auftakt Medienschaffende und Food-Blogger wie Frau Chlämmerlisack oder foodwerk_ch durch das Seetal führt. Erstellt wurde der Trail durch die gleichnamige Firma und in Zusammenarbeit mit Seetal Tourismus und der gutundgut gmbh. Während es Foodtrails bereits in Aarau oder Baden gibt, handelt es sich hierbei um den ersten, der per Bike absolviert wird. Das kommt nicht von ungefähr. So zeigt sich Bruno Grob, Geschäftsführer von Foodtrail, begeistert von der Gegend. «Es ist phänomenal, was das Seetal hergibt», sagt er. Es habe ihn somit besonders gefreut, hier ein Projekt aufziehen zu können.
Ziel der seit 2015 existierenden Schnitzeljagden ist es, durch Rätsel einen Genuss-Stopp zu finden, um dort kulinarisch belohnt zu werden. «Dadurch werden Orte anders betrachtet und entdeckt. Man taucht stark in eine Region ein», so Grob. Weil E-Bikes erst ab 16 Jahren gefahren werden können, richtet sich der Seeländer Trail eher an Erwachsene. Selbst wenn es möglich ist, die Tour selbstständig zu absolvieren, steht das Gruppenerlebnis im Vordergrund. «Wir arbeiten deswegen bewusst nicht mit einer App», sagt Grob.
Das Rätselraten beginnt so am Startpunkt im Stapferhaus Lenzburg. Noch nicht mit einem Gefährt ausgestattet, erhalten die Teilnehmer hier ein Kuvert mit Anweisungen sowie eine Tasche. Abgeholt werden die Bikes im Hotel Krone. Wer selbst eines besitzt, kann den Trail übrigens trotzdem absolvieren: Bezahlt werden dann 68 Franken (Velo-Miete zusätzlich 60 Franken).
Sogleich geht es los – wegen Hochwasser wird eine andere Strecke als gewohnt gewählt. Bald einmal verlassen wir dicht befahrene Strassen und radeln Wälder und Felder entlang. Meter für Meter werde ich dabei als Velo- und E-Bike-Anfängerin sicherer. Für die Tour müssen sechs bis sieben Stunden eingerechnet werden, zurückgelegt werden 56 Kilometer. Vom luzernischen Seetal aus geht es am Schluss per Zug zurück nach Lenzburg. «Man ist einige Stunden unterwegs. Es braucht daher ein Interesse an Bewegung und eine gewisse Grundfitness», sagt Marianne Suppiger von gutundgut.
Dass dem so ist, ist am Medienanlass kaum spürbar: Aufgrund des Regens wird nur eine von sechs Stationen angefahren. Auf dem Bike sitzen wir um die 40 Minuten, diese vergehen wie im Flug. Am geheim zu haltenden Zielort angekommen, gibt es schliesslich umgeben von mittelalterlichem Gemäuer ein Heissgetränk und etwas Süsses. Ganz nebenbei werden die Kleidungsstücke wenigstens ein bisschen getrocknet – die Anerkennung der Gastgeberin gibt es gratis dazu.
Kulinarisch versorgt, bleibt Zeit für einen Rückblick. So ist der Trail nicht das erste Projekt von dieser Art. Bereits lanciert wurde die Herzschlaufe und Seetal mobil, das die Ausleihe von E-Bikes ermöglicht. Alle haben sie das Ziel, Bewegung und Genuss – in diesem Fall Strecke, Sehenswürdigkeiten und das Angebot der lokalen Produzenten und Gastronomen – zu verbinden. «Schlösser und Seen prägen das Landschaftsbild unserer Region stark», sagt denn auch Romana Wietlisbach von Seetal Tourismus gleich vor dem Start in Lenzburg. Dazu kämen die Gastronomiebetriebe sowie die Velorouten, die seit der Eröffnung der Herzschlaufe populärer gemacht werden sollen. Dies seien ideale Voraussetzungen für einen Foodtrail.
Nach der Verpflegung folgt so auch gleich das nächste Rätsel. Dafür gibt es einen Bogen mit Informationen sowie die Schatzkarte des Knappen Ruprecht. Wer dessen Geheimnis auf die Schliche kommt, der solle sich «beim Holz-Provisorium ohne Herzchen» melden. Das fällt aber trotz erfolgreicher Lösung weg: Nach der ersten Station wird der Anlass aufgrund des starken Regens abgebrochen. So geht die Reise früher als geplant zu Ende – dies soll aber eine Ausnahme bleiben.
Details zu Ablauf, Anmeldung und Preis gibt es auf foodtrail.ch