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In einem Nebenlauf der Aare im Schönenwerder Ballypark sind exotische Schildkröten entdeckt worden, die vermutlich ausgesetzt wurden. Dies kann Probleme verursachen, weil sie alle Kleinamphibien wegfressen, sagt Schildkrötenexpertin Ruth Huber.
Der Nebenlauf der Aare im Ballypark beherbergt derzeit ungewöhnliche Gäste: Schildkröten. Ein az-Leserreporter entdeckte die zwei «basketballgrossen» Reptilien. Wie die Schildkröten in das Gewässer gelangt sind, ist nicht bekannt, sie könnten sogar schon dort überwintert haben. Aber können die Tiere im Ballypark überhaupt überleben?
«Solange das Gewässer tiefer als 80 Zentimeter ist, kann dort eine Schildkröte gut leben», sagt Ruth Huber, Präsidentin der IG Schildkrötenfreunde Aargau. Das Problem sei, dass in solchen Gewässern viele Kleinamphibien wie Kröten, Molche oder Salamander leben. Diese werden von den Schildkröten gefressen. «Wenn das nun einheimische Schildkröten sind, ist das legitim», so Huber.
«Aber exotische Schildkröten, die nicht in unser Ökosystem gehören, können dieses empfindlich stören.» Unterscheiden könne man die Tiere anhand der Zeichnung am Kopf: «Exoten haben Streifen, einheimische Schildkröten Pünktchen.» Huber ist sich sicher, dass es sich bei der Bally-Schildkröte um eine exotische Art handelt. .
Huber ist sich sicher, dass die Tiere im Ballypark ausgesetzt wurden. «So etwas darf einfach nicht passieren. Exoten gehören nicht in die freie Wildbahn. Man setzt ja in der Schweiz auch keine Elefanten aus.» Es kann zudem teuer werden, sich der ungewollten Schildkröten auf diese Weise zu entledigen: Bussen von bis zu 10 000 Franken sind möglich.
Rund 220 Schildkröten hat Ruth Huber im letzten Jahr notfallmässig bei sich aufgenommen und grösstenteils weitervermittelt. Wie viele sie selber besitzt, will die Hallwilerin nicht verraten, es sei aber eine «beträchtliche Anzahl». Es sei wichtig, dass man sich vor der Anschaffung einer Schildkröte bewusst sei, dass diese rund 80 Jahre alt würden, betont Huber: «Eine Schildkröte ist etwas fürs ganze Leben».
Die Schildkrötenexpertin kümmert sich auch um die einheimischen, wildlebenden Tiere. «Lange galt die Schildkröte bei uns als ausgestorben. Mittels Gentest konnten wir aber die Existenz der einheimischen Schildkröten beweisen.» Im Hallwilersee wohnen beispielsweise etliche Schildkröten, rund 30 davon hat Huber mit einem kleinen Chip unter dem Panzer versehen. So kann sie die Entwicklung der Reptilien verfolgen, die sich offenbar im Hallwilersee wohlfühlen: «2008 haben wir in Birrwil eine Schildkröte gefunden, gechippt und wieder freigelassen.» Das kleine Tier sei nur 180 Gramm schwer gewesen. «2012 haben wir sie in Aesch, auf der anderen Seite des Hallwilersees wieder entdeckt – mehr als ein halbes Kilo schwerer.»