Suhr
Asylbewerber bauen neuen Spielplatz auf

Vier Asylsuchende haben beim Aufbau des Spielplatzes im Lindenfeld-Areal in Suhr mitgeholfen. In ihre Freude über die getane Arbeit mischt sich aber auch Wehmut.

Lee Ann Müller
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Die vier Asylbewerber Asmat Qassem, Khalaf Khalaf, Johnathan Kabah und Elguja Tikanashvili.

Die vier Asylbewerber Asmat Qassem, Khalaf Khalaf, Johnathan Kabah und Elguja Tikanashvili.

Lee Ann Müller

Kaum sind die Bauarbeiten abgeschlossen, tummeln sich an diesem kalten Morgen im November bereits Kinder auf dem neuen Spielplatz im Lindenfeld-Areal neben der Asylunterkunft in Suhr. Sie kommen aus der Schweiz, Syrien oder einem afrikanischen Land und wohnen in den benachbarten Häusern oder im Asylzentrum selber. Lachend kraxeln sie das neue Klettergerüst hinauf und sausen kreischend die Rutsche herunter.

Etwas abseits steht Johnathan Kabah, mit ernsterer Miene, zusammen mit drei weiteren Männern. Er kommt aus dem westafrikanischen Sierra Leone, seine Kollegen stammen aus Syrien und Georgien, sie leben in der Asylunterkunft in Suhr.

Innerhalb von knapp zwei Wochen haben die vier Asylbewerber zusammen mit Michael Wipf, Geschäftsführer der Flora Gartenbau GmbH, den neuen Spielplatz aufgebaut. Jeden Tag haben sie geschaufelt, gebuddelt und Sachen herumgeschleppt. Johnathan Kabah ist stolz auf die geleistete Arbeit und wirkt doch, als beschäftige ihn etwas. Ob es nicht Spass gemacht habe, den Spielplatz aufzubauen? «Doch, sehr», nickt er, «aber als wir fertig waren, haben wir fast geweint. Am liebsten hätten wir noch lange weitergemacht.»

Mit dem Fertigstellen des Spielplatzes ist auch die tägliche Beschäftigung weg, zurück bleiben die Erinnerungen an eine gute Zusammenarbeit. «Er war ein toller Chef», sagt Johnathan Kabah über Michael Wipf, der die Bauarbeiten überwachte und sie bei den herausfordernden Aufgaben unterstützte. Auch Wipf ist zufrieden mit der Arbeit der Asylbewerber: «Es hätte nicht besser laufen können. Sie waren immer pünktlich, wir mussten ihnen nie nachspringen.»

Ein Gewinn für das Quartier

Der Gemeinderat in Suhr setzt sich für Projekte ein, bei denen Asylsuchende oder Sozialhilfebezüger mitarbeiten können. «Wir vertreten die Meinung, dass solche Menschen ebenfalls einen ihren Ressourcen entsprechenden Beitrag zur Gemeinde leisten können», sagt Gemeinderat Daniel Rüetschi. Einen Spielplatz in Zusammenarbeit mit Asylbewerbern zu bauen, habe sich sofort angeboten. Das Quartier äusserte seit längerem das Bedürfnis eines eigenen Spielplatzes.

Das Lindenfeld, Haus für spezialisierte Pflege und Geriatrie, stellte den Standort zur Verfügung. «Der Spielplatz ist ein Gewinn für unsere Bewohner und das Quartier», sagt Ursula Zeindler, Mitglied der Geschäftsleitung Lindenfeld. Im Winter kämen viele Kinder, um auf den umliegenden Hügeln zu schlitteln. Jetzt hätten sie auch im Sommer die Möglichkeit, sich auf einem Spielplatz im Lindenfeld-Areal auszutoben, sagt sie.

Hemmschwelle ist kleiner

Johnathan Kabah steht immer noch am Rande des Spielplatzes und beobachtet die spielenden Kinder. Er selber hat noch keine. Seine drei Kollegen aus Syrien und Georgien leben jedoch alle mit ihren Familien im Asylzentrum. In Suhr müssen sie sich nun integrieren, in der Fremde einer anderen Kultur, mit ein paar Brocken Deutsch. Ursula Zeindler ist überzeugt: «Dadurch, dass die Asylbewerber beim Aufbau des Spielplatzes mitgeholfen haben, ist die Hemmschwelle kleiner, ihn auch zu benützen und so Kontakte mit der hiesigen Bevölkerung zu knüpfen.»

Auch Dieter Häfeli, Betreuer beim kantonalen Sozialdienst, sagt: «Integration beginnt bei den Kleinen. Sie unterscheiden nicht zwischen einem schweizerischen und einem syrischen Kind – der Migrationshintergrund spielt keine Rolle.» Der Spielplatz solle darum ein Ort der Begegnung sein, ein Ort ohne Vorurteile und Intoleranz.

Knackiger Besuch in der Asylunterkunft: Rapper Knackeboul in Aarau.