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Was ist das «Kantonsschülerhaus»? Hat Aarau nicht schon viele Asylbewerber? Und was hat das alles mit der Kreisschule zu tun? Sechs Fragen und Antworten rund um das neue geplante Integrationszentrum in Aarau.
Was ist die «Rohrerstrasse 24»?
Ein Gebäude, das sehr in die Jahre gekommen ist. Lange war es ein Kinderspital. 1955 erfolgte die Umwandlung in ein Kantonsschülerhaus, eine Art Internat mit 15 Zimmern. Im Sommer 2001 wurde es mangels Nachfrage geschlossen. Ein Jahr später zogen die ersten Asylbewerber ein. Anfänglich waren es 40 bis 50. Nationale Berühmtheit erlangte die «Rohrerstrasse 24» im Sommer 2015, als der Kanton in ihrem Garten Armeezelte für die notfallmässige Unterbringung von über 50 Asylbewerbern aufstellen liess. Die Zeltstadt gab es auch 2016. Seither ist die «Rohrerstrasse 24» eine normale Asylunterkunft mit aktuell 50 Bewohnern.
Was ist ein Integrationszentrum?
Der Kanton unternahm mehrere Anläufe für Grossunterkünfte. In Erinnerung ist etwa das (gescheiterte) Projekt Safenwil, wo 2016 in einer Containersiedlung eines privaten Investors 95 Personen untergebracht werden sollten. Im Frühling 2019 hat der Kanton die Strategie gewechselt – als Folge einer nationalen Asylgesetzrevision (unter anderem mehr Gewicht auf Integration). Neu suchte man nicht mehr eine «Grossunterkunft», sondern nach einem «Integrationszentrum für Familien und Einzelpersonen mit Bleiberechtsperspektive». Darin sollen die Flüchtlinge an die schweizerischen Verhältnisse angewöhnt werden – bevor sie den Gemeinden zugewiesen werden. Als Standort kam für den Kanton ab 2019 nur eigenes Land in Frage. Das «Integrationszentrum» ist kein Bundesasylzentrum. Davon gibt es im Aargau aktuell eines in Brugg (von den 230 Plätzen werden gegenwärtig nur 18 benötigt).
Im Jahr 2015, dem ersten Jahr mit den Zelten an der «Rohrerstrasse 24», wurden schweizweit etwa 39500 Asylgesuche gestellt. Letztes Jahr waren es nur noch 11041 Gesuche – 22,6 Prozent weniger als 2019. Der Rückgang wird primär auf Corona zurück geführt. Für 2021 rechnet das Staatssekretariat für Migration (SEM) mit 15000 neuen Gesuchen. Allerdings gab es im Februar mit 812 Gesuchen einen Viertel weniger als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Die altrechtlich hängigen Gesuche erreichten mit 252 Fällen einen neuen Tiefststand. Vor fünf Jahren lag dieser Wert noch bei 32000. (az)
Hat es in der Agglomeration Aarau überdurchschnittlich viele Asylbewerber?
Das stimmt – und war noch ausgeprägter der Fall, als die Geschützte Operationsstelle (Gops) beim Kantonsspital in Betrieb war (geschlossen seit Ende Juni 2017 – soll bei Realisierung des «Integrationszentrums» nicht wieder aufgehen). Grossanlagen sind das Erstaufnahmezentrum «Casa Torfeld» (108 Plätze) an der Stadtgrenze in Buchs. Ebenfalls an der Stadtgrenze (ins Suhr) liegt der «Zollweg 14» mit einer Kapazität von 70 Personen (ehemaliges Personalhaus des Kantonsspitals).
Was ist mit den beiden Zeughäusern?
In Aarau gab es ein eidgenössisches (südlich der Rohrerstrasse, heute unter anderem Kavallerie-Museum) und ein kantonales Zeughaus (nördlich der Rohrerstrasse, heute etwa Abteilung Militär und Bevölkerungsschutz). Beide wurden schon vor Jahren geschlossen. Die grosszügigen Areale sind heute unternutzt, der U-förmige Komplex des ehemaligen eidgenössischen Zeughauses steht unter Schutz. Beim kantonalen Zeughaus gilt vor allem der langgestreckte Bau mit Vollwalmdach auf der Ostseite des Geländes als wertvoll. Er stammt aus dem Jahr 1918.
In welchen Zonen sind die betroffenen Grundstücke?
Die «Rohrerstrasse 24» liegt laut neuer BNO von Aarau im Umnutzungsgebiet «Torfeld Nord» (dem Gegenpol zum «Torfeld Süd» mit dem Stadion-Projekt). Entlang der Bahngeleise ist der Bau von mehreren Hochhäusern möglich. Es gibt einen Gestaltungsplan, der für das Integrationszentrum nicht angepasst werden muss. Das ehemalige kantonale Zeughaus («Rössligut»-Quartier, «Balänen»-Sporthalle) liegt in der Zone für öffentliche Bauten, ist also problemlos für Schulanlagen nutzbar.
Warum spielt die Oberstufe der Kreisschule Aarau-Buchs eine Rolle?
Das Oberstufenschulhaus Schachen (OSA) ist marode und muss bis 2027 ersetzt werden. Im letzten Sommer präsentierte die Stadt Projektideen auf dem Areal der Sportanlage der Alten Kanti in der Telli. Dorthin soll in einer zweiten Etappe auch die Bezirksschule (heute Zelgli) verlegt werden – um Platz zu schaffen für eine Expansion der Neuen Kanti. Angedacht ist der Bau eines Hochhauses (60 Meter), die Gesamtkosten dürften in der Grössenordnung von 75 Millionen Franken liegen. Bis Ende 2020 wollte der Stadtrat einen Grundsatzentscheid treffen. Dieser ist jetzt für Sommer 2021 in Aussicht gestellt.