Aarau
Armee will nicht weg vom Kasernenareal – Verein beklagt «alarmierende Entwicklung»

Nur Eingeweihte haben mitbekommen, dass sich punkto künftiger Nutzung des 4,7 Hektaren grossen Aarauer Kasernenareals einiges verändert hat. Das jedenfalls ist einer gestern Donnerstag publizierten Medienmitteilung des Vereins «Neues Kasernenareal» zu entnehmen.

Urs Helbling
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Blick auf das Kasernenareal Aarau.

Blick auf das Kasernenareal Aarau.

zvg

Die Musik ist geblieben. Doch nach dem Auszug der Infanterie und dem Einzug des Rekrutierungszentrums ist es deutlich ruhiger geworden auf dem Areal der Kaserne Aarau. Im Frühling, während des Lockdowns, hatte die Anlage dann plötzlich wieder höhere militärische Bedeutung erlangt. Im Kampf gegen Corona waren Sanitätssoldaten einquartiert.

Das war für jedermann sichtbar. Nur Eingeweihte haben mitbekommen, dass sich punkto künftiger Nutzung des 4,7 Hektaren grossen Areals einiges verändert hat. Das jedenfalls ist einer gestern publizierten Medienmitteilung des Vereins «Neues Kasernenareal» zu entnehmen.

«Der lange erwartete Mitwirkungsbericht, der Anfang September publiziert wurde, überraschte und irritierte» schreibt der Verein. «Denn darin wird klar festgehalten, dass das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) auch für die Zeit nach 2030 klar Interessen in Bezug auf die Nutzung des Kasernenareals angemeldet hat und der Masterplan deswegen auch angepasst werden soll.» Für den Verein sei diese Entwicklung alarmierend.

So ganz aus heiterem Himmel kommen die Ansprüche des Militärs aber nicht. Im Sommer 2018 erklärte der damalige Korpskommandant Daniel Baumgartner bei der Inbetriebnahme des Rekrutierungszentrums: «Wir brauchen den Waffenplatz Aarau und die Armee wird ihrem Bekenntnis zum Waffenplatz treu bleiben.» Die Armee hat einen Vertrag bis ins Jahr 2030. «Verhandlungen mit Bund und Kanton sind im Gange und wir sind zuversichtlich, dass es einen Folgevertrag geben wird», sagte er damals.

Ohne davon gross Notiz zu nehmen, trieben der Kanton und die Stadt die Planung für die Zivilisierung des Areals im Jahr 2030 voran. Im Februar ist der Entwurf des Masterplans vorgestellt worden. Er beschreibt die angestrebten städtebaulichen Leitlinien der zukünftigen Arealentwicklung.

Die Stadt ist im Planungsverfahren in einer relativ schwachen Position. Das Areal der Kaserne gehört dem Bund und vor allem dem Kanton. Die Stadt ist weder Grundstück- noch Immobilienbesitzerin.

Laut dem Verein hat die Stadt 2014 klar festgehalten: «Eine über 2030 hinausgehende militärische Nutzung des Kasernenareals im Herzen der Stadt widerspricht den Zielsetzungen des Stadtrates, des Einwohnerrates und des kantonalen Richtplans.»

«Nun werden die Voraussetzungen, unter denen die Planung und Mitwirkungsforen initiiert wurden, offenbar widerstandslos geändert, da das VBS seine ‹Interessen› anmeldet», schreibt der Verein. Dies dürfe nicht geschehen.

Der Verein erwartet vom Stadtrat «eine klare Stellungnahme» zur jüngsten Entwicklung. Und er fordert: «Der Stadtrat soll sich offiziell beim Kanton Aargau einbringen mit dem klaren Ziel, dass der Kanton die Mietverträge mit dem VBS nicht verlängert.»