Die Alte Reithalle könnte mit der Argovia Philharmonic zum Kulturhaus für mehrere Sparten werden. Diese Idee ist mit der Zwischennutzung gewachsen, bei der auch Tanzaufführungen und Musiktheater in der Alten Reithalle stattfinden.
Seit fast drei Jahren liegt der «Oxer» in der Abstellkammer. Das Projekt für ein überregionales Theaterhaus in der Aarauer Reithalle ist Anfang 2012 ins Stocken geraten. Damals wurde das Siegerprojekt für den Umbau gekürt, «Troja» hiess es, weil es die Hülle der Halle fast unverändert lassen wollte. Doch «Troja» hat es nur vor die Tore der Stadt geschafft.
Der Eröffnungstermin wurde auf 2019 hinausgeschoben. Dann wurde es still um den «Oxer». In der Reithalle selbst allerdings wird seit vier Jahren im Sommer dennoch Theater gemacht. Zuerst in einer mustergültigen Zwischennutzung der Interessengemeinschaft Darstellende Künste Aargau (T.u.T), inzwischen unter der Leitung der Tuchlaube Aarau.
Stadtrat Hanspeter Hilfiker erbte das verstaubte Projekt im vergangenen Jahr von seinem Vorgänger Carlo Mettauer. Im Sommer bekannte sich Hilfiker zwar deutlich zum «Oxer», sagte aber, der 20 Millionen teure Umbau, an dem sich auch der Kanton beteiligen würde, dürfe nur noch rund die Hälfte kosten. Das tönte nicht nach einer schnellen Umsetzung.
Doch nun sagt der Geschäftsführer des Aargauer Sinfonieorchesters, neu Argovia Philharmonic genannt: «Wir sind im engen Kontakt mit der Tuchlaube.» Auf Nachfrage präzisiert Christian Weidmann, dass das Argovia Philharmonic sein Interesse an der Alten Reithalle angemeldet habe. «Die Halle kommt für uns als Proberaum und als Konzertsaal infrage», sagt Weidmann.
Das bedeutet starken Rückenwind für den «Oxer». Statt dass nur Theater gespielt würde, könnte die Reithalle
zu einem Kulturhaus für verschiedene Sparten werden – diese Idee ist mit der Zwischennutzung gewachsen, bei der auch Tanzaufführungen und Musiktheater in der Alten Reithalle stattfinden.
«Die Halle ist ein Schatz», findet Christian Weidmann, «ein Raum mit Charakter und einer gewissen Grösse.» Ob sich der Raum tatsächlich für klassische Orchestermusik eignet, muss nun abgeklärt werden. Argo-Phil-Chefdirigent Douglas Bostock ist nach einem ersten Besuch jedenfalls optimistisch. Ein Test findet im nächsten September anlässlich einer öffentlichen Probe in der Reithalle statt.
«Es geht aber nur, wenn die Reithalle nicht verbaut, sondern bloss wintertauglich gemacht wird», sagt Weidmann. Das heisst: Eine Heizung müsste rein, ein Boden ebenfalls, die Fenster müssten gemacht werden und das Dach schallisoliert werden. «Wenn das Orchester ein Pianissimo spielt, darf man draussen keinen Töff starten hören», sagt Weidmann. Der Raum selbst müsste gross bleiben.
Das Sinfonieorchester stiess bisher überall auf offene Ohren: «Ich persönlich fände es grossartig, wenn sich da etwas sinnvoll verbinden liesse», sagt der Leiter des Theaters Tuchlaube Aarau, Peter-Jakob Kelting. «Wir prüfen momentan, welche Formen einer Zusammenarbeit möglich sind.» Die Führung würde allerdings das Theater behalten.
Stadtrat Hanspeter Hilfiker sagt, man werde den Wunsch des Orchesters in die Planung miteinbeziehen. In den nächsten Wochen bereitet die Projektgruppe, zu der auch Walter Küng vom Aargauer Kuratorium gehört, eine Stadtratsvorlage vor, welche den Zeitplan für die Umsetzung beinhaltet.
Doch warum sucht das Argovia Philharmonic einen neuen Raum? Das Orchester probt heute meist im Gemeindesaal Buchs und muss manchmal in die Bärenmatte Suhr ausweichen. «Wenn wir eine Heimat haben, können wir Geld sparen», sagt Weidmann. Hinzu kommt, dass die Musiker mit dem jetzigen Konzertort, dem Kultur- und Kongresshaus KuK, nicht komplett zufrieden sind. Der Saal ist eher zu klein und überzeugt akustisch nicht. «Manche Frequenzen kommen bei dieser Art Musik nicht durch», sagt Weidmann.
Hanspeter Hilfiker überrascht dies nicht: «Das KuK ist nicht ideal für Konzerte, sondern für Kongresse», sagt auch er. Diese Art der Nutzung wolle die Stadt ohnehin forcieren. Die Reithalle sei deshalb keine Konkurrenz zum KuK. «Die beiden grossen Säle sind mit jeweils über 50 Prozent der Zeit gut belegt – die Aufstell- und Abräumtage nicht einberechnet.»