Bruno Zanelli ist nicht mehr länger Leiter des Alterszentrums Sunnmatte. Diesen Entscheid hat der Altersheimverein gefällt. Eine Interimsleitung für das Alterszentrum Sunnmatte wurde bereits gefunden
Der Altersheimverein Kölliken trennt sich von Bruno Zanelli, dem Leiter des Alterszentrum Sunnmatte. «Eine Organisationsüberprüfung, die zu Beginn dieses Jahres durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist», sagt Barbara Fischer, Präsidentin des Altersheimvereins.
Deshalb hat sie am Dienstagabend Bruno Zanelli seine Entlassung mitgeteilt und anschliessend auch die Mitarbeiter und die Bewohner über die Veränderungen in der Leitung des Alterszentrums informiert. Zanelli wird per sofort freigestellt. «Für die Leitung des Alterszentrums haben wir bereits eine gute Interimslösung gefunden», so Fischer.
Unqualifiziertes Personal eingestellt
Gründe für die Entlassung von Bruno Zanelli, der während 13 Jahren im Alterszentrum Sunnmatte tätig war, zählt Fischer einige auf. So wollte sie, nachdem sie im Mai vor einem Jahr als Präsidentin des Altersheimvereins gewählt worden war, beim Zentrumsleiter Informationen über das Alterszentrum beschaffen. Sie war beispielsweise an Unterlagen zum Pflegekonzept oder zum Reinigungsdienst interessiert. «Ich habe dem Zentrumsleiter mehrere Mails geschrieben, um diese Unterlagen zu erhalten», erzählt sie.
Gewisse Informationen musste sie sich gar über den Kanton beschaffen, da sie diese vom Zentrumsleiter nicht bekam. Barbara Fischer ist ausgebildete Pflegefachfrau und nun beim Kanton für die Berufsbildung im Gesundheits- und Sozialbereich zuständig. Daher konnte sie erkennen, als sie die nötigen Unterlagen endlich in den Händen hielt, dass in der Leitung des Alterszentrums Sunnmatte zahlreiche Defizite bestehen.
Externe Organisationsanalyse
Unstimmigkeiten seien auch bei der Personalführung aufgetreten, sagt Fischer. «Gut qualifizierte Mitarbeitende haben leider das Alterszentrum oft sehr schnell wieder verlassen», sagt Fischer. Da erstaunt die hohe Fluktuationsrate nicht: Im letzten Jahr haben 13 Pflegepersonen das Alterszentrum verlassen - rund die Hälfte des Personalbestandes im Pflegebereich. Immer wieder Anlass zu Diskussionen hätten auch die Arbeitszeiten des Zentrumsleiters gegeben und sein Wohnort Schaffhausen, so Fischer.
Nach weiteren Diskussionen und Auseinandersetzungen mit dem Zentrumsleiter entschied sich der Vorstand des Altersheimvereins, eine externe Organisationsanalyse durchführen zu lassen. Die Ergebnisse waren ernüchternd: «Die Analyse ergab, dass sich die Professionsleistungen im Wesentlichen auf die ‹Warm-satt-sauber-Pflege› beschränken», sagt Fischer. Mit anderen Worten: Die Bewohner des Alterszentrums haben es warm, werden satt und leben in einem sauberen Umfeld. Laut Organisationsanalyse fehlt eine umfassende pflegerische Führung. Eine anonyme Befragung bei den Mitarbeitern habe ausserdem ergeben, dass auch viele Mitarbeitende mit der Situation im Alterszentrum nicht zufrieden seien.
Altersheim ist Gesprächsthema
Auch im Dorf ist das Altersheim Gesprächsthema. Die Leute erzählen sich hinter vorgehaltener Hand, dass im Alterszentrum Sunnmatte nicht alles mit rechten Dingen zu und her gehe. Von fehlerhaften Pflege-Abrechnungen ist die Rede, von Misshandlungen gegenüber den Bewohnern durch das Pflegepersonal und dass der Heimleiter die deswegen bei ihm eingereichten Beschwerden nicht ernst genommen habe.
Auch Barbara Fischer spricht von «grenzwertigen Sanktionen» gegenüber den Bewohnern durch das Pflegepersonal und bedauert, dass sich niemand zu diesem Thema öffentlich äussern wollte. Angestellte fürchteten, ihre Stelle zu verlieren, wenn sie Missstände publik machen würden. Letztlich begründet der Altersheimverein nun die Entlassung aber nicht mit dem Dorfklatsch, sondern mit den Ergebnissen der externen Analyse.
Unterschiedliche Meinungen
«Ursprünglich wurden im Alterszentrum kaum Pflegedienstleistungen erbracht», erzählt Barbara Fischer. Diese seien erst mit der Zeit, als die Bewohner älter wurden, nachgefragt worden. Deshalb sei es nun nötig geworden, die Organisation und die Altersheimleitung neu zu gestalten. Fischer sagt, sie habe dem Zentrumsleiter angeboten, diesen Schritt gemeinsam zu gehen. Doch Zanelli lehnte ab. «Da die Zentrumsleitung und der Vorstand des Altersheimvereins in wichtigen Punkten wie Strategie und Führung des Zentrums nicht gleicher Meinung sind, hat sich der Vorstand nach eingehender Analyse entschieden, sich vom Heimleiter zu trennen», so Fischer.
Eine Nachfolgelösung ist gefunden: Am 24. Mai wird der Interimsleiter vorgestellt, der das Alterszentrum in ruhigere Zeiten führen soll.
Bruno Zanelli, der entlassene Heimleiter, wollte keine Stellung nehmen.