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Am 16. April ist es 60 Jahre her, seit der Erlinsbacher Robert Nünlist Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde wurde.
Die Ernennung des in Aarau geborenen Lokomotivführersohns mit Bürgerort Luzern und Niedererlinsbach (heute Erlinsbach SO) hatte laut Historischem Lexikon der Schweiz (HLS) «Aufsehen erregt». Ungewöhnlich war, dass Oberst Nünlist als externer Kandidat dem bisherigen Stellvertretenden Kommandanten Ulrich Ruppen, einem Walliser, vorgezogen wurde.
Gemäss der zum 500-Jahr-Jubiläum der Schweizergarde erschienene Publikation «Hirtenstab und Hellebarde – die päpstliche Schweizergarde in Rom 1506–2006» hatte man sich im Staatssekretariat des Vatikans schon länger Gedanken zum Zustand der Garde gemacht und in der Schweiz nach einem aussenstehenden Offizier suchen lassen, um «Schlendrian» und «alten Unsitten» Herr zu werden. Robert Nünlist war Instruktionsoffizier der Infanterie, seit 1943 Generalstabsoffizier, 1954–1956 Stabschef der Felddivision 8 sowie 1957 des Feldarmeekorps 2.
Seine Ernennung führte zur «Kommandoaffäre», zur Entzweiung zwischen Innerschweizern und Wallisern im Verein ehemaliger Päpstlicher Schweizergardisten. Die Innerschweizer Abspaltung «La Guardia» hatte bis 1962 Bestand. 1959 verübte ein Gardist, den Nünlist entlassen hatte, ein Attentat auf ihn, das er jedoch überlebte – anders als Alois Estermann, der 1998 als frisch ernannter Kommandant zusammen mit seiner Frau einem Anschlag nach ähnlichem Muster zum Opfer fiel. Einzeltäter oder Verschwörung? Im Fall Nünlist zeigten sich Nachkommen später davon überzeugt, dass es sich um eine Verschwörung handelte, die mit der «Kommandoaffäre» zu tun hatte.
Robert Nünlist, der bis 1972 drei Päpsten diente (Pius XII., Johannes XXIII., Paul VI.) galt als strenger Kommandant. Er verbesserte gleichzeitig die Lebensbedingungen der Gardisten, um die Rekrutierung zu erleichtern. Dass die Schweizergarde 1970 nicht wie die andern päpstlichen Garden abgeschafft wurde, dürfte mit sein Verdienst gewesen sein. Nünlist wurde mit Orden diverser Staaten dekoriert und vom Vatikan in den Adelsstand erhoben. Die Nünlists waren einst Dienstleute der Grafen von Froburg gewesen: 1201 erscheint erstmals ein «Heinricus Nivnlist» unter den Zeugen einer von Bischof Diethelm von Konstanz ausgestellten Urkunde.
Robert Nünlist lebte ab 1972 in Kappel SO und starb 1991 in Niederelinsbach. Begraben wurde er auf dem Friedhof Meisenhard in Olten.