Grosse Aufregung
Aeschbachhalle-Pleite: Die Hintergründe – Vorwürfe werden zurückgewiesen, Angestellte warten auf Lohn

Die Aeschbachhalle steht vor dem Konkurs. Die Vermieterin Mobimo weist Vorwürfe des Verwaltungsratspräsidenten zurück. Angestellte warten auf ihren Lohn. Auch in Thun bestehen «beträchtliche Mietschulden».

Nadja Rohner
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Ueli Biesenkamp (r.) wurde in Aarau mit offenen Armen empfangen (links: Hanspeter Hilfiker und Hanspeter Thür).

Ueli Biesenkamp (r.) wurde in Aarau mit offenen Armen empfangen (links: Hanspeter Hilfiker und Hanspeter Thür).

Chris Iseli (4.4.2019

Die Nachricht, dass die Aeschbachhalle6 AG ihre Bilanzen deponiert habe und damit vor dem Konkurs stehe, verursachte grosse Aufregung. Denn beim Konkursamt, wo am Montag die Telefondrähte heiss liefen, wusste man noch von nichts. Es hiess dort, es seien keine Bilanzen deponiert worden. Gerade das hatte Ueli Biesenkamp aber am letzten Freitag, kurz vor Mitternacht, allen Mitarbeitenden von vier seiner Firmen in Aarau und Thun per Mail mitgeteilt. Möglich, dass die Unterlagen per Post unterwegs sind. Fragen des «Thuner Tagblatt» und der «Aargauer Zeitung» zu den Konkursen beantworteten Ueli und Marc Biesenkamp am Montagabend nur summarisch mit einer Medienmitteilung.

«Liquidität wegen Vermieter prekär»

Darin schreiben sie, weshalb die Aeschbachhalle6 AG (Aarau) sowie die daskonzept AG, die daskonzept gastro AG und die konzepthalle6 GmbH (alle Thun) am Ende seien: Der Konkurs der Aeschbachhalle als junge Firma sei nicht mehr aufzuhalten gewesen und reisse die anderen Unternehmen mit.

Ueli Biesenkamp führt aus, dass sowohl die Thuner «Konzepthalle6» als auch die Aeschbachhalle «als Geschäftsmodell Event, Kultur, Coworking, Gastronomie und Innenarchitektur haben». Und weiter: «Seit März 2020 haben wir bei allen Unternehmungen zuerst alle Buchungen bis September 2020 verloren und ab September alle Buchungen bis Mai 2021.»

Ab März 2020 habe man versucht, mit der Vermieterin der Aeschbachhalle, der Mobimo, Verhandlungen über Mietzins und Darlehenszinsen zu führen. «Alle Vorschläge unserseits wurden abgelehnt.» So sei «die Liquidität der Firma durch die Forderungen des Vermieters prekär» geworden. «Wir konnten durch die Beschlüsse des Bundesrats und des Kantons nur noch das Coworking und die Innenarchitektur betreiben. 75 Prozent der Fläche war nicht mehr kostendeckend zu bewirtschaften.»

Mobimo gab schon drei Darlehen

Die Mobimo ist mit dieser Darstellung nicht einverstanden. «Forderungen des Vermieters für den Konkurs der Gesellschaften verantwortlich zu machen, entbehrt jeglicher Grundlage», sagt Sprecherin Marion Schihin. «Fakt ist, dass die finanzielle Situation der Gesellschaft bereits Ende 2019 schwierig war – und Mobimo der Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt mit einem dritten Darlehen Liquidität verschafft hat.»

Wie genau die finanziellen Verhältnisse zwischen Mobimo und der Betreibergesellschaft aussehen, ist offiziell nicht bekannt. Inoffiziell heisst es, die Mobimo habe der Aeschbachhalle6 AG Darlehen in einem mittleren sechsstelligen Betrag gewährt.

Seit März 2019 – Eröffnung der Halle war im April 2019 – bis und mit März 2020 musste die Aeschbachhalle6 AG zudem keine Miete zahlen. Ab April 2020 wäre diese fällig geworden, laut Schihin ging bisher aber nur die Zahlung für einen Monat ein. Überschlägt man die üblichen Preise pro Quadratmeter an dieser Lage, muss man von etwa 38'000 bis 45'000 Franken pro Monat ausgehen. Die Aeschbachhalle6 AG dürfte bei der Mobimo also bereits in einer sechsstelligen Mietschuld stehen.

Grosse Löcher auch in Thun

Ähnlich sieht es in Thun aus, wo Biesenkamps die «Konzepthalle» von der Stadt gemietet haben. Gegenüber dem «Thuner Tagblatt» spricht Stadtpräsident Raphael Lanz von «beträchtlichen Mietschulden». «Der Gemeinderat hat immer wieder Hand für eine Optimierung der Rahmenbedingungen geboten», sagt er. In der Coronazeit wurde etwa ein Teil der Miete erlassen. Doch das rettete die Firma nicht: «Die finanziellen Probleme bestanden wohl bereits vor der Pandemie.»

Mitarbeiter klagen über Lohnausstände

In der Aeschbachhalle sind Bar und Restaurant seit etwa drei Wochen zu, in der Eventhalle läuft coronabedingt sowieso nichts. Das meiste Inventar ist ausgeräumt. Mitarbeitende berichten, sie hätten die Löhne für September und Oktober nur unvollständig erhalten, auf den Novemberlohn warteten sie noch immer.

Auffallend ist, dass Ende Oktober eine neue Biesenkamp-Firma gegründet worden ist: die daskonzept group AG. Die konzepthalle6 AG existiert ebenfalls noch. Man versucht in Thun offenbar einen Neustart.