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Im Juli 2013 brach in Oberentfelden die Kirchturmspitze ab und stürzte zu Boden. Jetzt steht fest: Die Holzkonstruktion auf dem Turm war durchgefault. Der Architekt hat einen Strafbefehl samt Busse von 1800 Franken erhalten.
Es war ein kleines Wunder: An einem schönen Sommertag vergangenen Juli bricht kurz vor Mittag die Spitze der reformierten Kirche in Oberentfelden ab. Diese Spitze, knapp drei Meter lang und rund 100 Kilogramm schwer, schlägt auf einem Weg auf, nur wenige Meter vom Garten der Kirche entfernt. Dort stehen einige Tische und Stühle bereit für einen Trauerapéro nach einer Beerdigung. Um 14 Uhr sollte er beginnen. Doch jetzt, zum Zeitpunkt des Absturzes, befindet sich hier keine Menschenseele. Niemand wird verletzt.
Der Turm der nun 150 Jahre alten Kirche war erst 2001 renoviert worden. Die Ursache für den Sturz blieb vorerst unklar. Nun hat die zuständige Staatsanwaltschaft ihre Untersuchungen abgeschlossen. Sie hat einem 54-jährigen Architekten einen Strafbefehl mit einer Busse von 1800 Franken aufgebrummt, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Er habe gegen das kantonale Baugesetz verstossen. Der Strafbefehl sei bereits rechtskräftig, wie Elisabeth Strebel, Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft gegenüber der Zeitung sagt.
Die Verfehlung wird durch folgenden Sachverhalt verständlich: Zwei Tage vor dem Sturz hatte der verantwortliche Kirchenpfleger den Architekten darüber informiert, dass die Kirchturmspitze schräg steht. Der Architekt schaute sich den Kirchturm vor Ort an und kam zum Schluss, dass keine Gefahr bestehe. Wie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben, war die Holzkonstruktion auf dem Kirchturm durchgefault. Gemäss dem Strafbefehl hätte der Architekt die Umgebung der Kirche nach seinem Augenschein absperren müssen.
Die Kirchturmspitze wurde provisorisch abgedichtet (die az berichtete). Nun, wo die Untersuchungen abgeschlossen sind, kann sie endlich saniert werden. Offerten eines Spenglers, eines Gerüstbauers und eines Zimmermanns liegen bereits vor: Sie belaufen sich insgesamt auf rund 90 000 Franken. (pz)