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Statt ihr Leben in der Schweiz jobbedingt aufzugeben, machte sich ein Bottenwiler Ehepaar mit japanischen Pouletknusperli selbstständig. Seit zweieinhalb Jahren betreiben sie einen Foodtruck in Aarau. Ende Jahr wollen sie auch ein Lädeli in der Altstadt eröffnen.
"Sprechen Sie besser mit meiner Frau, sie ist die Chefin", lacht Yuji Nakamura. Der Japaner versenkt zehn Pouletstücke im brutzelnden Öl, schöpft einen Löffel Reis aus dem Kocher, verwickelt einen Kunden in ein Gespräch über seine Heimat. Die Landschaft, die Menschen, das Essen. Kulinarisch habe Japan weit mehr zu bieten als Sushi, ist Yuji überzeugt. Das heisse Fritteusenfett färbt die Panade um die Hähnchenteile goldfarben. Vor dem Foodtruck im Aarauer Graben bildet sich eine Schlange.
Die "Chefin", Manuela Nakamura, trifft wenige Minuten später ein. Das Paar lernte sich vor bald 20 Jahren während eines Sprachaufenthalts in Neuseeland kennen. Die Liebe brachte sie erst in eine Fernbeziehung, dann Manuela für einige Jahre nach Japan, ehe die beiden ihre Zelte zurück im Aargau aufschlugen. Sie bekamen Kinder, kauften ein Haus.
Als Ehemann Yuji jobbedingt nach Belgien hätte ziehen müssen, war für die Familie klar, dass sie dem Ruf nicht folgen würde. Yuji heuerte als Techniker bei einem Poulethersteller an. "Wir dachten, wir befinden uns direkt an der Quelle, eine bessere Gelegenheit bietet sich nicht", erzählt Manuela.
Keine bessere Gelegenheit, die Schweizer Gaumen von "Karaage" zu überzeugen. Die Spezialität aus Japan wird ähnlich wie "Fried Chicken" frittiert. Anders als beim amerikanischen Pendant steckt das Gewürz bei den Karaage nicht in der Panade, sondern direkt im Fleisch. Mehrere Stunden, meist über Nacht, schlummern die Stücke in einer hausgemachten Marinade. Das macht sie nicht nur würzig, sondern auch saftig und zart. Die Nakamuras glaubten von Beginn an den Erfolg der "Karaage": "Bereits in Japan haben wir für unsere ausländischen Gäste immer Karaage gekocht – sie konnten gar nicht genug davon essen."
Das Ehepaar begann so einfach wie spontan. "Wir haben uns ein Zelt und eine Fritteuse gekauft und legten los", sagt Manuela Nakamura. Ihr Debut gaben sie vor rund drei Jahren am Japan-Festival in Davos. Die frittierten Pouletknusperli erfreuten sich grosser Beliebtheit. Wenig später kauften sich die Nakamuras einen gebrauchten, kleinen Foodtruck – quasi den Mini unter den rollenden Imbissständen – und kontaktierten die Stadt Aarau. Seit Anfang 2018 bietet das Ehepaar ihre japanische Spezialität nun über Mittag am Graben an. Neuerdings auch am Abend.
Aarau sei schon früher immer "ihre" Stadt gewesen, sagt Manuela Nakamura. Zudem sei der Standort ideal, weil hier viele Leute zirkulierten. Selbst Corona konnte ihnen das Mittagsgeschäft nicht vermiesen – im Gegenteil: "Es läuft eher noch besser, wir haben viele neue Kunden dazugewonnen." Nun wollen die Nakamuras expandieren: Ende Jahr eröffnen Sie ein Lädeli mit japanischen Lebensmitteln in den ehemaligen Räumlichkeiten des Frauenvereins an der Milchgasse.
Im heissen Öl brutzelt eine nächste Portion Fleischstücke. "Wakara" heisst frei übersetzt "lächelndes Pouletknusperli". "Weil unsere Karaage alle zum Lächeln bringen", strahlt Koch Yuji Nakamura.