Aarau/Lenzburg
Raiffeisenbank Aarau-Lenzburg: Solides Wachstum, aber nicht um jeden Preis

Die Raiffeisenbank Aarau-Lenzburg wappnet sich für die Zukunft. Das zeigt sich im kürzlich veröffentlichten Jahresabschluss der Bank. Diese Vorsicht werden auch die Genossenschafter spüren.

Florian Wicki
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Stefan Schenkel, der Vorsitzende der Bankleitung der Raiffeisen Aarau-Lenzburg, ist mit dem Jahresabschluss der Bank zufrieden. (Bild: August 2020)

Stefan Schenkel, der Vorsitzende der Bankleitung der Raiffeisen Aarau-Lenzburg, ist mit dem Jahresabschluss der Bank zufrieden. (Bild: August 2020)

Alex Spichale

Die Raiffeisenbank Aarau-Lenzburg hat ein herausforderndes Jahr hinter sich. Stefan Schenkel, Vorsitzender der Bankleitung, zeigt sich dennoch zufrieden: «In diesem anspruchsvollen Umfeld kann man sicher von einem erfreulichen Abschluss sprechen.»

Hauptgeschäft der Bank mit Filialen in Aarau, Gränichen, Kölliken, Oberentfelden und Lenzburg ist mit einem Anteil von rund 75 Prozent nach wie vor das Zinsdifferenzgeschäft. Dies ergibt sich aus der Zinsdifferenz zwischen Krediten, welche die Bank vergibt, und Spareinlagen, welche die Kunden bei der Bank halten. Davon will man aber weg, erklärt Schenkel: «Wir sind mittlerweile sehr stark diversifiziert.»

Das zeige sich auch in der Strategie der Bank: «Das Kreditgeschäft ist zwar nach wie vor wichtig für uns, für die strategische Entwicklung stehen jedoch andere Themen im Fokus.» Und zwar das Jugendsegment, das Anlage-/Vorsorgesegment und das Firmenkundengeschäft für mittelgrosse Unternehmungen.

In diesen Bereichen kann die Bank ein ordentliches Wachstum vorweisen, so ist zum Beispiel der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um fast 23 Prozent gewachsen, der Erfolg aus dem Handelsgeschäft um rund 10 Prozent. Deutlich gemässigter ist das Wachstum ganz strategiekonform im Kreditgeschäft. Je nachdem, ob man das ganze Ausleihungsgeschäft oder nur das Hypothekengeschäft betrachtet, beträgt dort das Wachstum zwischen 1,5 und 1,8 Prozent. Das soll so sein, so Schenkel: «Wir wollen gesund wachsen und nicht um jeden Preis – dafür machen wir das, was wir machen, auch vernünftig.»

Manege frei mit Raiffeisen

Auch die Kosten halten sich im Rahmen. So beträgt die wichtige Cost-Income-Ratio, also das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag, bei der Raiffeisenbank Aarau-Lenzburg inzwischen noch 61,3 Prozent. Sprich, von jedem erwirtschafteten Franken fliessen rund 61 Rappen direkt wieder weg. Im vergangenen Jahr betrug die Kennzahl 62,8 Prozent, ein Jahr davor noch 65,9 Prozent – die Richtung stimmt laut Schenkel: «Wir versuchen, diese Kennzahl weiter zu optimieren, sind jedoch auf einem Niveau, mit dem wir zufrieden sind.»

Trotz des Wachstums auf der Ertragsseite und trotz tieferer Kosten ist der Gewinn nicht angestiegen, sondern betrug mit 2,75 Millionen Franken sogar 3 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Das liegt laut Schenkel vor allem am ausserordentlichen Aufwand, der mit 6,71 Millionen Franken über 76 Prozent höher war als im Vorjahr: «Laut der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht müssen wir neu auch für Forderungen, die nicht ausfallgefährdet sind, Rückstellungen bilden.» Zusätzlich habe die Bank ihre Eigenkapitalbasis gestärkt, um für den geplanten Ausbau im Firmenkundengeschäft noch solider aufgestellt zu sein.

Ebenfalls gewachsen ist die Anzahl der Mitglieder der Genossenschaft: So hat die Bank nun 22’555 Genossenschafterinnen und Genossenschafter (+3 Prozent. Und die können sich heuer auf etwas freuen: «Da wir im vergangenen Jahr unseren Mitgliederanlass, das Schwingfest, coronabedingt nicht durchführen konnten, haben wir für dieses Jahr einen würdigen Ersatz geplant.» Der findet im November statt: «Wir laden unsere Genossenschafterinnen und Genossenschafter an eine exklusive Vorstellung in den Circus Knie ein.»

Tiefere Verzinsung der Anteilsscheine

Apropos Mitglieder: Die Inhaber von Anteilsscheinen der Genossenschaft konnten sich im vergangenen Jahr über eine leicht höhere Verzinsung (2,25 Prozent) ihrer Anteile freuen. In diesem Jahr betrage die Verzinsung wieder 2 Prozent, so Schenkel: «Jede Zinsausschüttung wirkt sich auf unser Eigenkapital aus – solches benötigen wir aber, um unser Bankgeschäft auch weiterhin in der ganzen Breite betreiben zu können.» Eine Bank, die zum Beispiel kein Firmenkundengeschäft anbiete, brauche auch viel weniger Eigenkapital.

Die Raiffeisenbank Aarau-Lenzburg hat 2021 übrigens einen Meilenstein erreicht: «Wir haben bei der Bilanzsumme im vergangenen Jahr zum ersten Mal die Schwelle von 2 Milliarden Franken überschritten», sagt Schenkel. Damit ist die Raiffeisenbank Aarau-Lenzburg (2,041 Milliarden Franken) mit ihren 95 Mitarbeitenden (rund 80 Vollzeitstellen) die zweitgrösste ihrer Art im Kanton, nur noch knapp hinter der Raiffeisenbank Rohrdorferberg-Fislisbach, die über eine Bilanzsumme von 2,137 Milliarden Franken verfügt. Zum Vergleich: Die Bilanzsumme der Aargauischen Kantonalbank betrug Ende 2020 rund 32 Milliarden.