«Meinstadion.ch»
Aarauer Stadion-Retter fordern von HRS Verzicht auf Hochhäuser

Die Gruppe «Meinstadion.ch», die für ein neues Fussballstadion in Aarau bereits über 430'000 Franken gesammelt hat, springt über ihren Schatten. Sie wäre mit einer weiteren Volksabstimmung einverstanden. Es ginge um den Bankkredit von acht Millionen Franken.

Urs Helbling
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Die meinstadion.ch-Gruppe an der Pressekonferenz vor kurzem.

Die meinstadion.ch-Gruppe an der Pressekonferenz vor kurzem.

Chris Iseli

«Der Start ist super gelaufen», erklärt der frühere FCA-Präsident Michael Hunziker. Er vertritt gegen aussen die Gruppierung «meinstadion.ch». Bis Dienstag wurden 550 000 Franken, also über eine halbe Million, für die Realisierung des Fussballstadions Torfeld gesammelt.

Zusätzlich zum Crowdfunding versucht die Gruppe nun auch verstärkt, politischen Druck aufzubauen. Am Dienstag publizierte sie einen «Offenen Brief» an den Stadtrat Aarau.

Der Brief im Wortlaut

Sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte

Vorweg gratulieren wir Ihnen zur Wahl in den Stadtrat und danken Ihnen fur die in den letzten vier Jahren geleistete Arbeit. Den Start in die neue Legislatur nehmen wir zum Anlass, offene Fragen rund um den Stadionbau im Torfeld Süd zu klaren.

Im Mai 2017 hat die HRS Real Estate AG (HRS) mitgeteilt, dass das Stadion fur 36 Millionen Franken nicht mehr gebaut werden kann. Anstelle einer Mantelnutzung soil der Stadionbau neu durch drei neben dem Stadion zu erstellende Hochhäuser querfinanziert werden. Vor diesem Hintergrund hat sich die meinstadion.ch GmbH formiert. In der Berichterstattung und der öffentlichen Debatte ist in den letzten Tagen vieles geschrieben bzw. diskutiert worden. Erlauben Sie uns daher, vier Punkte zu konkretisieren:

- Ja zu einer BNO-Revision, aber keine Verknüpfung init dem Stadionbau: Um diese Verknüpfung zu verhindern, braucht es unausweichlich zusätzliche finanzielle Mittel.

- Bankenkredit nur zu tragbaren Konditionen: Ein Bankenkredit kommt nur in Frage, wenn die Stadion AG alle von ihr zu tragenden Kosten (u.a. Verzinsung, Amortisation und Versicherungen) aus dem von der FC Aarau AG zu bezahlenden Pachtzins bezahlen kann.

- Im Zweifelsfalle eine Volksabstimmung: Ob der Bankenkredit einer Volksabstimmung bedarf, ist von den städtischen Behörden zu entscheiden. Um weitere Verzögerungen zu verhindem, ist im Zweifelsfalle eine Volksabstimmung durchzuführen.

- Kein Stadion im Baurecht: Das Aarauer Stimmvolk hat 2008 Ja zum Erwerb eines (unbefristeten) Miteigentumsanteils gesagt. Dies muss auch für jede Projektanpassung gelten. Der Erwerb des Stadions im Baurecht kann daher nicht zur Diskussion stehen.

Die mittels Crowdfunding zu sammelnden Gelder von 4 Millionen Franken stehen nur zur Verfügung, wenn bis Ende September 2018 für das Stadion ein unterzeichneter Kaufvertrag vorliegt. Daher bitten wir Sie, folgende vier Fragen bis am 15. Dezember 2017 zu beantworten:

- Hat der Stadtrat Kenntnis davon, ob die HRS mit einem Stadionkaufpreis (ohne Mantelnutzung) von 50 Millionen Franken einverstanden ist?

- Falls nein: Kennt der Stadtrat den von HRS verlangten, verbindlichen Kaufpreis? Wie hoch ist dieser?

- Für den Fall einer Volksabstimmung (Bankenkredit): Wie gedenkt der Stadtrat, den Fahrplan festzulegen, damit eine solche bis im August 2018 durchgeführt werden kann?

- Bis wann stellt der Stadtrat beim Aargauer Regierungsrat das Gesuch für die benötigten Sport-Totogelder? Bis wann wird mit einem Entscheid gerechnet?

Die über 1’000 Personen, welche der Stadt Aarau bis heute bereits einen Betrag von über 430'000 Franken geschenkt haben, danken dem Stadtrat fur eine wohlwollende Prüfung und zeitnahe Beantwortung. Noch verbleiben 170 Tage bis zum Verfall der Baubewilligung. Die Zeit drängt!»

Unterschrieben ist dieser ausser vom Anwalt Michael Hunziker vom Unternehmer Stéphane Mever («Lagerhäuser», Gönnervereinigung «White Socks») und vom früheren FCA-Verwaltungsratspräsidenten René Herzog.

Im Brief werden zentrale Aspekte aufgenommen, welche die AZ am 21.11. unter dem Titel «Knacknüsse auf dem Weg zum Stadion» thematisierte. Die «meinstadion.ch»-Initianten bieten Hand zur Durchführung einer Volksabstimmung über den von ihnen angeregten Bankkredit in der Höhe von 8 Mio. Franken.

Das Aarauer Fussballstadion Torfeld-Süd
13 Bilder
Blick hinein: So soll das Stadion innen aussehen. Es soll Platz für 10'000 Zuschauer bieten.
Der Eingang ins Stadiongebäude heisst Stadtloggia
Ansicht von Westen.
Auf dem Torfeld Süd wird das neue Aarauer Fussballstadion gebaut. Bild vom 3. Juni 2016.
Das geplante Stadion und das Parkhaus dazu. Parkhaus an der Florastrasse 5, Rockwell Parkhaus aufgenommen am 27.02.2015
Das geplante Stadion im Quartier Torfeld-Süd – es wäre vom Bahnhof Aarau in nur fünf Minuten erreichbar.
Auf dem Areal im Torfeld-Süd, wo das Stadion gebaut wird, fanden schon im November 2015 Abrissarbeiten statt.
Blick auf die Bauarbeiten auf dem Stadion-Areal aus anderer Perspektive. (November 2015)
Modell des geplanten Aarauer Fussballstadions im Torfeld Süd
Modell des geplanten Aarauer Fussballstadions im Torfeld Süd
Modell des geplanten Aarauer Fussballstadions im Torfeld Süd
Das alte Projekt lag 2009 öffentlich auf und wurde dann sistiert.

Das Aarauer Fussballstadion Torfeld-Süd

Vier konkrete Forderungen

Der Offene Brief trägt den Titel: «Die Zeit drängt!». Konkret werden folgende Forderungen aufgestellt:

  • «Ja zu einer BNO-Revision, aber keine Verknüpfung mit dem Stadionneubau: Um diese Verknüpfung zu verhindern, braucht es unausweichlich zusätzliche finanzielle Mittel.»

Will heissen: Die Bauherrin HRS muss von ihrer Forderung abweichen, dass sie mit dem Stadionbau erst beginnt, wenn eine rechtskräftige Baubewilligung für die drei Hochhäuser vorliegt. Diese ist innert nützlicher Frist («Die Zeit drängt!») nicht zu bekommen.

  • «Bankenkredit nur zu tragbaren Konditionen: Ein Bankenkredit kommt nur infrage, wenn die Stadion AG alle von ihr zu tragenden Kosten (unter anderem Verzinsung, Amortisation und Versicherungen) aus dem von der FC Aarau AG zu bezahlenden Pachtzins bezahlen kann.»

Will heissen: Es soll nicht der Verdacht entstehen, die Stadt Aarau müsse mittelfristig für den Stadionbetrieb aufkommen, den FCA indirekt subventionieren.

  • «Im Zweifelsfalle eine Volksabstimmung: Ob der Bankenkredit einer Volksabstimmung bedarf, ist von den städtischen Behörden zu entscheiden. Um weitere Verzögerungen zu verhindern, ist im Zweifelsfalle eine Volksabstimmung durchzuführen.»

Will heissen: Es soll jedes Risiko einer weiteren, zeitintensiven juristischen Auseinandersetzung vermieden werden («Die Zeit drängt!»).

  • «Kein Stadion im Baurecht: Das Aarauer Stimmvolk hat 2008 Ja zum Erwerb eines (unbefristeten) Miteigentumsanteils gesagt. Dies muss auch für jede Projektanpassung gelten. Der Erwerb des Stadions im Baurecht kann daher nicht zur Diskussion stehen.»

Will heissen: Baurecht ist immer in Bezug auf das Land bezogen. Das Land gehört der HRS. Eine Lösung mit Baurecht hätte zur Folge, dass die Stadion AG jährlich Baurechtszinsen zahlen müsste, was die Kosten für den FCA weiter hinauftreiben würde. Im Gegenzug könnte die HRS dank einer Baurechtslösung die Investitionssumme drücken.

Stadtrat soll schnell antworten

Die «meinstadion.ch»-Gruppierung hat neben den Forderungen auch Fragen an den Stadtrat, die sie bis zum 15. Dezember beantwortet haben möchte. Es geht vor allem darum, auszuloten, ob der Stadtrat «den von der HRS verlangten, verbindlichen Kaufpreis» kennt.

Und wie eine Volksabstimmung bis im kommenden August durchgeführt werden könnte. Und wann der Stadtrat dem Regierungsrat ein Gesuch für die zusätzlichen Swisslosfonds-Gelder (vorgeschlagen sind 4 Mio. Fr.) zu stellen gedenkt.

Lesen Sie hier den Kommentar zum Thema.