Am Freitag kommt der österreichische Kanzler Werner Faymann auf Staatsbesuch nach Aarau. Deshalb ist die grosse Tanne vom Aargauerplatz entfernt worden. Beim Empfang auf dem Platz hätte die Tanne gestört.
Eine stolze Höhe von fast 20 Metern hatte die Tanne in einem Garten an der Hohlgasse in Aarau erreicht. Langsam, aber sicher hob sie mit ihren Wurzeln die Gartenmauer an. Die Besitzer wollten sie deshalb fällen. Die Förster des Forstbetrieb Region Aarau baten, den Baum noch bis im November stehen zu lassen – danach würde er sein Leben in aller Ehre auf dem Aargauerplatz als Christbaum beenden.
Mit allen Ehren soll am Freitag aber auch der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann empfangen werden, bevor er Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf und die Aargauer Regierung zu Gesprächen über das Schweizerische Steuerwesen und den Föderalismus trifft. Um genau 10.45 Uhr empfängt Landammann Roland Brogli die österreichische Delegation auf dem Aargauerplatz – Spiel der Kantonspolizei und Zuschauer inklusive. Da würde die grosse Tanne in der Mitte stören. Regierungsratssprecher Peter Buri sagt dazu: Die Staatskanzlei sei bei der Planung für den Besuch davon überrascht worden, dass der Baum auf dem Aargauerplatz deutlich früher als in anderen Jahren aufgestellt worden sei.
Pech für den Weihnachtsbaum in spe. Am letzten Freitag wurde er aufgerichtet, gestern Morgen mussten ihn die Förster schon wieder abräumen. Weil das Zwischenlagern eines solch mächtigen Baumes schwierig ist und die Gefahr besteht, dass dabei Äste brechen, wird er nicht wieder aufgestellt. Dafür bekam die Tanne gleich zwei Ersatz-Leben geschenkt: Die kräftigsten paar Meter des unteren Stammes liegen nun im Hof des Kindergartens Asylstrasse im Schachen. Der Strunk ist der Ersatz für einen morsch gewordenen Kletterbaum. Ein bisschen dünner sei er zwar, aber sie hätten sich sehr über diese Überraschung gefreut, sagten die beiden Kindergärtnerinnen gestern: «Fünf Männer kamen und hievten den alten mit dem Kran weg, das war interessant für die Kinder.»
Und wo fand der restliche Baum seine Erfüllung? Die az wurde im Tierpark Roggenhausen fündig. Dort liegen die Nadeläste im Gehege der Ziegen, Truthähne und Schneehasen. Tierpflegerin Alexandra Hug, die gerade des Weges kam, erklärte: «Die Tanne ist für die Tiere Futter, Beschäftigung und Versteck in einem.» Der Baum sei am Morgen überraschend geliefert worden, sagte Hug. Die Förster wüssten, dass frische Äste im Roggenhausen gerne genommen würden. Auch nicht verkaufte kleine Weihnachtsbäume werden dem Roggenhausen jeweils geliefert.
Zu diesem Happy End gesellt sich noch eines: Der Aargauerplatz wird nicht nackt bleiben im Advent. Nein, eine zweite Tanne bekommt die weihnachtlichen Ehren: In Oberentfelden würden sie Ersatz hohlen, sagt Stadtförster Roger Wirz. Auch die Tanne vor der Stadtkirche stammt übrigens aus einem Garten – im Dammquartier.
Und wer zahlt nun den Weihnachtsbaumersatz? Laut Stadtpräsidentin Jolanda Urech wird der Kanton der Stadt den zusätzlichen Arbeitsaufwand von «ein paar hundert Franken» bezahlen.
Für die regulären drei grossen Stadt-Weihnachtsbäume kommt seit 2012 die Stadt Aarau auf. Bis 2010 waren es übrigens vier grosse Tannen, deren Standorte immer mal wieder wechselten. Bis im Jahr 2008 sponserte sie die Geschäftsvereinigung Zentrum. Doch die 14'000 Franken, welche diese den Ortsbürgern und der IB Aarau bezahlen mussten, wurden der Vereinigung zu viel.