Aarau erhält wohl per 2025 eine erste Tagesschule im Scheibenschachen. Wenn genug Bedarf da ist, soll auch eine in Buchs folgen. Ungeklärt ist die Schulweg-Frage. Und: Priorisiert wird nun auch die Schaffung von modularen Tagesstrukturen an allen Primarschulstandorten der Kreisschule.
Seit Jahrzehnten ist die Einführung einer Tagesschule in Aarau immer wieder mal Thema. Jetzt geht es plötzlich rasch: Schon am 27. November sollen die Stimmberechtigten in den Verbandsgemeinden Aarau und Buchs an der Urne darüber abstimmen, ob die Kreisschule Aarau-Buchs (KSAB) eine Tagesschule sowie an jedem Primarschulstandort schulergänzende, modular buchbare Kinderbetreuung (Hort) führen soll.
Horte gibt es zwar schon heute an vielen Orten, sie sind aber von der Schule losgelöst und werden durch Private angeboten, die ihre Angebote nun möglichst an die Schule übertragen sollen. Die Tagesschule wäre komplett neu. Der Unterschied ist, dass bei der Tagesschule die Kinder verpflichtend an fünf Tagen pro Woche in der Schule fremdbetreut werden, bei den modularen Tagesstrukturen kann man die Betreuungstage wählen. Beides soll jedoch der Schule angegliedert werden.
Das Geschäft (konkret: Gemeindevertrag) kommt nur an die Urne, wenn zuvor sowohl das Schulparlament als auch die beiden Einwohnerräte Ja sagen.
Ende 2021 fand eine Vernehmlassung zum Projekt statt. Es wurde gut aufgenommen, laut Mitteilung stimmten über 90 Prozent der Mitwirkenden (57 Organisationen und Einzelpersonen) sowohl der Übertragung der modularen Tagesstrukturen an die Kreisschule als auch der Führung einer Tagesschule zu. Es gab aber in einigen Punkten Bedenken. Zum Beispiel beim Standort der neuen Tagesschule. Geplant ist, dass sie als Modulbau neben das Aare-Schulhaus im Aarauer Scheibenschachen gestellt wird.
In der Vernehmlassung war unter anderem gefordert worden, dass auch Buchs einen Standort erhalten soll. Dies wäre nur in der Gysimatte möglich gewesen, hätte aber das Buchser Gemeindebudget belastet. Ausserdem war der Anstoss für eine Tagesschule aus dem Aarauer Einwohnerrat gekommen. Aber nach den Rückmeldungen aus der Vernehmlassung wird der Gemeindevertrag nun mit einem Abschnitt ergänzt, der festhält, dass bei genügender Nachfrage auch Buchs einen Standort erhält.
Auch der Schulweg war mehrfach Thema. Dieser falle grundsätzlich in die (auch finanzielle) Verantwortung der Eltern, heisst es im Vernehmlassungsbericht. Die Stadt Aarau muss aber ein Mobilitätskonzept erstellen. Ob und in welcher Form allenfalls durch die Schule Transporte organisiert werden könnten, kann erst geklärt werden, wenn klar ist, woher die für die Tagesschule angemeldeten Kinder überhaupt kommen.
Mehrfach wurde in der Vernehmlassung thematisiert, dass die Subventionsbeiträge an die Eltern zu erhöhen seien, damit sich nicht nur Gutverdienende die Tagesschule leisten können. In Buchs seien die Unterstützungsbeiträge viel tiefer als in Aarau, wurde zudem eingebracht. Dies, so heisst es im Vernehmlassungsbericht, sei aber Sache der Gemeinden: «Änderungen sind über die Einwohnerräte in den einzelnen Gemeinden anzustossen.»
Es war vorgesehen, zuerst die Tagesschule zu implementieren und erst danach die Überführung der modularen Tagesstrukturen zur Schule anzugehen. Was für die privaten Träger übrigens erstens nicht obligatorisch ist (sie können auch selbstständig weitermachen) und zweitens laut Vernehmlassungsbericht von diesen grossmehrheitlich begrüsst wird – offenbar, weil es schwieriger ist, einen Hort kostendeckend zu führen als eine Krippe für Kleinkinder.
Von verschiedener Seite war nun aber in der Vernehmlassung gefordert worden, die Überführung zu priorisieren, weil davon letztlich weit mehr Familien profitieren können – die Tagesschule hat schliesslich nur 154 Plätze. Also wird jetzt beides gleichzeitig gemacht. Die Tagesstrukturüberführung soll per 2028/29 umgesetzt sein. Die Tagesschule könnte nach heutigem Plan per Schuljahr 2025/26 den Betrieb aufnehmen. Das bedingt aber, dass der Kredit für den Modulbau bis spätestens Ende 2023 bewilligt wird.